Djokovic hat jedenfalls alle Möglichkeiten zu den ganz großen in der Tennisgeschichte vorzustoßen. Diese Entwicklung war schon vor Jahren abzusehen, aber er hat lange gebraucht, um tatsächlich die nötige professionelle Einstellung zu entwickeln, die man braucht um regelmäßig Major-Turniere zu gewinnen und die Nummer 1 der Welt zu werden. Aus spielerischer Sicht hat er schon lange alle Möglichkeiten mitgebracht, aber auf mentaler Ebene hat er noch einmal einen unglaublichen Sprung gemacht. Und welche Bedeutung die körperliche Fitness hat, braucht man nach diesem Match wohl nicht mehr zu erwähnen. Vor zwei, drei Jahren wäre er nach dem vierten Satz wohl umgekippt. Jetzt schlägt er Nadal nach fast sechs Stunden, obwohl er am Freitag noch gegen Murray fast fünf Stunden auf dem Platz stand. Sicherlich der größte Erfolg seiner bisherigen Karriere.
Um zu den ganz großen der Geschichte zu gehören fehlt natürlich noch einiges. Aber ein 24jähriger, der bereits fünf Major-Titel vorweisen kann, der bereits Weltmeister war, den Davis-Cup gewonnen hat und eine Saison als Nummer 1 beendet hat. Das sind beeindruckende Erfolge. Vor allem, wenn man bedenkt, dass er dies gegen eine Konkurrenz geschafft hat, die nicht aus den Hewitts oder Roddicks dieser Welt besteht, sondern aus zwei der größten Spieler aller Zeiten. Zwei Spielern, die von 2004 bis 2010 24 von 28 Major-Titeln unter sich ausmachten. Diese Dominanz auf diese Art und Weise zu durchbrechen ist schon eine gigantische Leistung. Und der Ausblick auf die Zukunft ist positiv. Nadal und Federer haben ihren Zenit bereits überschritten. Sie werden sicherlich auch in den nächsten 2 oder 3 Jahren immer eine Gefahr und Herausforderung bei den großen Turnieren darstellen, aber sie werden nicht mehr besser werden. Aus nachfolgenden Generationen sind noch keine Spieler zu erkennen, die wirklich eine dauerhafte Gefahr für den Serben werden können. Bleibt ein Andy Murray, der erst einmal beweisen muss, dass er eine solche Leistung wie im Halbfinale gegen Djokovic erst einmal konstant abrufen kann.
Wenn Djokovic so weitermacht, droht eine ziemliche Dominanz in den nächsten Jahren. Für den neutralen Beobachter bleibt zu hoffen, dass die großen Konkurrenten noch ein Weilchen erhalten bleiben und vielleicht doch der ein oder andere Youngster für Furore sorgt. Denn eine Ein-Spieler-Dominanz a la Federer 2004 - 2006 möchte ich ungern noch einmal erleben.