Hier ist ja eine richtiger Austausch in Gang gekommen!
@ Viceroy:
Abreise verweigern und in B'hofen springen, das ist undenkbar. (Ganz davon abgesehen, dass der Verband sicher auch diese Springer nicht gemeldet hat.)
Die japanischen Springer unterstehen nicht nur ihrem Verband und dem Nationaltrainer etc., sondern auch ihrem Heimteams. Sie sind, wie allseits bekannt ist, Angestellte ihrer Firmen und erhalten sozusagen Arbeitsanweisungen. Wenn die Firma also möchte, dass ein Springer bei einem bestimmten Wettkampf in Japan startet, weil sie sich davon Popularität, Werbeeffekte, Prestige etc. erhofft, dann hat der Springer sich dem zu fügen. (Denkt bitte daran, dass es z. B. im europäischen Fußball zuweilen auch Querelen gibt, wenn ausländische Clubs Spieler nicht für Aufgaben der Nationalmannschaft freigeben wollen.)
Das Aushandeln der Interessen zwischen Nationalmannschaft und Firmenteams ist in Japan immer etwas kompliziert. Jeder Nationaltrainer hat Probleme dabei. Während der langfristig angelegten Vorbereitung auf die OS 98 in Nagano war es Ono gelungen, von den Verantwortlichen - im nationalen Interesse - mehr Vollmachten gegenüber den Clubs zu erhalten. Aber diese Phase scheint vorbei zu sein.
Die Springer stehen leider zwischen den oftmals widerstrebenden Seiten. Wie ich schon schrieb, hat sich Kasai ganz klar bedauernd über den Ausstieg aus der Tournee geäußert, aber auch in Itos und Takeuchis Blog finden sich ähnliche Bemerkungen.
Über die Budgetkürzung, die Du erwähnst, hatte ich bisher noch nichts Konkretes gelesen. Aber passen würde es. Japan ist dabei, sich auf bestimmt Schwerpunktsportarten zu konzentrieren, in denen man sich eher Erfolge erhofft. Skispringen scheint nicht dabei zu sein. Außerdem hatte die Finanzkrise Japan erheblich getroffen.
@ bisti21
Es ist, wie Sano schon vermutete: Wäre einer nach drei Springen aussichtsreich weit vorn gewesen, dann hätte er bleiben dürfen. Ich hatte das vor Weihnachten bereits irgendwo gelesen.
@ alle:
Vom 7. bis 10. Januar (Feiertag in Japan) finden in Sapporo vier Springen statt, es geht jeweils um Pokale verschiedener Fernsehsender, die dann natürlich auch die Wettkämpfe übertragen. Das ist eine wichtige Gelegenheit, Medienpräsenz und Interesse zu erreichen, Zuschauer anzulocken etc. Deshalb sind die Teams natürlich daran interessiert, dass ihre besten Leute dabei sind.
Zu Thiele:
Auch ich gucke fast immer Eurosport, aber nur, weil ARD/ZDF für mich auch keine Alternative sind. ORF wäre eine, den bekomm ich aber bei mir nicht.
Ich finde Thiele ziemlich parteiisch. Er behauptet zwar gern, dass er alle mag, aber es gibt kaum ein Springen, in dem er unter der Prämisse "Das Hemd ist uns eben doch näher als der Rock." die Deutschen, Österreicher und Ammann heraushebt.
Kasais Knieverletzung war im übrigen ähnlich wie Schlierenzauers. Er war bei Saisonbeginn längst noch nicht wieder voll hergestellt und hat sich selbst zunächst Ziele um den 20. Platz gesetzt. Wer seinen Ehrgeiz kennt, der weiß, dass da keine Selbstzufriedenheit, sondern Realismus dahinter steckt.
@ Sano:
Ein Special zu Kasai! Schade, aber ich konnte gestern nicht gucken.
Am Rande noch: Ich war in GAP, da hat der Stadionsprecher (den ich ansonsten nicht besonders schätze) eine Standing Ovation für ihn initiiert (ich weiß nicht, ob das übers Fernsehen kam) - die ganze Sitztribüne hat sich erhoben und die Leute haben ihm zugejubelt. Darüber hat er sich echt gefreut. (Er schien sowieso gute Laune zu haben, gab Kindern Autogramme etc.)