Das war ja immer so ein bischen Zverevs Achillesferse das er in einigen Spielen zu weit hinter der Grundlinie begonnen hat und dann auch dort weitergespielt hat. Das hat ihn einige Matches gekostet. Das hat er dann von 20 auf 21 recht radikal umgestellt mit einem stark verbesserten Netzspiel und generell gesteigerter Agressivität. Imo der wichtigste Faktor warum er nun konstanter ist. Zverev hat 2021 nochmal mehr Variation in sein Spiel gebracht und ist in dem Punkt auch Medwedev überlegen.
Das stimmt grundsätzlich, sehe ich genauso. Gegen Altmaier war er im ersten Satz aber leider auch wieder zu passiv, das war schon ein kleiner Rückfall. Im zweiten Satz war Zverev gut, im dritten dann zu früh zu sicher, eigentlich schon zu Hause zu sein. Da hat er Altmaier ein bisschen unnötig wieder ins Match gelassen. In den Tiebreaks war er aber ssehr souverän, da war eigentlich beide Male sehr schnell klar, wer den Satz gewinnen würde.
Insgesamt würde ich Zverev für das Match eine 3- geben, weil er sich die Sätze 1 und 3 unnötig schwer gemacht hat.
Kompliment aber auch Altmaier. Der segelt auch hier im Forum immer ein bisschen unter dem Radar, macht aber eine sehr ordentliche Karriere der kleinen Schritte. Er war nie
der Überflieger seines Jahrgangs, hat zwei Jahre nur Futures gespielt, dann Challenger und ist (von den FO 2020 aus dem Nichts abgesehen) erst im letzten Jahr mal richtig höher gegangen: und mit den Halbfinals in Umag und Kitzbühl hat er dann auch sehr ordentlich gepunktet.
Kuhn oder Molleker sind knapp zwei Jahre jünger, aber die werden Anfang 2024 sicher nicht in den Top 90 stehen, wie Altmaier aktuell. Trotzdem bekommen sie immer noch mehr Aufmerksamkeit, was nicht so ganz fair ist.
Nach Zverev ist Altmaier auf ganz weiter Flur der einzige deutsche Spieler mit altersmäßigem Potential. Alle anderen unter den Top 200 sind deutlich älter. Kuhn kommt dann auf 250 oder so.
Man hat ihm heute schon angemerkt, dass da Erfahrung auf diesem Level fehlt. Die Kulisse, die Stärke des Gegners - da hat man schon gesehen, dass das EIndruck hinterlassen hat, da waren ein paar unsinnige Entscheidungen im Match schon offensichtlich.
Aber er hat gezeigt, dass er was kann. Altmaier ist flink, hat Kampfgeist, Mut und ein gutes Repertoire. Ich persönlich freue mich eh immer, wenn ich einen Spieler mit einhändiger Rückhand sehe, Daniel spielt aber auch einen wirklich ordentlichen Volley. Das Paket ist schon ordentlich und nicht zu eindimensional.
Man muss ja auch sehen, dass dies sein zweiter GS im Hauptfeld war und sein zweites Match gegen einen Top 10 Spieler (vorher nur gegen Berrettini in Paris 2020, was er gewann). Mit mehr Praxis auf diesem Niveau traue ich ihm die Top 50 schon zu: nicht als schlampiges Talent, sondern eher auf dem Koepfer-Weg: einfach mit gutem Arbeitsethos, verbunden mit einer ordentlichen Grundausbildung. Das ist mehr, als man von 90% der anderen deutschen Spieler auf der Tour erwarten kann. Leider.
Auch Altmaier kann noch deutlich mehr, als er heute gezeigt hat, er bekommt aber trotzdem mit einer 3+ von mir die bessere Note. Im Sinne des deutschen Tennis ist der Sieg Zeverevs natürlich gut. Ich hätte Altmaier aber einen Satz gegönnt und alles in allem hat er mir auch einfach mehr Spaß gemacht als Sascha.