Hochzufrieden haben die Turnierveranstalter am Sonntag vor Beginn des Einzelfinales beim Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle ihr Event Revue passieren lassen. Turnierboss Herwig Straka sprach von der neuerlich durchbrochenen 60.000-Zuschauer-Marke und stellte nach dem vierten Jahr als ATP-500-Turnier zufrieden fest: "Wir sind jetzt angekommen".
"Die Entscheidung, ein 500er-Turnier zu übernehmen, war die absolut richtige, auch wenn es finanziell sehr riskant war. Es war heuer das erste Jahr, wo es so richtig auch angekommen ist", stellte Straka am Sonntag bei einem Pressegespräch fest. Dies habe schon bei der Spielernennung begonnen, wo sich rund 80 Prozent aus dem Toplevel für Wien entschieden haben.
"Es ist eine der größten Veranstaltungen in Österreich, budgetär sind wir ohnedies die größte. Aus der Schweiz haben einige Journalisten schon angesprochen, Wien überholt Basel, ich wollte es nicht kommentieren, aber es ist doch eine Adelung, wenn man das erfährt", sagte Straka zum zeitgleich in der Schweiz stattfindenden 500er-Event, bei dem Superstar Roger Federer ja ein Fixstarter und für Wien daher unerreichbar ist.
Man höre auch von den Spielern, dass der Center Court "einer der besten auf der Welt" ist, das Unterhaltungsprogramm kommt gut an. Eine besondere Bestätigung würden ihm Tage wie der Samstag geben. "Wenn im Doppel 7.000 Leute zuschauen, das spricht einfach für das Turnier."
Sportlicher Wermutstropfen sei allen voran die verpatzte Verabschiedung des erkrankten Jürgen Melzer gewesen. Freilich hätte man sich auch Dominic Thiem im Endspiel gewünscht. "Dominic hat in diesem Jahr gezeigt, dass er gut drauf war. Gegen einen überragenden Nishikori kann man bei jedem Turnier verlieren." Die Besucherzahl ist trotz des normalerweise ohnehin starken Freitags, der diesmal auch der Nationalfeiertag war, gleich hoch geblieben. "Wir werden die gleiche Marke wie im Vorjahr erreichen, also wieder 60.000 plus."
Die Ziele für 2019 bleiben gleich, die Jagd auf Novak Djokovic und Rafael Nadal für ein Wien-Antreten wird weitergehen. "Unser Ziel ist es immer, die Besten zu bringen, bis auf Roger Federer ist es auch bei jedem möglich."
Freilich ist auch, jedes Jahr dringender, die in die Jahre gekommene Stadthalle ein Thema. Keine Klimaanlage, ein Freitag, an dem man auch locker 15.000 Karten hätte verkaufen können und einige Infrastrukturprobleme lassen nun aber auch die Stadt intensiv nachdenken. "Wir diskutieren gerade über die Vorbereitung für die wirkliche Planung einer neuen multifunktionellen Halle. Die Halle hier ist ein wunderbares Baujuwel, aber sie stößt an ihre Grenzen, was die Kapazität und Technik betrifft und die Bedürfnisse von modernen Veranstaltungen betrifft. Das wissen wir", sagte dazu Peter Hacker (SPÖ), Wiener Stadtrat u.a. für Sport.
Auf eine Frist, bis wann das Realität werden soll, wollte er sich aber nicht festlegen lassen. "Ich gehöre zu denen, die lieber gackern, wenn das Ei gelegt ist. Jetzt wird ordentlich geplant." Hacker sieht das Projekt übrigens "potenziell unabhängig vom Nationalstadion".
Es würden sich ein paar Standorte anbieten, entlang einer U-Bahn. Es geht hier sozusagen um eine neue Stadthalle, also nicht nur für den Sport. "Wir brauchen einen Standort, der das kann, was die Stadthalle kann, nur für das 21. Jahrhundert, vielleicht ein bisschen größer." Zusätzlich brauche man aber auch eine viel kleinere multifunktionelle Halle für mittelgroße Sportveranstaltungen für 4.000 bis 5.000.
"Da diskutieren wir auch gerade, da sind wir aber noch nicht so weit wie bei der Frage einer großen Halle, die ergänzen soll, was die Stadthalle ist." Die Anforderungen für die "neue Stadthalle" sind eben ganz andere, zum Beispiel auch für große Rock- und Pop-Veranstaltungen. "Auch das Gewicht, das heute in einem Bühnenaufbau drinnensteckt, ist ganz anders als vor 30, 40 Jahren."
Für Straka wäre freilich die Aussicht auf eine neue Halle, die "Karotte", die er wohl auch für einen immer noch gesuchten internationalen Sponsor braucht. Zudem bringe jede neue Veranstaltungsstätte auch beträchtlich mehr Zuschauer. Aktuell muss man zudem jedes Jahr einen dritten Trainingsplatz provisorisch in einer transportablen Halle um 150.000 Euro errichten.
"Wir sind auf dem richtigen Weg. Es gibt in beiden Institutionen neue Leute (Regierung, Stadt, Anm.). Man spürt frischen Wind, das stimmt mich positiv." Der kleine österreichische Markt zeigt sich noch als Hindernis, für den langen Prozess für einen wirklich großen internationalen Sponsor, berichtete Straka. "Wir sind weltweit wirklich brillant im Fernsehen vertreten, im Vergleich zu Skifahren wahrscheinlich 100 Mal so stark. Das sieht und hört man in Österreich vielleicht nicht so gern", erläuterte der Steirer. Beim kleineren Turnier in Stuttgart, das seine Firma e/motion veranstaltet, ist es "leichter einen größeren Sponsor mit mehr Geld zu kriegen als für Wien, weil der deutsche Markt zehnmal so groß ist."
APA