Joshua hat kaum überzeugt als WM nach dem Klitschko-Kampf. Gegen Takam hat man es durchgewunken mit der Begründung: "Unangenehm zu boxen, später eingesprungen." Gegen Parker: "Titelvereinigung, Riskominimierung." Nach Povetkin hieß es: "Ein gutes Pferd usw., tolle Schlagserie, die zum KO führte...". - Alles wahr, aber das alles zeigte für mich auch auf, dass Joshua kein neuer Wladimir ist (...ich bin auch froh dass Joshua nicht so klammert/klammern kann) . Davon ab kam mir Wladimir nach Stewards Tod eh hilfloser vor. Gegen Pulev hat er nochmal offensiv gezaubert, aber schon gegen Jennings offenbarte er Schwächen, gegen Fury war das schon nix mehr. Dass er dann entgegen seiner Gewohnheiten recht früh "All-In" gegangen ist gegen Joshua für seine Verhältnisse: Da konnte man Wladimir zwar nochmal endlich Kämpferherz attestieren, aber ich denke seine Siegeschancen wären mit Steward in der Ecke weitaus höher gewesen. Wladimir mit besserem Kinn und vor allem besseren Nerven, - sprich mehr Übersicht unter Druck und dadurch dann bessere Finisher-Qualitäten; - war eben nie. Klappte noch gegen nen Axel Schulz. Aber Wladimir boxte/ringte unter Steward ja nicht umsonst jahrelang seinen Stiefel runter. Einen härteren Jab und ein effektiveres Zermürben der Gegner durch Drauflehnen hatte wohl kaum einer. Gegen Fury machte er nix mehr, gegen Joshua war er offensiv, wie 20 Jahre zuvor nicht mehr, und es ging in die Hose. Zu Joshua: Gegen Klitschko hat er sich durchgebissen, aber dieser ließ in auch mehrere Runden nach dem Niederschlag von der Leine, obwohl da von AJ nix mehr kam.
Mittlerweile würde ich, wenn ich wetten müßte, in einem direkten Duell mein Geld eher auf Wilder als auf Joshua setzen. Joshua ist stark, keine Frage. Aber Gegner, die dagegenhalten, mag er nicht, wie es ausschaut. Und seine Defensive ist nicht die Beste. Es wurde ja zwischenzeitlich gegen Whyte damals schon eng. Mein Gefühl sagt mir, dass Joshua Ruiz auch im Rückkampf nicht einfach aus dem Weg räumen wird, eher im Gegenteil. Er scheint unter Druck arge Probleme zu bekommen, ähnlich wie es bei Wladimir der Fall war. Dazu kam der Jab, der gegen Wladimir noch gut kam, danach kaum noch wirklich effektiv existent. Für mich unverständlich, gerade nachdem er ausgerechnet gegen Klitschko das Jabduell knapp für sich entscheiden konnte.
Er war selbst Schuld, dass er den Ruiz-Kampf per tko verloren hatte. Scheinbar war da auch ein mentales Problem. Vielleicht hat er auch die Hosen voll gehabt, weil Ruiz dort unbeeindruckt genommen hat, aber jedesmal hart zurückschlug und so unbeeindruckt war. Nach außen wurde Joshua quasi als "DIE Kampfmaschine" vermarktet, mit markigem, knüppelhartem Training. Aber zuletzt im Ring war es dann ganz schnell vorbei mit der Coolness.
Ich kann mir nicht vorstellen, so wie ich Joshua einschätze, dass er komplett selbstbewußt und angstfrei in den Rückkampf geht. Da wirkt Ruiz auf mich entspannter, der auch im Grunde keinen Druck von Außen hat.