Ich fand eigentlich auch, dass Zverev, wenn die Form stimmte, konstant war. 2021 hat der doch die ganze 2. Saisonhälfte, sogar angefangen ab Madrid bis Ende sehr stark durchgespielt mit Sieg Madrid, VF Rom, HF RG, R2 Halle, AF Wimbledon, Sieg Olympia, Sieg Cincinnati, HF USO, VF Indian Wells, Sieg Wien, HF Paris und Sieg ATF. Von 12 Turnieren nur 2 Mal früher geflogen und beide Male auf Rasen, was wohl sein schwächster Belag ist. In der Zeit Siege gegen Nadal, Berrettini, Djokovic, Tsitsipas, Rublev, Sinner (wenn auch noch nicht der heutige), FAA, Alcaraz (wenn auch nicht der heutige), Djokovic, Medvedev. Das war schon verdammt stark auf hohem Niveau und ist auch eine lange Zeitspanne. Das bekommen so nur wenige hin. Davor war es in 2021 Licht und Schatten
Wenn ein Spieler z.B. HF, F, R2, VF, HF spielt, dann würde ich diese Phase trotzdem als konstant bezeichnen, auch wenn dazwischen mal eine frühe Niederlage ist. 2022 war bei Zverev das erste Saisondrittel schwach, was ihn nach seinem starken 2021 auch ziemlich ärgern dürfte. Ich fand die Aussage von ihm, dass er, Djokovic und Medvedev die neuen Big 3 bilden würden, nicht gut. Sowas sollte man nicht raushauen, wenn man noch gar keinen GS gewonnen hat. In der Sandsaison spielte er sich dann aber in ein gutes Momentum. Die Zeit war ja mit HF Monte-Carlo, R2 München, F Madrid, HF Rom und HF RG auch wieder konstant. Nur der Patzer in München und die Niederlage gegen Rune relativiert sich im Nachhinein auch ein klein wenig.
Der Einwand von
@Furiosa , dass man nicht nur auf Ergebnisse schauen darf, sondern eher auf das Level, ist ja generell richtig. Man kann beispielsweise einen Top-10 oder Top-5 Sieg landen ohne dafür besonders hohes Level gespielt haben zu müssen. Bei Zverev sind es halt so viele Topsiege über die Jahre, natürlich sind da auch Siege dabei, wo der Gegner einen schlechten Tag hatte, aber es sind viel zu viele Topsiege und Zverev hat in Form die Klasse und die Waffen, auch absolute Topspieler aus eigener Kraft zu schlagen.
Was die Konstanz angeht, ist es bei jemandem wie Tsitsipas anders. Der flog letztes Jahr z.B. in Montreal direkt raus, erreicht dann mit gutem Level in Cincy das Finale, spielte dort ein eher maues Match, aber da konnte man denken, dass er sich in Form gespielt hat und dann kam dieser Chaos-Auftriitt gegen Galan bei den USO. Völlig unverständlich. Tsitsipas ist seit dem RG Finale 2021 eine ziemliche Wundertüte, außer eben auf Sand, da ist er sehr zuverlässig. Von den letzten 13 großen Sandturnieren hat er bei 11 mindestens das VF erreicht. Was bei Tsitsipas ärgerlich ist, ist, dass er es bei guter Form zu selten durchzieht. Da haben sich mittlerweile schon einige unnötige Niederlagen angesammelt, wo oft viel mehr, nicht selten sogar der Titel möglich gewesen wäre.
- In HH 2020 serviert er gegen Rublev zum Sieg und verliert noch
- In Miami 2021 verliert er gegen Hurkacz nach Satzführung, Hurkacz gewinnt anschließend das Turnier
- In RG das 2-0 gegen Djokovic, wobei er dort hintenraus nur noch wenig Zugriff hatte
- In Toronto im HF nach Satzführung gegen Opelka raus
- In Cincy schlug er gegen Zverev zum Sieg auf, Finale wäre gegen Rublev gewesen, wobei es zwischen den beiden ja immer sehr offen ist, aber Chancen auf den Titel hätte er gehabt
- in Wimbledon 2022 hätte es bei einem Sieg gegen Kyrgios sehr viel weiter gehen können
- bei den ATF 2022 spielte er gegen Rublev im 1. Satz wie eine Nummer 1 (Zitat Roddick), aber zieht es dann nicht durch. Djokovic war da der Stärkste, aber Finale wäre drin gewesen, so ist es ein Aus in der Gruppenphase
- in Rom hat er imo dieses Jahr auch eine Chance liegen lassen
- in Wimbledon ist er gegen Eubanks 4 Sätze lang der Bessere, macht aber einige Big Points nicht, muss deswegen in den Fünften und meldet sich dort von der Körpersprache ab und verliert
Tsitsipas hat seit dem RG Finale den Killerinstinkt verloren und wie schon gesagt, ich könnte mir bei ihm gut vorstellen, dass da jetzt erstmal ne ganze Zeit lang nicht viel kommen wird. Ich habe bei ihm leider auch ein bisschen das Gefühl, dass ihn das gar nicht so sehr stört.
Von den Topleuten nehme ich z.B. einen Rublev als recht konstant war, auch konstanter als Tsitsipas. Ich kann das nicht belegen, aber Rublev erreicht, seitdem er in der Weltspitze ist, gefühlt häufiger die VFs als Tsitsipas, obwohl er bei den Gesamterfolgen noch hinter dem Griechen ist.
Was Zverev und Tsitsipas gemeinsam haben, ist, dass sie beide ein Familienunternehmen sind und beide in der Hinsicht auch etwas stur sind für Veränderungen. Wobei es Zverev mit Lendl, Ferrero, Bruguera ja zumindest probiert hat. Bei solchen Sachen würde ich manchmal gerne Mäuschen spielen und wissen an was es bei der Trennung dann genau lag.