Gestern ist der zweite Teil von Ryôyûs Tagebuch erschienen.
Mit meinen Resultaten konnte ich mich erkenntlich zeigen
Den Gesamtweltcup so früh festzumachen,...
Am 10. März belegte ich beim 23. Einzelweltcupspringen den 5. Platz und konnte damit den Gesamtsieg dieser Saison entscheiden. Dahinter stehen auch meine Eltern und alle Leute meiner Firma Tsuchiya Home, die mich unterstützt haben, wofür ich dankbar bin. Ich freue mich darüber, dass ich mit meinen Resultaten etwas zurückgeben kann. Noch kann ich es nicht voll und ganz fassen, aber am 24. wird es in Slowenien nach dem letzten Springen die Siegerehrung geben, und ich glaube, dass dann das richtige Gefühl in mir emporkommt.
Dass ich den Gesamtsieg errungen habe, wurde mir nach meinen Sprüngen von jemand mitgeteilt. Ich war verblüfft, denn es stehen in der Saison ja noch Wettkämpfe aus und ich hätte niemals gedacht, dass die Entscheidung so früh fallen würde. Diese ist meine vierte Weltcupsaison. Wie es zuvor lief, kann ich nicht gut in Worte fassen, aber ich glaube, dass ich aus verschiedensten Erfahrungen lernen konnte. Ich habe meine Sprünge überarbeitet und es war entscheidend, dass das gut angeschlagen hat.
In dieser Saison konnte ich meinen ersten Weltcupsieg und den Gesamtsieg der Vierschanzentournee erringen. In der kommenden wird es kein Big Event wie Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele geben, deshalb möchte ich mich auf jeden Fall in eine Position bringen, in der ich wieder den WC-Gesamtsieg anvisieren kann. Ich weiß nicht, wie es werden wird, aber ich möchte während der Off-season-Zeit verletzungsfrei an meiner Physis arbeiten.
Nachdem ich den Gesamtweltcup sicher hatte, bekam ich Glückwünsche von meinen Teamkameraden und von Menschen aus meinem Umfeld. Nach der Rückkehr ins Hotel wurde ich von Nori-san, der auch Sportdirektor bei Tsuchiya Home ist, in den Arm genommen und beglückwünscht. Als Anerkennung schenkte er mir etwas aus Japan zum Essen, Aal, den man so, wie er ist, verzehren kann. Noch habe ich ihn nicht gegessen (lach). Auch japanische Medien haben viel berichtet. Ich freue mich darüber, dass durch diesen Anlass mehr über die Interessantheit und die Schwierigkeit des Skisprungsportes bekannt wird. Ich fände es gut, wenn es mehr Gelegenheiten gäbe, dass viele Menschen beim Skispringen zuschauen.
Überholen und überholt werden
Derzeit kämpfe ich in Norwegen bei der aus vier WC-Springen bestehenden „Raw Air“-Tour, bei der alle ersprungenen Punkte einschließlich der Qualifikationen zusammengerechnet werden, um das Gesamtergebnis. Der einheimische Johansson steht an der Spitze (Stand 12. 3.), ich bin dritter. Nach Möglichkeit möchte ich nicht zurückfallen. Dass starke Springer dabei sind, empfinde ich als einfach wunderbar.
Weil ich diese Saison in so sehr guter Form bin, hat Nori-san wohl gesagt: „Das wäre besser voriges Jahr so gewesen, als die Spiele in Pyongchang waren“, aber ich selbst sehe das überhaupt nicht so. Natürlich ist es gut, wenn man die Form für eine Olympiasaison steigern kann, aber weil ich im vergangenen Jahr noch überhaupt nichts von meiner jetzigen Stärke hatte, ist es für mich auch nicht bitter. Ich meine, dass immer wieder starke Springer auftauchen werden und dass man in den Wettkämpfen überholt und überholt wird. Ich bin auch gespannt darauf, wie weit ich es noch bringen werde. Es ist nicht so, dass ich mit dem Jetzigen zufrieden bin, sondern spüre, dass ich mich auch künftig beständig werde verändern müssen.
Als mein Gesamtweltcupsieg feststand, war es der 11. März (vor Tagesanbruch), der Tag, an dem sich vor elf Jahren die große Erdbebenkatastrophe in Nordostjapan ereignet hatte. Ich war zu jener Zeit unterwegs, um an einem Springen in Niigata teilzunehmen, als es bebte, war der Wettkampf vorüber und ich wollte mich gerade auf den Weg nach Hause in mein Elternhaus in Iwate machen. Ich hatte ausgecheckt und mein Gepäck eingeladen, als es ungeheuer bebte und ich fragte mich, was das sei. Dann sah ich es im Souvenirladen im Fernsehen und war schockiert. Es waren Bilder, wie ein Tsunami Häuser verschluckt. Zuerst konnte ich gar nicht glauben, dass diese Bilder Wirklichkeit waren.
Blicke ich auf jene Zeit zurück, dann meine ich, dass ich sehr gereift bin. Was ich jetzt kann, ist, gut zu springen. Ich würde mich feuen, wenn ich durch meinen Sport viele Menschen Fröhlichkeit und Kraft geben könnte.
(Nori-san: siehe Eingangspost, Erklärung von Yukijorou)