Weil er so schön ist, ein Artikel von heute:
Daiki - auf rutschigem Weg
Das Lachen blieb einem im Halse stecken, als Japans As eine "skurrile Einlage" bot. Auf einem sehr guten 2. Platz liegend rutschte er im zweiten Durchgang auf dem Startbalken mit der den Körper abstützenden Hand ab, stürzte nach vorn und rutschte in dieser Haltung den Ablauf 80 Meter hinab bis zum Schanzentisch. Kurz vor der Kante blieb er liegen, wurde aber disqualifiziert und endete auf dem 30. Platz. Glücklicherweise ist nichts Ernstes passiert, und es wird wohl keine Nachwirkungen geben. Er wird diesen schlimmen Zwischenfall in Kraft für das Kommende umsetzen und in Richtung der im Februar nächsten Jahres stattfindenden Olympischen Spiele in Sotschi, bei denen man von ihm eine Medaille erwartet, mit den Flügeln schlagen.
Als es passierte, schrien die Fans an der Schanze auf. Die minus drei Grad kalte Luft wurde noch frostiger. Überall nur Ausrufe wie "Äh", "Ah", die nicht zu formulierten Wörtern wurden. Vor ihren Augen sahen sie Itô, der auf Knien und Händen den Anlauf hinunterrutschte und mit beiden Händen verzweifelt versuchte, sich abzubremsen. Es war eine Szene, die nicht vorstellbar ist.
Mit 130,5 Metern im ersten Durchgang hatte er auf Platz 2 gelegen und hatte nun auf jeden Fall seinen ersten Podestplatz der Saison, aber sogar auch seinen 5. Weltcupsieg vor Augen. Es ist seine übliche Routinesache, direkt vor dem Start innerhalb weniger Sekunden Helm und Bindung zu überprüfen. Dann wartet er auf das grüne Startsignal, stützt sich mit nach hinten gelegten Händen auf den Balken und stößt sich dann in die Anlaufspur ab.
Das Missgeschick passierte, als die Ampel auf Gelb stand. Die rechte Hand rutscht ihm weg, er müht sich, wieder in die Position zurückzukommen, als ihm auch die linke Hand weggleitet. Der linke Ski geht völlig nach außen weg, er landet im Schnee mit den Beinen in der Luft und fällt längs hin. Er gerät in drehende Bewegungen und müht sich aus Leibeskräften, sich abzubremsen. Auf diese Weise hat er fast die Tischkante erreicht, als ihn Helfer zu fassen bekommen und stoppen.
Itô erhebt sich und begibt sich für einen neuen Start zur seitlichen Treppe. Als die Fans in dem vor Kälte erstarrten Stadion sehen, dass er gehen kann, lassen sie ein Aufatmen vernehmen. Die japanische Mannschaft beantragt einen zweiten Versuch. Der Internationale Skiverband (FIS) jedoch entscheidet, dass Itô bei Gelb gestartet sei. Ein neuer Start wird nicht genehmigt, der Durchgang als Disqualifikation gewertet.
Der FIS-Renndirektor, Hofer, der seit 20 Jahren mit dem Weltcup befasst ist, spricht von einem Zwischenfall, wie er ihn "zum zweiten Mal" sehe. So etwas kann man bei einem Anfänger schon mal sehen, aber bei einem Spitzenspringer, der Olympiaerfahrung hat und als Medaillenkandidat gilt, ist es ein Fehler durch Unachtsamkeit. Itô ist jemand, der, auch nachdem er am Vortag die ersten Weltcuppunkte der Saison erreicht hatte, immer wieder Worte der Selbstkritik äußerte, nicht in gelöste Stimmung kam und immer nach Perfektion strebt. Das ist sein Charakter. Auch wenn ihm ein Fehler unterlaufen ist, es war einer, den man ihm nicht vorhalten kann.
Mit Rücksicht auf den Wunsch Itôs, wegen der anstehenden ärztlichen Behandlung keine Interviews zu geben, stellte sich der Chefcoach des japanischen Verbandes und Itôs Heimtrainer, Saitô Hiroya, den Journalisten. Durch Hautabschürfungen habe er am linken Knie eine blutende Wunde, er habe auch Stöße abbekommen. Saitô, Itô abschirmend, erklärt: "Es ist bedauerlich, aber wir sind erleichtert, dass es nichts Ernstes ist. Er selbst bittet vielmals um Entschuldigung. Wir möchten aber ab nun nicht mehr über die Sache sprechen." Wegen einer Verletzung war er in diese Weltcupsaison erst gegen Jahresende verspätet hinzugestoßen, hat aber mit dem gestrigen 6. Rang und dem heutigen ersten Durchgang Anzeichen eines Formanstiegs gezeigt. Ein Jahr vor dem entscheidenden Großereignis sollte er die Sache als nichts weiter als einen bösen Traum betrachten. Chancen, seine Ehre zu retten, wird er nach Belieben haben.
(aus:
www.nikkansports.com)