Giftpilz hat recht, diese Diskussion ist vollkommen sinnlos. Es wird immer Leute geben, die Jordan besser als James finden und umgekehrt wohl auch. "Beweise" für die eine oder andere Variante gibt es ohnehin nicht. Lasst jedem seine Meinung und in 10 Jahren können wir auf jeden Fall beurteilen, wer den grösseren sportlichen Erfolg gehabt hat.
Mir ging es weniger darum, ob die Diskussion darüber, ob Jordan oder LeBron besser ist, einen Sinn hat. Da kann man durchaus streiten mit zahlreichen Argumenten und Beweisen - natürlich geht dieser Vergleich nur mit Jordans erster Karrierehälfte, denn um sich mit der zweiten messen zu können, muss LeBron erst noch einige Jahre in der Ligaspitze mit seinem Team mitspielen.
Unsinnig finde ich aber das Hin- und Hergeziehe "James hat mehr NBA-Spiele bis zum MVP-Titel gebraucht" mit der Antwort "Dafür ist LeBron aber jünger" - beides sind Fakten, und hier ist es die eigene Entscheidung, was einem bedeutsamer erscheint. Den Kontrahenten wird man mit diesen Argumenten aber nicht in einer Diskussion großartig überzeugen können.
Zum Kaffeesatzlesen, ob LeBron am Ende seiner Karriere mehr MVP-Titel als Jordan haben wird, kann ich nur sagen: Das weiß niemand. Hat er ein gutes Team um sich, mit dem er ständig 60+ Siege holt, wird man kaum an ihm vorbeikommen, denn für die Kombination individuelle Leistung (nehmen wir einfach mal die PER als einen Maßstab dafür) + Teamerfolg gibt es nur wenige schlagkräftige Konkurrenten.
Um LeBron in den nächsten Jahren bei der MVP-Wahl zu verdrängen, brauchen Wade und Paul brauchen erst einmal wieder ein besseres Team, Dwight Howard muss sich individuell noch steigern, um auf dem gleichen Niveau gesehen zu werden, Bryant muss vermutlich mit den Lakers gut 5 Siege mehr holen als LeBron, um seinen individuellen Nachteil auszugleichen, und die sonstigen Kandidaten sind derzeit doch ein ganzes Stück zurück:
Nowitzki braucht eine Meisterschaft (und mit seinem Team wahrscheinlich ebenfalls mehr als 65 Siege in einer Saison), um sich wieder ins Blickfeld der Jury zu bringen, Garnett wird wahrscheinlich gar keine Einzelauszeichnungen mehr bekommen (es sei denn, dass er körperlich wieder ganz fit wird, und dann wird es wohl auch "nur" für DPOYs reichen), Roy, Yao und Tony Parker müssten noch mehr als Bryant schon mit ihren Teams herausragende Bilanzen einfahren, und ob Durant, Granger, Bosh, Bynum, Oden und andere jemals eine echte Chance auf eine Top2-Platzierung haben werden, ist noch weit entfernt.
Abhalten kann LeBron von weiteren Titeln in den nächsten paar Jahren erst einmal nur ein Wechsel zu einem Team, das sich erst finden muss (wenn er z.B. wirklich zu den Nets oder Knicks wechseln würde), oder wenn es das Front Office der Cavs nicht schafft, die bald stark gealterten Mitspieler gut zu ersetzen (und selbst in diesen beiden Fällen traue ich ihm einen weiteren MVP-Titel bei unter 55 Siegen zu, wie Abdul-Jabbar ihn '76 und '77 bekommen hat, wenn die Konkurrenz sich nicht überdeutlich aufdrängt).
Allzuviele Spieler, die eine Auszeichnung für ihre Karriere bekämen, gibt es schließlich derzeit nicht: Bryant (hier glaube ich nicht, dass die Mehrheit denkt, dass er unbedingt zwei MVPs haben müsste), Duncan und Garnett haben bereits ihre MVP-Titel, und sonst ist da niemand, der für ständige Top3-Leistungen über ein ganzes Jahrzehnt einen Karl Malone-Award verdient hätte. Selbst Wade muss dafür noch mindestens zwei weitere Jahre wie dieses dranhängen.