Ich habe keine ablehnende Haltung zu Trainerwechseln bzw. neuen Input. Bei Spielern wo es merklich nicht läuft z.B. Tstisipas mit seinem Vater, wo die Beziehung auch nett ausgedrückt öfters angespannt zu sein scheint, rate ich schon seit längerem einen Wechsel und raus aus der üblichen "Komfortzone". Würde aber ein Tsitsipas ähnlich konstant und erfolgreich wie Zverev sein, würde weder ich noch er selber auf die Idee kommen da was zu ändern.
Zverev hat ja auch immer wieder jemanden dazugeholt bzw. macht das bis heute. Ist ja nicht so, dass sein Team seit 10 Jahren immer gleich aussieht. Sein Vater ist sein Hauptcoach und die große Konstante und daran wird sich nichts ändern. Er wird seine Zusammenarbeit mit seinem Vater nicht beenden und zu jemand anderen gehen, das ist ausgeschlossen. Es gibt bei ihm aber auch keinerlei Gründe wieso er die Arbeit mit seinem Vater beenden sollte. Die scheinen ein deutlich besseren Umgang miteinander zu haben als die Tsitsipas. Dazu ist Zverev sehr erfolgreich in der Konstellation.
Jemand mit reinzuholen der nochmals einen neuen Input bringen kann, hat er doch immer wieder gemacht.
Die durchschnittliche Court-Position hat sich bei Zverev zu seinen jüngeren Jahren schon verändert. Früher war er noch passiver und defensiver. Irgendwann ist aber aufgrund pysischer Parameter auch eine Grenze erreicht. Du musst dich halt auch während dem Match mit der Position wohl fühlen. Ich weiß nicht was hier los wäre, wenn er es etwas mehr offensiver forcieren würde, dadurch viel zu viele Fehler produziert und damit schlechter abschneidet als jetzt. Dann wird auch geschimpft, dass er zu viele Fehler mache...
Man muss sich das immer individuell angucken. Einem Ruud z.B. würde ich von außen betrachtet niemals raten seinen Vater als Hauptcoach abzulösen. Das funktioniert einfach, selbst wenn er nie einen Slam gewinnen sollte, die Baseline mit seinem Dad ist nichts woran man rütteln sollte.
Bei einem Musetti war ich vor kurzem noch so eingestellt, dass er sich mal von Simone Tartarini trennen sollte. Aufgrund der Ergebnisse auf Rasen und Olympia, ist es jetzt absolut verständlich, da noch daran festzuhalten. Allerdings muss da auf HC jetzt auch was kommen. Passiert das nicht, muss er weiterziehen. Ich hoffe aber für beide, dass es klappt, denn Tartarini coacht ihn seit er 8 Jahre alt ist, sie haben eine gute Beziehung. Es muss aber der Schritt in Richtung Top10 kommen.
Es ist halt nicht pauschal zu sagen. Zverev bewegt sich auf einem extrem hohen Niveau und dort wo er ist würden fast alle ihren Hauptcoach nicht wechseln.
Läuft es bei Zverev? Bei Zverev muss man das halt getrennt betrachten. Er ist nun die Nr. 2 der Welt und hat natürlich auch eine starke Saison gespielt. Niemand hat mehr Siege als er eingefahren. Da kann man nicht sagen "es läuft nicht". Aber das EINE Ziel, ein GS, hat er eben nicht erreicht. So gesehen kann man konstatieren, dass vieles im Team Zverev extrem gut laufen muss, alles andere wäre seltsam zu behaupten. Von daher hört sich das schon sinnig an, nicht komplett das ganze Team umzukrempeln.
Davon abgesehen scheint einfach eine Kleinigkeit zu fehlen, um einen GS zu gewinnen. Ob das eher taktisch ist, ob das eher mental, oder eine Mischung aus beiden ist erstmal zweitrangig. Das Ziel wurde nicht erreicht, auch wenn man sich, von den Ergebnissen betrachtet, näher ran gerobbt hat. Zverev ist mit 27 Jahren noch recht jung, er kann auch noch 2, 3 Jahre so weitermachen, und da die Ergebnisse auf GS Ebene ja durchaus immer besser wurden in letzter Zeit, ist die Annahme legitim, dass es in Zukunft vielleicht noch ein Stück besser wird und irgendwann reicht, um den Traum zu verwirklichen.
Boris Becker finde ich eine interessante Wahl als Trainer/Berater weil er, etwas überspitzt formuliert, der Anti-Zverev ist - bezogen auf GS. Becker hatte absolut
keine Blockade ein GS zu gewinnen - komplett das Gegenteil ist der Fall.
Während Zverev diesem Traum nun seit Jahren nachjagt, ist Becker mit einem GS Sieg in der Tennis-Szene richtig eingeschlagen damals. Die Tendenz, dass Becker gerne Angriffstennis spielen lässt, würde, denke ich, auch nicht schaden. Das müsste nicht heißen, dass Zverev dann viel weiter vorne steht oder mit eklatant mehr Risiko spielt. Aber neben den GS Siegen, die Zverev nicht hat, hat es Becker sehr ausgezeichnet, dass er unter Druck häufig sein bestes Tennis gezeigt hat, häufig Initiative gezeigt hat. Becker hatte diesen Instinkt, das Richtige zu tun in schwierigen Situationen. Die Punkte zu machen, die nötig sind, um zu gewinnen. Wenn da etwas "Becker" auf Zverev abfärbt, kann das eigentlich nur gut sein. Dazu wäre natürlich notwendig, dass die Chemie zwischen beiden passt. Das kann man natürlich aus der Ferne nicht beurteilen, aber mein Eindruck ist, das Beide dem Anderen gegenüber durchaus positiv gestimmt ist. Es scheint einiges zu passen, was einen Versuch rechtfertigen würde.
Es gab wohl vor kurzem ein podcast mit Zverev und Becker, wo Becker wohl durchaus offen wäre für irgendeine Art von Zusammenarbeit/Beratung. Ich drück mich da mal vorsichtig aus, da das nur Hörensagen ist, ich hab den podcast nicht gehört, bloss mit 2, 3 Sätzen davon gelesen.
Ich bin gespannt, was die Zukunft diesbezüglich bringen wird. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass Becker irgendwann näher ans Team Zverev rückt. Ob das in einigen Monaten oder in 2, 3 Jahren sein wird (falls Zverev kein GS Sieg gelingt), keine Ahnung. Aber es bietet sich einfach schon sehr an, dass der ehemalige deutsche GS Gewinner, dem aktuellen Top Deutschen hilft seinen Traum zu erfüllen. Das wäre doch zumindest doch auch eine tolle Geschichte, nicht wahr?