Nachdem gestern die Nachricht vom plötzlichen Rücktritt Watases kam, gibt es nun erste Informationen zu den Hintergründen. Es war offensichtlich der geplante spektakuläre Schritt eines Mannes, der an den Grenzen des für ihn Mach- und Vertretbaren angelangt war und genau den Zeitpunkt gewählt hat, an dem die größtmögliche Aufmerksamkeit erreicht werden kann. Auch wenn dieser für die Springerinnen der denkbar schlechteste ist, er sah in dieser dramatischen Zuspitzung sicher den einzigen Weg, auf die seit Jahren anhaltende desolate finanzielle Situation in seinem Tätigkeitsbereich und damit einen wunden Punkt des japanischen Sports hinzuweisen.
(* Satz/Sätze davor sind Übernahmen von Passagen oder Inhalten:
*:
[FONT="]http://www.sanspo.com/sports/news/20130215/ski13021505050004-n3.html[/FONT][FONT="][/FONT]
**:
http://hochi.yomiuri.co.jp/sports/winter/news/20130214-OHT1T00244.htm[FONT="] [/FONT][FONT="])[/FONT]
Im Mai des vergangenen Jahres war sein Vertrag mit der Firma, in der er und seine Tochter Ayumi angestellt waren ausgelaufen, die Ski-Sektion wurde aufgelöst. Wegen der laufenden Sommerwettbewerbe gestaltete sich die Suche nach einer neuen Anstellung schwierig und langwierig und er musste etliche Zeit seinen Lebensunterhalt durch Arbeitslosengeld und Nebenjobs bestreiten. Obwohl dem japanischen Skiverband (SAJ) die prekäre Situation bekannt war, bat man ihn ständig, doch weiterzumachen, was der Skisprung-Chef Saitô Chiharu heute bereut. (*, **)
Wenn der SAJ Teams entsendet, übernimmt er ca. 50 Prozent der Kosten, das andere müssen die Sportler selbst aufbringen. Wer einem Firmenteam angehört, erhält von seinem Arbeitgeber finanzielle Unterstützung. Eine einmalige Reise ins Ausland kostet mehr als 200000 Yen (1600 Euro), nimmt man Aufwendungen für Trainingslager und Material hinzu, dann schlägt eine Saison mit mindestens 3 Millionen Yen (24000 Euro) zu Buche.
"Watase ist seit 1990 als Trainer dabei, er war zu Auslandswettkämpfen immer mit eigenen Kochuntensilien unterwegs, mit deren Hilfe er die Springerinnen mit Curryreis und anderen Imbissen versorgte." (*) Ständig zahlte er aus eigener Tasche drauf.
Watase, einst selbst Skispringer, betreute Takanashi Sara seit mehr als vier Jahren, ist also der "Vater" der derzeit weltbesten Springerin. Während sie eine angemessene Förderung erhält, da sie als aussichtsreiche Goldkandidatin für Sotschi gilt, sieht die finanzielle Situation ihrer Teamkolleginnen schlecht aus. Shigeno Misaki, die aufgrund ihrer Resultate von Sapporo und Zaô für die WM nominiert wurde, verdient sich mit einem Job in einer Kneipe in Sapporo ihren Lebensunterhalt. Beim Abflug am 11. ließ sie ihre Stimmung durchblicken: "Ich nehme mir gar nichts vor, ich will (die WM) genießen." (*)