Takam war ja bereits Wochen vorher als etwaiger Ersatzgegner vertraglich verpflichtet. Natürlich dürfte er keine „perfekte“ Vorbereitung gehabt haben, aber er kam auch nicht von der Couch in den Ring. Er hatte schon so etwas wie ein Trainingslager - wobei natürlich die Intensität anders als bei einer regulären Kampfvorbereitung gewesen sein dürfte. Das kann aber nur Takam selber beantworten.
Aber ganz ehrlich: wenn ich Ersatzgegner für eine WM im Schwergewicht bin, dann reiße ich mit den Hintern auf, sorge für gutes Sparring und gebe Vollgas, um im Fall der Fälle in bestmöglicher Verfassung zu sein. Glaubt man Eddie Hearn - und aus Takams Lager hörte man nie etwas anderes - dann wurde Takam immerhin schon sechs bis acht Wochen vor dem Kampf für einen eventuellen Ausfall Pulevs verpflichtet. Das ist definitiv genug Zeit - und ich glaube, dass Takam die auch ganz gut genutzt hat. Unfit sah er im Ring nicht aus.
Nochmal: natürlich ist das für Takam keine ideale Vorbereitung. Es ist ja klar, dass man ein Trainingslager anders plant und angeht, wenn man definitiv vor einem (WM-)Kampf steht. Aber man sollte es auch nicht übertreiben, eben weil Takam - anders als ganz viele andere Boxer vor ihm, die kurzfristig eingesprungen sind - lange vor dem Kampftermin wusste, dass er im Fall der Fälle gegen Joshua boxen würde.
Außerdem muss ich
@L-james hier auch zustimmen: auch für Joshua war die Situation nicht leicht. Kurzfristige Umstellung auf einen ganz anderen Gegnertyp. Das ist durchaus kompliziert, wenn man sich, seinen Körper und seine Taktik wochenlang auf jemand anderen vorbereitet hat. Natürlich ist das ein Unterschied zu einer „Was wäre wenn“-Vorbereitung wie bei Takam, aber unterschätzen darf man es auch nicht.
Am Ende war es ein glanzloser, aber ungefährdeter Sieg für Joshua. Das war bei weitem keine Meisterleistung, man konnte einiges kritisieren. Das hat aber im Endeffekt überhaupt keine Aussagekraft für den Parker-Kampf. Joshua sollte tunlichst vermeiden, noch schwerer in den Ring zu steigen. Am besten wäre es sogar, wenn er ein paar Muskeln daheim lässt. Aber eigentlich dürfte ein falsch-trainierter, zu schwerer und übermuskelter Joshua die einzige Hoffnung Parkers sein. Und selbst dann dürfte es für ihn noch unfassbar schwer werden, den Kampf zu gewinnen. Ich sehe eigentlich kaum eine bis gar keine Chance für Parker. Joshua sollte das vorzeitig machen.