Bevor das wieder im virtuellen Nirvana verschwindet, gibt es jetzt schnell das hier. Ein drittes Mal möchte ich mich mit Fortuna Düsseldorf nun wirklich nicht auseinandersetzen müssen. :clown:
Wenn man innerhalb einer Saison drei Trainerwechsel vornimmt, dann läuft meist irgendwas gewaltig schief. So auch bei Fortuna Düsseldorf in der Saison 2015/16. Unter dem neuen Trainer Frank Kramer legte man einen klassischen Fehlstart hin und stand am 5. Spieltag mit lediglich einem Punkt auf dem letzten Tabellenplatz. Da die Bilanz in den nächsten Spielen nur geringfügig besser wurde und man weit hinter den eigenen Erwartungen zurückblieb, wurde das Kapitel Kramer nach gerade einmal fünf Monaten beendet. Interimstrainer Peter Hermann übernahm für die verbleibenden Spiele vor der Winterpause. Unter seiner Regie konnte man die Abstiegsplätze verlassen und überwinterte auf Platz 15. Da Hermann jedoch schnell signalisierte, dass er trotz seiner guten Bilanz von sieben Punkten aus vier Spielen wieder zurück auf seinen angestammten Posten als Co-Trainer wollte, musste ein neuer Cheftrainer her. Für viele - wenn nicht gar alle - Beobachter überraschend fiel dabei die Wahl auf Marco Kurz, der am 30.09.2013 in Ingolstadt entlassen wurde und seitdem keinen Verein mehr betreute. Kurz schickte sich an seine Horrorbilanz aus Ingolstadt (1S-1U-7N) einzustellen, doch nach sieben Spielen (1S-1U-5N) und dem Fall auf den Relegationsplatz zogen die Düsseldorfer auch schon die Reißleine. Kurz machte damit seinem Namen wieder alle Ehre und konnte seiner beeindruckenden Serie eine weitere Station, bei der nach wenigen Spielen entlassen wurde hinzufügen. Sollte der Trend (Entlassung nach 10 Spielen bei Hoffenheim, 9 bei Ingolstadt und 7 bei Düsseldorf) anhalten, wird er bei seiner nächsten Station vermutlich noch am Tage seiner Verpflichtung entlassen. Doch zurück zur Fortuna...Den Abgrund vor Augen entschied man sich auf einen abstiegskampferprobten Trainer zu setzen und verpflichtete Friedhelm Funkel. Dies erwies sich als kluger Schachzug, denn mit einer ausgeglichen Bilanz an den letzten neun Spieltagen führte Funkel die Fortunen auf einen direkten Nichtabstiegsplatz. Die schlechteste Platzierung seit der Rückkehr in die zweithöchste Spielklasse im Jahre 2009 hatte natürlich personelle Konsequenzen. Sportdirektor Rachid Azzouzi wurden seine Irrwege bei Kaderzusammenstellung und Trainerauswahl zum Verhängnis und es kam "zur einvernehmlichen Trennung." Ja, ne, is klar. Neuer Sportvorstand wurde Jungspund Erich Rutemöller, der nach einer gefühlten Ewigkeit wieder einen Posten in Deutschland bekleidet. Setzt man mit dem 71jährigen Rutemöller und Friedhelm Funkel bei den Verantwortlichen voll auf den Faktor Erfahrung, so steht die Neuzugänge unter dem Motto "Jugend forscht." Neben einigen Eigengewächsen wie Mittelstürmer Iyoha wurden mit Kiesewetter, Yildirim, Ritter, Ngombo und Leihspieler Ferati ausnahmslos U23-Spieler verpflichtet. Neben ihrer Jugend haben die neuen Spieler noch eine Gemeinsamkeit, sie sind auf den Offensivpositionen zu Hause. Nach gerade einmal 32 Treffern in der letzten Saison ist eine Blutauffrischung dort auch dringend nötig gewesen. Verlassen haben den Verein mit Mavrias, Demirbay, Djurdjic und Pohjanpalo gleich vier Leihspieler, wobei aber lediglich der Abgang von Demirbay wirklich eine Schwächung darstellt. Mit Sararer hat zudem der beste Vorbereiter den Verein verlassen. Die anderen Abgänge (Bolly, Strohdieck, Averor) sind unter der Kategorie Ergänzungsspieler einzusortieren.
Den Saisonverlauf der Fortuna aus Düsseldorf einzuschätzen, ist wirklich verdammt schwierig. Die Offensive war letztes Jahr schon schwach und mit Demirbay hat man den besten Torschützen der letzten Saison verloren. Was mir aber gefällt, ist der konsequente Weg auf junge Neuzugänge zu setzen. Marlon Ritter hat eine Bombensaison in der RL West gespielt, Ferati hat erste vielversprechende Schritte in der dritten Liga gemacht. Mit Bebou und dem neuen Mittelstürmerduo Iyoha/Ngombo hat man da einige Leute, die mit ihrer Unbekümmertheit für Wirbel sorgen könnten. Was allerdings neben der schweren Verletzung von Yildirim problematisch sein könnte, ist, dass im vorderen Bereich kein erfahrerener Spieler im Kader steht. Die Routiniers (Rensing, Bellinghausen, Madlung, Haggui, Fink) spielen alle auf Defensivpositionen. So steht und fällt das Offensivspiel vollkommend mit den jungen Kräften. Können diese schon konstant liefern? Funkel mag nicht die sexy Lösung sein, aber für eine Saison, in der es nur darum gehen kann, sich zu konsolidieren, ist das nicht verkehrt. Mit seiner Erfahrung wird er nicht durchdrehen, wenn der Start holprig verlaufen sollte und die Fortuna auf einen hinteren Mittelfeldplatz führen. Platz 11-13.
Nach einer weiteren Saison im Abstiegskampf wird bei 1860 München nicht gekleckert, sondern geklotzt. Es scheint jedenfalls so, als habe die letztjährige Saison Ismaik endgültig die Augen und den Geldbeutel geöffnet. Hat er sich bisher größtenteils darauf beschränkt, Lücken zu stopfen, stellte er vor dieser Saison mehrere Millionen für Neuzugänge zur Verfügung. Dass 1860 überhaupt ein weiteres Jahr in Liga 2 verbringen darf, verdankt man Daniel Bierofka, der das Team nach dem 30. Spieltag auf einem Abstiegsplatz übernahm und durch drei Siege zum Klassenerhalt führte. Da Bierofka noch nicht über die benötigte Trainerlizenz für den Profibereich verfügt und zurück zur U23 geht, musste zum Saisonstart ein neuer Cheftrainer her. Neuer Mann an der Seitenlinie wurde Kosta Runjaic, der im September 2015 in Kaiserslautern entlassen wurde. Runjaic kann in seiner ersten Saison als Löwendompteur auf eine runderneuerte Mannschaft zurückgreifen. Mit Christopher Schindler hat jedoch der letztjährige Kapitän seinen Jugendverein verlassen und sich dem englischen Zweitligisten Huddersfield angeschlossen. Nach Israel bzw. China hat es mit Kagelmacher und Okotie zwei weitere Stammkräfte ins Ausland verschlagen. Gern behalten hätte man U19-Nationalspieler Neudecker, der in der letzten Saison erste Begegnungen in der zweiten Liga absolvieren konnte. Neudecker zog es jedoch in den hohen Norden und zum FC St. Pauli. Aber genug von den Abgängen, beschäftigen wir uns lieber mit den Neuzugängen. Jan Zimmermann soll auf der Torwartposition für Ruhe und Stabilität sorgen, nachdem in der letzten Saison Eicher und Ortega nicht dauerhaft überzeugen konnten. Die defensiven Außenpositionen wurden mit Filip Stojkovic und Marnon Busch verstärkt, vom FSV Frankfurt kommt der defensive Mittelfeldspieler Fanol Perdedaj, der die Jugend von Hertha BSC durchlaufen hat. Das sind alles solide Leute, aber richtig aufhorchen lassen die weiteren Neuzugänge. Nachdem man in der letzten Winterpause mit Mölders, Liendl und Mauersberger schon gut eingekauft hat, legte man nun mit Matmour, Olic und Aigner nach. Insbesondere der drei Millionen-Transfer von Aigner, der nach seiner Rückkehr nach München zum neuen Kapitän ernannt wurde, zeigt die Ambitionen von 1860 in dieser Saison. Wer solche Transfers tätig, wird sich mit einem weiteren Jahr Abstiegskampf nicht zufrieden geben. 2,5 Millionen Euro investierte man in das junge brasilianische Mittelstürmertalent Ribamar. Dieser trifft bei 1860 auf seinen Landsmann Victor Andrade, der von Benfica Lissabon ausgeliehen wurde.
1860 hat auf dem Transfermarkt ordentlich Staub aufgewirbelt. Mit Aigner kommt ein Klassemann, der locker auch in Liga 1 untergekommen wäre. Olic hat dagegen sicherlich nicht mehr dieses Niveau, eine gute Zweitligasaison dürfte er aber noch im Tank haben. Bei Matmour bleibt abzuwarten, ob er wirklich effizient sein kann. Seine Saison in England war nicht sonderlich gut und davor bei Kaiserslautern sahen die Zahlen ganz ok aus, aber so wirklich überzeugt hat er mich auch da schon nicht. Mit den Neuzugängen, Mölders, Liendl, Aycicek und den beiden jungen Brasilianern ist man aber in der Offensive insgesamt sehr gut besetzt. Runjaic kann hier aus dem Vollen schöpfen. Von der Defensive kann man dies nicht sagen. Nach dem Abgang von Schindler klafft in der Innenverteidigung eine Lücke. Mauersberger ist ein guter Mann, aber die Position neben ihm ist ein Fragezeichen. Milos Degenek ist bisher überwiegend im defensiven Mittelfeld zum Einsatz gekommen. Als Alternative saß im ersten Saisonspiel der 18jährige Ohis Felix Uduokhai auf der Bank. Rodnei dürfte dagegen keine Rolle mehr spielen. Die weiteren Defensivpositionen sind aber solide besetzt und so macht 1860 einen großen Schritt nach vorne. Platz 4-6.