Murray liess sich den Hüftkopf abschleifen und mit einer Metallkappe überziehen – eine Alternative zur konventionellen Methode des Totalersatzes. In einem Interview erklärte er, durch die Metallhüfte habe sich die ganze Biomechanik des Körpers verändert. So hätten plötzlich andere Stellen mehr Belastung absorbieren müssen. Hannes Rüdiger, stellvertretender Chefarzt Hüftchirurgie an der Zürcher Schulthess-Klinik, stimmt Murray zu: "Die Mechanik verändert sich durch die künstliche Hüfte. Dazu kommt, dass durch die Operation an den betroffenen Stellen alles sensibler ist, die Sehnen, die Muskulatur." Dies, obschon man durch die minimalinvasiven Eingriffe grosse Fortschritte erzielt habe.
Für ihn sei es schon verblüffend, wie weit Murray gekommen sei, sagt Rüdiger. Er hatte eine Rückkehr des Schotten auf die Tour nach dessen Operation
als "Mission Impossible" bezeichnet. Er rate Hüftpatienten durchaus zu Sport, sagt Rüdiger. "Ich habe solche, die auf dem Velo mit einem künstlichen Hüftgelenk 15’000 Kilometer im Jahr machen. Das geht relativ gut. Aber Tennis auf diesem Niveau ist ganz erheblich belastend für die Hüfte." Wegen des erhöhten Abriebs und der Gefahr einer Lockerung riskiere man, dass das künstliche Gelenk früher ersetzt werden müsse, sagt Rüdiger. Bei den modernen Hüftgelenken geht er von einer Lebensdauer von 25 Jahren aus. Wobei man auch bei der Wechsel-OP jüngst nochmals grosse Fortschritte gemacht habe, nicht mehr so viel Knochensubstanz verliere wie früher.
Murray ist mit seinem Versuch, sich mit einem künstlichen Hüftgelenk wieder auf der Profitour zu etablieren, Pionier und Versuchskaninchen zugleich. Und es zeugt auch von Grösse, die eigenen Limitationen zu akzeptieren und trotzdem weiterzuspielen. Doch der Schotte erntet dafür nicht nur Lob. "Es gibt eine Menge Leute, die mir sagen, ich solle aufhören. Sie wollten mich nicht so spielen sehen", sagte er. Der Schwede Mats Wilander sagte im vergangenen Herbst sogar, er solle aufhören, jungen Spielern die Wildcards wegzunehmen.
(Quelle: derbund.ch)