Dann kommen wir mal zum Fazit:
Karl Geiger: Insgesamt natĂŒrlich eine gute Saison. Wer beim letzten Springen noch Gesamtsieger werden kann hat fast alles richtig gemacht. Nach dem starken Sommer habe ich das aber auch so erwartet. Seine Tournee war leider ein wenig enttĂ€uschend, da konnte er gegen Kobayashi und Co nicht viel ausrichten. Dann immer wieder mit kleineren Tiefen, aber doch recht konstant guten Ergebnissen. Sowohl bei Olympia und der Skiflug WM sehr schwach begonnen, die Veranstaltungen dann auf dem letzten DrĂŒcker doch noch irgendwie gerettet. Olympia-Einzel-Bronze ist angesichts der Verlaufs ein groĂer Erfolg. Ein wenig Ă€rgerlich ist das letzte Saisondrittel dann aber schon. Kobayashi war in der Schlussphase nicht so stark, in guter Form hĂ€tte er das regeln können. Letztlich fand ich Geigers Saison jetzt aber auch nicht so mega stark, als hĂ€tte sie den Gesamtweltcup verdient gehabt.
Eisenbichler: Nach dem Sommer hĂ€tte ich eigentlich mit einer weitaus schlimmeren Saison gerechnet. Die meiste Zeit war er dann doch irgendwie vorne dabei und konnte wie in GaP auch dann und wann Raketen zĂŒnden. Bis zu den Olympischen Spielen war die Saison absolut ok, wenn auch nicht ĂŒberragend. Beim olympischen Teamspringen war es sein zweiter Sprung, der die verloren geglaubte Medaille ermöglicht hat. Das Saisonende war dann natĂŒrlich aus seiner Sicht katastrophal. Zumindest beim WM-Teamfliegen hat er es einigermaĂen zusammengekommen. Ansonsten war das dem Top-Flieger Eisenbichler nicht wĂŒrdig.
Leyhe: Da kann man nicht viel meckern, fĂŒr seine Comeback-Saison war das von Beginn bis zur Saisonmitte schon wieder recht gut. Bei den Spielen dann nicht mehr so gut unterwegs, aber im Team seine Leistung gezeigt. Am Ende ging praktisch gar nichts mehr. Angesichts der Verletzung und der langen Saison war das aber nachvollziehbar (siehe Peier, der Ă€hnliche Probleme hate).
Schmid: GefĂŒhlt an jedem Wochenende hört man von Trainer, TV-Experten etc. wie toll seine Entwicklung ist. Ich sehe das leider anders. Klar war die Saison besser als die letzte, aber die Highlights, die er 19/20 setzen konnte, blieben aus. Die Tournee war zum Beispiel leider ĂŒberhaupt nichts. Die Olympischen Spiele und die Skiflug WM waren dagegen absolut ok, Olympia sogar eher gut. Am Ende schien er eigentlich erst wieder in Form zu kommen, hat dann aber ebenso schnell nachgelassen. Gesamt-WC Platz 23: Mehr als nĂ© Durchschnitts-Saison wĂŒrde ich ihm nicht bescheinigen.
Wellinger: Was hatte ich fĂŒr Hoffnungen, als er in Klingenthal zum Teil wirklich wieder an der Weltspitze dran schien. Leider ging es weniger gut weiter. Bei der Tournee musste man bei jeder Quali zittern und bangen. Dann noch die Knieprobleme und die Corona-Infektion, die wohl Olympia gekostet haben. HĂ€tte mir schon vorstellen können, dass er da eine Hilfe gewesen wĂ€re. Nach Lillehammer habe ich mir schon gedacht, dass die Saison endgĂŒltig eine miese Richtung genommen hat. Sein Comeback beim Skifliegen war dann aber erstaunlich und beachtlich. Top-15 im Einzel und ein entscheidender Faktor fĂŒr Team-Silber. In Oberstdorf und Planica dann auch wieder ordentlich mit gelegentlichen Highlights. NatĂŒrlich hat er aber ausgerechnet die Quali vermasselt, als ich zugeschaut hat. Nach der letzten Saison ohne einem einzigen Punkt war die Saison ein wichtiger Schritt, selbst wenn man sich ab und an mehr erhofft hĂ€tte.
Freund: Im COC gestartet, aber schnell zeigen können, dass die Form gut ist. Leider haben immer wieder Ă€rgerliche Situationen dazu gefĂŒhrt, dass sich all das nicht in Platzierungen ausgezahlt hat. Sehr Ă€rgerlich war die verpasste Olympia-Norm, da hĂ€tten wir ihn gebraucht. HĂ€ngen bleibt natĂŒrlich Rang vier in Willingen und Team-Silber beim Skifliegen.
Das er aufhört, ist schon ein ziemlicher Schock. Freund ist einer der absoluten Sporthelden meiner Jugend. Die Frage nach meinen Lieblingssportler hĂ€tte ich wohl mit seinem Namen beantwortet. Erinnere mich noch an seine ersten Siege in Saporro und Willingen als wĂ€re es gestern gewesen. Freund war derjenige, der Hauptverantwortlich dafĂŒr war, dass das deutsche Skispringen nach einer langen Talsohle wieder groĂ geworden ist. Was waren das fĂŒr spannende Springen bei Olympia, Tournee, Weltcup-Finale und WM, die auch nicht jedes Mal ein gutes Ende nahmen. Auch das gehört aber irgendwie zu so einer Karriere dazu. Mit seiner bodenstĂ€ndigen und sympathischer Art war er ein toller ReprĂ€sentant fĂŒr das deutsche Skispringen. Ich bin wirklich froh, ihn in Oberstdorf noch mal live fliegen gesehen habe. HĂ€tte ich das mit dem Karriereende gewusst, wĂ€re ich vielleicht sogar nach Planica gefahren. Mit zwei Team-Medaillen hatte er nach all den Verletzungen ein vernĂŒnftiges Ende. Ist ja auch nichts selbstverstĂ€ndliches. Danke fĂŒr alles und alles Gute fĂŒr die Zukunft!
Paschke: Ordentlicher Saisonstart mit Ergebnissen die im Bereich des Vorjahres lagen. Leider hat er bei der Tournee völlig den Faden verloren und diesen bis zum Ende nicht wieder gefunden. War immer mehr ein Fan von Freund und Wellinger, weshalb mich in Bezug auf die Olympia-Nominierung seine Talsohle nicht mal so gestört hat. Trotzdem kann man nur hoffen, dass er sich noch mal berappelt. Er kann deutlich mehr, als er in dieser Saison gezeigt hat.
Freitag: Tja...es lief von Anfang an nicht gut. Schlechte Platzierungen im COC, teilweise FIS-Cup-EinsĂ€tze, verpasste Tournee. In Neustadt hat er mit dann eigentlich gut gefallen. Die Höhe in seinen SprĂŒngen hat gefehlt, aber fliegerisch sah das Top aus. Deswegen dachte ich auch, dass in Hinblick auf die Skiflug-WM vielleicht was geht. Leider waren seine Leistungen danach im COC wieder deutlich schlechter, was dann verstĂ€ndlicherweise im Karrierenende endete. F & F in einer Saison zu verlieren ist trotz der fehlenden Resultate schon hart. Die prĂ€gende Figur war zwar meist Freund, doch auch Freitag hatte einen groĂen Anteil am Aufschwung des deutschen Skispringens. Unvergessen ist natĂŒrlich vor allem sein Sieg am Bergisel nach all den Tournee-Pleiten. Leider hat er sich nie so ganz von seinem Sturz von der DSV-Schicksalsschanze erholt. Immerhin konnte er bei der Skiflug-WM eine groĂe Einzelmedaille holen - und ich war dabei.
Leider ist es kein schönes Ende geworden und ich verstehe auch trotz des Sturzes nicht so ganz, warum es gar nicht mehr laufen wollte. Trotz allem hat er einiges erreicht.
Siegel: Vielversprechender Start in China. Danach lief leider kaum was zusammen. Der erhoffte Schritt nach vorne blieb leider aus. Das stimmt nicht gerade hoffnungsvoll fĂŒr die Zukunft. Jung genug wĂ€re er zumindest noch.
Raimund & Lisso: Die zwei besten Nachwuchs-Hoffnungen aus deutscher Sicht. In Neustadt und zum Teil auch beim COC mit sehr guten Leistungen. Was fehlt ist die Konstanz und die Weltcup-Erfahrung. Die beiden scheinen aber immerhin so weit zu sein, es in der nÀchsten Saison ins Team schaffen zu können.
Insgesamt fand ich die Saison aus DSV-Sicht leider nicht so wahnsinnig gut. Sensationeller Saisonstart ja, aber schon bei der Tournee durfte man enttĂ€uscht sein. Bei den Olympischen Spielen und bei der Skiflug WM hat man sich irgendwie so durchgemogelt und weist zumindest eine ordentliche Bilanz auf. So de richtigen Flow hatten wir aber nicht. Das war mehr Kampf und Krampf. Das Saisonende war dann absolut gar nichts mehr. Beinahe hĂ€tte uns sogar Norwegen noch ĂŒberholt. Mit Tande und Johansson wĂ€re das auch passiert.