Tja, was soll ich sagen? Die Niederlage kam jetzt sicherlich nicht so super überraschend. Ich hatte ja bereits meine Meinung zu den Auftritten gegen Berdych und Blake formuliert und das hat die Fortsetzung bei diesem Duell gefunden. Das Problem bei Federer ist mit Sicherheit noch nicht, dass er körperlich nachlässt (da sollte man in zwei Jahren noch mal nachschauen). Das Problem ist vielmehr, dass Federer gerade in der letzten Saison wenig an seinem Spiel gearbeitet hat. Federer war auch dadurch sehr erfolgreich, dass er seine (zugegebenermaßen auch schwachen) Konkurrenz durch kontinuierliche Weiterentwicklung und Verbesserung seines Spiels auf Distanz gehalten hat. Diese Weiterentwicklung sieht man aber spätestens seit der Saison 2007 nicht mehr bei Federer. Ich glaube nach der Wahnsinnssaison 2006 hat sich Federer zu sehr auf seinen großen Erfolgen ausgeruht. 2007 war natürlich immer noch eine große Saison, aber es waren doch immer mehr Spiele dabei, bei denen Federer Probleme hatte sein Zaubertennis der Vorjahre auf den Platz zu bringen. Das hat es einem großen Talent wie Djokovic natürlich wesentlich erleichtert, den großen spielerischen Rückstand auf Federer zu verkürzen. Im Duell der beiden hat man von Spiel zu Spiel gesehen, dass Djokovic sich dem Niveau von Federer annähert. Die Niederlage bei einem Grand-Slam-Turnier war eigentlich nur die logische Konsequenz (auch wenn die Erkrankung von Federer vor dem Turnier sicherlich mitgeholfen hat).
Dennoch sollte man die Sprüche des Generationswechsels erst einmal in der Tasche behalten. Federer hat den großen Vorteil, dass er sich prinzipiell nur mit zwei Gegnern herumschlagen muss, die regelmäßig in der Nähe seines Niveaus spielen, nämlich Djokovic und Nadal. Das sieht man ja alleine daran, wie die letzten Grand-Slam-Turniere von diesen Spielern dominiert wurden. Wenn Federer wieder mehr an seinem Spiel arbeitet und es vor allem mal schafft, einen tatsächlichen Matchplan gegen beide Rivalen zu entwickeln, dann hat er alle Chancen in den nächsten Jahren weiterhin fleißig Grand-Slams abzuräumen.
Ich habe letztes Jahr gesagt, dass ich Federer noch zwei Jahre in der Art von 2004-2007 zutraue. Um das zu erreichen muss er allerdings wesentlich härter arbeiten, als ich dies damals gedacht habe. In diesem Jahr wird sich Federer in dem Dreikampf wohl noch durchsetzen, spätestens nächstes Jahr sehe ich Djokovic (wenn er weiter so überzeugend an seinem Spiel arbeitet) aber in absoluter Schlagdistanz. Djokovic sollte diese Saison wenn alles normal läuft auf Platz 2 der Weltrangliste beenden, da er der deutlich bessere Allrounder als Nadal ist.
Im Moment freue ich mich einfach mal darüber ein Grand-Slam-Finale ohne einen Federer oder einen Nadal zu sehen, für die nächsten Jahr erhoffe ich mir aber, dass die jungen Spieler wie Gasquet, Murray, vielleicht auch Tsonga nachziehen können, um das Niveau in der Weltspitze weiter zu steigern. Aus heutiger Sicht ist aber Djokovic für mich das Maß aller Dinge in den nächsten Jahren.