"Noch viel Luft nach oben"
Bochums Andreas Luthe hat gemeinsam mit Torwart-Kollege Jonas Ermes »In Safe Hands« gegründet. Die Idee: Torhüter helfen Flüchtlingen. Wie funktioniert das? Und: wo bleiben die Nachahmer?
»In Safe Hands« (Facebook) heißt der gemeinnützige Verein, der von Bochum-Torwart Andreas Luthe und seinem ehemaligen Mitspieler Jonas Ermes ins Leben gerufen wurde. Ziel: Prominente Torhüter aus der ersten und zweiten Bundesliga nutzen ihre Kontakte und Popularität, um auf Hilfsprojekte hinzuweisen, die Spendenbereitschaft zu erhöhen oder packen gleich selbst mit an.
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Was hat Sie letztlich darin bestärkt, ein eigenes Projekt auf die Beine zu stellen?
Ich sah eine Reportage über einen jungen syrischen Anwalt, den der Krieg nach Deutschland geschwemmt hatte. Der war in seiner Heimat ein erfolgreicher Mann, hatte Ansehen und gutes Geld. Bis ihm alles genommen wurde und er sich gezwungen sah, mit seiner Freundin zu fliehen. Die musste er auf der Flucht zurücklassen. Und als er endlich in Deutschland angekommen war, wurde er von irgendwelchen Pegida-Idioten begrüßt. In der Reportage erzählt er, dass er sich inzwischen so fühle, als sei er nichts mehr wert. Da dachte ich mir: Das hättest auch du sein können.
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Wie schätzen Sie die allgemeine Hilfsbereitschaft der hiesigen Profifußballer zum Thema Flüchtlinge ein?
Da ist noch sehr viel Luft nach oben. Die Vereine leisten zum Teil gute und umfassende Arbeit, aber von den Spielern erwarte ich mir eigentlich mehr. Vielleicht hat noch nicht jeder erkannt, wie groß dieses Thema eigentlich ist und dass es uns in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen wird – und nicht nur ein paar Wochen.
Wie könnte man das ändern?
Vielleicht sollten die Klubs ihre Spieler dabei mehr in die Pflicht nehmen. Als Profifußballer lebst du manchmal in einer Art Parallelwelt, da braucht es eben mal einen sanften Tritt in den Hintern. Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, dass sich solch ein Engagement wirklich lohnt und man seinen Teil dazu beitragen kann, dass sich Menschen auf der Flucht bei uns zumindest mal willkommen fühlen.