Zum besseren Verständnis: Nach Durchgang 1 und Satzpause stand Shapovalov bereits an der Grundlinie, bereit zum Aufschlag, während Nadal noch auf seine Seite des Feldes spurtete. Und wie aus heiterem Himmel forderte der Kanadier beim Schiedsrichter eine Verwarnung wegen Zeitüberschreitung. Die Antwort von Bernardes, dass eigentlich er nicht bereit wäre, weil er mit ihm spreche, war völlig unangebracht und nicht dazu angetan, die Wogen zu glätten. Der Vorwurf danach von Shapo, dass alle Schiedsrichter korrupt seien, könnte möglicherweiser eine Nachspiel haben. Es fragt sich, ob die ATP diesen auf auf sich beruhen lässt.
Mit den Vorwürfen gegen Nadal, die er an der Pressekonferenz vorbrachte, hat er teilweise recht. Ich bin aber überzeugt, dass der Spanier dieses "in die Länge ziehen des Spiels", wie Shapo es bezeichnete, und die Regeln manchmal strapaziert, nicht absichtlich macht und schon gar nicht, um den Rhytmus des Gegners zu brechen. Ich habe den Verdacht, dass diese Pressekonferenz überschattet war von der Frustration eines Spielers und dessen Unvermögen, einen angeschlagenen und fast am Boden liegenden Gegner zu besiegen und seinen Traum vom Einzug in eine GS-Halbfinale wahr zu machen.
Nadal wehrte sich und stellte übrigens nach dem Vorfall mit dem Schiedsrichter Shapovalov noch während des Spiels am Netz zur Rede. Später betonte er, nicht das Gefühl zu haben, eine Sonderbehandlung zu bekommen: "Ich hatte noch nie den Eindruck, Vorteile zu erhalten auf dem Court. Und, ganz ehrlich, das war auch heute nicht der Fall." Was er dann noch anfügte, klang meines Erachtens fast schon etwas arrogant: "Ich wünsche Denis alles erdenklich Gute. Er ist jung, und wir alle machen im Laufe unserer Karriere Fehler. Ich habe auch viele Fehler gemacht, als ich jünger war. Wahrscheinlich wird er später verstehen, wenn er sich die Sache gut überlegt, dass er heute vielleicht nicht richtig lag."