Die Schlinge zieht sich zu und es dürfte für Armstrong immer schwerer werden, weiterhin das Unschuldslamm zu spielen:
Noch ein Armstrong-Betreuer spricht von Doping
BERLIN, 04.09.05 (rsn) - Ein ehemaliger Betreuer des US Postal-Teams wirft dem siebenfachen Tour de France-Sieger Lance Armstrong Doping vor. Der Niederländer Ron Jongen sagte in einem am Sonntag bekannt gewordenen Interview, bei der Tour 1999 seien "sehr merkwürdige Dinge" passiert.
Jongen, der von 1992 bis 2000 als Betreuer bei US Postal arbeitete, sagte der niederländischen Tageszeitung Limburgsdagblad, dass während der Frankreich-Rundfahrt 1999 drei spanische Ärzte regelmäßig unter konspirativen Bedingungen Armstrong besucht hätten. Sie seien "in einem grünen Auto ohne US Postal-Markierungen" unterwegs gewesen, erinnert sich Jongen. "Während die Teamfahrzeuge vor dem Hotel geparkt waren, haben diese Ärzte immer hinten geparkt und sie haben nie auf dem gleichen Stockwerk übernachtet wie die Fahrer", so der Holländer. Bei der Spanien-Rundfahrt 1999 seien diese Ärzte auch gewesen, dort jedoch "haben sie nicht solche Vorsichtsmaßnahmen ergriffen", sagt der Betreuer aus Kerkrade, der betont, er habe keinerlei Groll gegen Armstrong.
Ron Jongen, 42 Jahre, schildert ein weiteres Detail aus dem Alltag bei US Postal. Sportdirektor Johan Bruyneel habe bei einer letzten Besprechung vor dem Tour-Prolog 1999 freudig erklärt: "Alle genau unter 50 Prozent!". Damit war der Hämatokritwert gemeint, der nach dem Reglement ab 50 Prozent zu einer Gesundheitssperre führt. Durch EPO-Doping erhöht sich der Hämatokritwert. "Als Bruyneel sah, dass ich das mitbekommen habe, hat er den Finger auf die Lippen gelegt. Ich sollte davon nichts erzählen", erinnert sich Jongen, der nicht der erste frühere Betreuer ist, der Armstrong Doping vorwirft.
Am 23. August hatte die französische Sportzeitung L'Equipe enthüllt, dass in einem Pariser Labor 2004 zu angeblich wissenschaftlichen Zwecken Armstrongs Dopingproben aus dem Jahr 1999 nachträglich analysiert wurden mit dem EPO-Nachweisverfahren, das erst bei der Tour 2001 eingeführt wurde. Dabei waren Spuren von künstlichem EPO in Armstrongs Urinproben gefunden worden.
Bis spätestens kommenden Mittwoch ist mit einer UCI-Stellungnahme zur Doping-Affäre Armstrong zu rechnen. Diesen Zeitrahmen hat der Radsport-Weltverband selbst festgelegt. Die gescheiterte BDR-Präsidentin Sylvia Schenk, die bis 23. September noch einen Sitz im Direktions- Komitee hat, warf UCI-Chef Hein Verbruggen vor, es gehe ihm aber nur um die Bekanntmachung des Informanten, der die Affäre ins Rollen brachte. Mit einer kompletten Aufarbeitung und möglichen Sanktionen gegen den Tour de France-Rekordsieger aus Texas sei nicht zu rechnen. Ihre Äußerungen sind allerdings auch vor dem Hintergrund zu betrachten, dass Frau Schenk , deren Karriere als Verbandsfunktionärin eigentlich schon vorbei ist, eine Art Privatfehde gegen Verbruggen führt, gegen den sie jüngst bei der Ethikkommission des IOC wegen Regelverstößen Beschwerde einreichte. Die Leitungskommission der UCI warf der früheren SPD-Politikerin eine "Kampagne" vor.
"Ich lege für keinen mehr die Hand ins Feuer. Ich habe allerdings ein paar Fahrer, bei denen ich keine Zweifel habe. Die nenne ich aber nicht", hatte Schenk in der vergangenen Woche in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen erklärt. Damit nahm sie Bezug auf die Bekanntmachungen des Anti-Doping-Labors Chatenay-Malabry, neben den positiven Armstrong-Proben von 1998 und 1999 zusammen noch 46 weitere positive Doping-Proben vorliegen zu haben. Befürchtungen, dass deutsche Profis verwickelt sein könnten, hat Rudolf Scharping, Schenks Nachfolger als Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), nicht. "Ich habe keinen Grund zu solchen Spekulationen", hatte der frühere Verteidigungsminister erklärt.
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