3. Faust auf Faust - Die Siegertypen .
Halbfliegengewicht 48 kg
Zou Shiming auf dem Weg zum Gipfel?
Als heißester Top-Anwärter auf Gold muss der Olympiadritte von 2004 und p4p-Boxer Zou Shiming (CHN) gehandelt werden. Nach 2005 holte sich der 28jährige 2007 in eindrucksvoller Manier den WM-Titel. Das allein spricht schon für seine große boxerische Klasse, die er bereits in der olympischen Vorbereitungsphase mit Siegen über Luis Yanez (USA), Georgiy Chigaev (UKR) oder Georgiy Balakshin (RUS) unterstrich. Außerdem kann er auf den sog. Heimbonus setzen. Da müssen seine Konkurrenten schon sehr schwere Geschütze auffahren, um den Chinesen zu bezwingen. Die besten Aussichten hierbei haben vielleicht Europameister David Ayrapetan, der Vizeweltmeister 2005 Pat Pedak (HUN), Georgiy Chigaev (UKR, AhmetComer-Cup-Gewinner 2008) oder der Kubaner Yampier Hernandez, der allerdings sehr unbeständig fightet.
Zu rechnen ist auch mit dem Boxtaktiker und Vizeweltmeister 2007 Harry Tañamor (PHI, 31), der von kubanischen Trainern betreut wird und in der Olympiavorbereitung ebf. durch gute Siege über namhafte Gegner glänzte, was man beispielsweise von Luis Yanez (USA) nicht behaupten konnte. Yanez startete stets im Fliegengewicht und bekam u.a. eine Boxlehrstunde von Somit Jongjohor (THA) erteilt. Außerdem soll er wegen diverser „Fehltritte“ aus dem US-Kader ausgeschlossen worden sein. Überhaupt scheinen viele US-Boxer Probleme mit Team-Trainer und Team-Vorbereitung zu haben.
Daneben gibt es mit dem jungen Nordine Oubaali (FRA, 21, WM-Dritter 2007), Amnat Ruenroeng (THA), Purevdorj Serdamba (MGL) oder Birzhan Zhakypov (KAZ, WM-Dritter 2005) noch viele starke Aspiranten, die sich von der Leistungsdichte nicht viel nehmen und bei entsprechender Auslosung immer gut genug für eine Medaille sind. Dennoch steht und fällt diese Gewichtsklasse vor allem mit dem Abschneiden von Zou Shiming, der als absoluter Ausnahmekönner herausragt. Die zentrale Frage: kann er seiner langen Karriere mit Olympiagold die Krone aufsetzen und damit den Boxolymp erklimmen?
Fliegengewicht 51 Kg
Ein französischer Veteran und Olympiamedaillensammler
Besonders bemerkenswert: für Jerome Thomas (FRA) wird es die dritte Olympiade seiner langen Boxlaufbahn werden. 2000 in Sydney gewann er Bronze und 2004 in Athen schaffte er Silber. Aller guten Dinge sind Drei könnte man meinen. Allerdings gibt es berechtigte Zweifel an einem wiederholten Erfolg, denn in den letzten Jahren konnte Thomas international nicht mehr großartig überzeugen. Zum Leidwesen des Franzosen gibt es überdies eine harte Konkurrenz mit jungen Leuten wie dem äußerst schlagschnellen 21jährigen Rau'Shee Warren (USA, Supertalent, WM 2007), dem 20jährigen Samir Mammadov (AZE, WM-Dritter 2007, starke Vorstellung in diversen Olympiatests) oder dem 27jährigen Georgiy Balakshin (RUS, zweifacher Europameister).
Ferner starten noch altgediente Veteranen wie der hochaufgeschossene Sonjit Jonjohor (THA, 32, Weltmeister 2003, Vize-WM 2007) oder der smarte, allerdings weniger explosivstarke Kubaner Andry Laffita (Vize-WM 2005). Nicht zu vergessen: weitere Top10-Boxer wie Lee Ok-Sung (KOR, Weltmeister 2005, aber seitdem etwas inaktiv und weniger erfolgreich), McWilliams Arroyo (PUR, eindrucksvoller Fighter, Zwillingsbruder von McJoe Arroyo), Juan Carlos Payano (DOM, der ebf. das dritte Mal an einer Olympiade teilnimmt), Anvar Yunusov (TDK, großes Talent, überzeugte bei der Asien-Qualifikation), Tulashboy Doniyarov (UZB, Olympiabronze 2004) oder der nicht ungefährliche Mirat Sarsembayev (KAZ).
Kein leichtes Unterfangen also für Jerome Thomas in seinem dritten Olympiaturnier die dritte Olympiamedaille zu ergattern. Doch Thomas ist eine Kämpfernatur. Als Kind kam er mit einer deformierten Faust auf die Welt. Alle Finger waren zusammengewachsen und konnten erst durch eine komplizierte und aufwendige Operation getrennt werden. Nachträglich vielleicht ein gutes Omen für einen historischen Olympiaabschluss mit der dritten Medaille.
Bantamgewicht 54 Kg:
Wer hat das Zeug zum Big-Champion?
Ein ausgeglichenes Feld mit vielen guten Protagonisten, jedoch (noch) keinem absoluten Ausnahmeathleten herrscht hier nach der Suspension von Guillermo Rigondeaux (einstiger kubanischer p4p-Superboxer). Besonders hervorzuheben sind der amtierende Weltmeister und Rechtsausleger Sergey Vodopyanov (RUS), der schlagstarke Asienchampion Enkhbat Badar-Uugan (MGL) oder der gefährliche Olympiazweite 2004 Worapoj Petchkoom (THA), trotz einiger Niederlagen im Vorfeld wie gegen die eigentliche „Fliege“ Samir Mammadov (AZE).
Überwiegend eine gute Figur bei der Olympiavorbereitung machte der Kubaner Yankiel Leon, weniger gut schnitten altgediente und bewährte Kämpfer wie der Franzose Ali Hallab (WM-Dritter 2004) oder der Vizeweltmeister 2005 und Olympiadritte 2004 Rustam Rahimov (GER, 33) ab. Immer für eine Überraschung gut: die WM-Dritten McJoe Arroyo (PUR) und Joseph Murray (ENG), der erfahrene Hector Manzanilla (VEN), Kanat Abutalipov (KAZ, StrandjaCup-Gewinner 2008), Gu Yu (CHI, AhmetComerCup-Gewinner 2008) oder Garry Russel (USA, Bronze bei der WM 2005, talentiert, aber oft zu passiv in seinen Fights). Gespannt darf man vielleicht wegen seines Alters auf den erst 18jährigen Junior Oscar Valdez (MEX) sein, dem viel Talent bescheinigt wird und der sich in Testkämpfen trotz seiner Niederlagen teuer verkaufte. Augen sollte man vielleicht auch auf Akhil Kumar (IND) und Luke Boyd (AUS) werfen. Kumar fehlte bei der letzten WM wegen einer Verletzung, bot aber auf einem gut besetzten Turnier in Asien eine glänzende Vorstellung, während Boyd dem Russen Vodopyanov bei der WM lange einen ausgeglichenen Kampf lieferte.
Trotz seiner vielen Erfolge in der Vergangenheit hat der frühere Medaillengarant Rustam Rahimov (GER) inzwischen nur Außenseiterchancen. Das Alter und mehr als 350 Kämpfe scheinen allmählich ihren Tribut zu fordern, selbst wenn er im Juni 2008 noch beim Chemiepokal einen Turniererfolg feiern konnte und einen Boxer wie Luke Boyd scheinbar locker in die Schranken weisen konnte.
4. Federgewicht 57 Kg
Überflieger Selimov
Der Topfavorit ist zweifelsohne der amtierende Europa- und Weltmeister Albert Selimov, der mit beeindruckenden Boxfertigkeiten und seiner Coolness glänzt. Jederzeit ins Medaillenrennen eingreifen können der Olympiadritte 2004 Bahodirjon Sultanov (Uzbekistan) oder der schnelle Angriffsfighter und Vize-WM 2007 Vasyl Lomanchenko (UKR). Beide konnten in der Testphase gute Turniererfolge erzielen. Nicht außer acht lassen sollte man den unspektakulären WM-Dritten Li Yang (CHI), der als Zusatztrumpf den Heimbonus in die Waagschale wirft oder gefährliche Altmeister wie Khedafi Djelkhir (FRA), Shahin Imranov (AZE) oder Galib Jafarov (KAZ), auch wenn er sich letztlich gegen Bantamgewichtler Gu Yu eine Niederlage einhandelte. Nur taktisches Kalkül oder Defizite in der Leistung? Die Antwort gibt es sicher beim Olympiaturnier in Peking.
Die Kubaner, allein wegen ihres Ansehens und ihrem Sonderstatus im Amateurboxen stets in der Favoritenrolle, schicken Idel Torriente ins Rennen, der bislang internatonal noch keinen nennenswerten Durchbruch schaffte, in der Vorbereitung gegen einen Lomanchenko chancenlos war und auf wichtigen Turnieren oft auf der Strecke blieb. Ähnlich sieht es mit dem amerikanischen Vertreter Raynell Williams aus, der sich mit Verletzungsproblemen herumquälen soll. Dennoch kann man dieses zwei Kämpfer getrost immer noch als gute Boxtalente mit Potential bezeichnen.
Zwar nicht gleich abschreiben, aber besonders viel erwarten sollte man auch nicht vom Deutschen Wilhelm Gratschow. Zu groß scheinen die Leistungsunterschiede zur absoluten Weltspitze im Federgewicht, selbst wenn eigentlich nur Überflieger Selimov der einzige Boxer ohne nennenswerte Schwächen zu sein scheint. Doch viel mehr als jede Menge Kämpferherz hat Gratschow leider nicht vorzuweisen. Ob das allein gegen die Elite reichen wird?
Leichtgewicht 60 Kg
Todesgruppe - Die Angst eines Superstars
Kann die russische Boxlegende Alexey Tishchenko (25) seinen Olympiatitel von 2004 verteidigen oder geht der mehrfache Europa- und Weltmeister im Meer der starken Herausforderer unter? Bereits bei der letzten Weltmeisterschaft gab es schon die Sensation, als Tischenko völlig überraschend gegen Techniker und Taktiker Frankie Gavin (ENG) verlor, der schließlich im Finale gegen den soliden Italiener Domenico Valentino (EM und WM-Dritter 2005) WM-Champion wurde Zu diesem Kreis der Top-Favoriten zählen außerdem Kim Song Guk (KOR, Vizeolympiasieger 2004 und einstiger Vitali Tajbert-Bezwinger mit frustrierendem Boxstil) sowie Kubas Boxstar und Ausnahmeathlet Yordenis Ugas (Weltmeister 2005). Nicht zu vergessen: der unbequeme Pichai Sayotha (THA), der den russischen Superstar beim diesjährigen Kings Cup nach Punkten bezwang.
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Das dritte Mal bei einer Olympiade dabei: Tahar Tamsamani (MAR, Bronze 2000). Damals profitierte er von einer guten Auslosung und seiner Unbekümmertheit. Inzwischen gehört er zur alten Garde. Die neuen „jungen Wilden“ heißen Sadam Ali (USA), Onur Sipal (TUR, 19, furchtloser und spektakulärer Angriffboxer mit Berufsboxpotential) oder Merey Akshalov (KAZ, 20). Die beiden letzt Genannten konnten 2007 und 2008 bereits je einen Sieg über Ugas verbuchen, zu dessen Ehrenrettung man aber anmerken sollte, dass er dieses Jahr außergewöhnlich viele Kämpfe bestreiten musste und vielleicht etwas „ausgebrannt“ war.
Wenig Positives hörte man vom jungen Sadam Ali (USA), der im US-Olympiacamp Schwierigkeiten mit einigen Trainingsmethoden und Trainingsansichten gehabt haben soll. Das Zeug zu einem gefährlichen Außenseiter scheint Darley Perez (KOL) zu haben. Bei der letzten WM schlug er den Mitfavoriten Olexandr Klyuchko (UKR) und bei der Olympiavorbereitung bezwang er sogar Yordenis Ugas (KUB) knapp nach Punkten. Wie erwähnt. Ugas scheint hin und wieder zu „schwächeln“, dennoch bleibt er in einer äußerst stark besetzten Gewichtsklasse ein absoluter Topfavorit zusammen mit Tishchenko.
Halbweltergewicht 64 Kg
Findet Boonjumnong seine Form?
In dieser Gewichtsklasse gibt es mit Manus Boonjumnong (THA) ebenfalls einen großen Namen, der seinen Olympiatitel 2004 verteidigen möchte. Doch noch auffälliger als Tischenko läuft der vergnügungssüchtige und für seine Undiszipliniertheit bekannte Boonjumnong (28) seiner einstigen Spitzenform hinterher. Bei der letzten WM schied er bereits in der Vorrunde gegen den großgewachsenen und sperrigen Japaner Masatsugu Kawachi (WM-Bronze) aus und bei der Olympiavorbereitung musste er eine empfindliche Niederlage gegen den amtierenden WM-Dritten und Mitfavoriten Bradley Saunders (ENG) einstecken. Mehrheitlich in Topform dagegen: Weltmeister und Supertechniker Serik Sapiyev (KAZ, trotz einer Niederlage beim AhmetComer-Cup 2008), Silbermedialist Genadi Kovalev (RUS) sowie Boris Georgiev (BUL, Olympiadritter 2004).
Gute Außenseiterchancen besitzt der junge Kubaner Rosniel Iglesias (19). Der Juniorenweltmeister von 2006 gewann die meisten seiner Testkämpfe in eindrucksvoller Form und gilt in Kuba als sog. Jahrhunderttalent. Er schaffte es mit 16 Jahren als erster Junior die kubanischen Seniorenmeisterschaften zu gewinnen und die Olympiade wird sein erster internationaler Auftritt bei einem großen Topturnier werden. Bei seinen letzten Niederlagen gegen Boris Georgiev oder Todd Kid (AUS) machte sich jedoch die mangelnde Erfahrung noch bemerkbar. Doch Iglesias ist nicht der einzige starke „Youngster“ in diesem Feld. Da gibt es noch den Chinesen Maimaitituersun Qiong (20), der gerne nach vorne geht und unterhaltsam fightet oder den „grünen“ Amerikaner Javier Molina (18). Nur geringe Medaillenchancen mit Losglück dürfen sich vielleicht die „Veteranen“ Ionut Gheorghe (RUM), Myke Carvalho (BRA), Felix Diaz (DOM) oder eben der erst achtzehnjährige Javier Molina (USA) ausrechnen, dem allerdings gewisse Disziplinlosigkeiten nachgesagt werden und der aus persönlichen Gründen nicht an einem US-Olympia-Camp teilnehmen konnte.
Weltergewicht 69 Kg
Die Hoffnung heißt Andrade
In die Fußstapfen einstiger „Goldjungen“ wie Sugar Ray Leonard oder Oscar De La Hoya möchte Demetrius Andrade (USA, 20), die größte US-Hoffnung neben Warren, treten. Das Riesentalent bestach bei der letzten WM durch seine hohe Boxkunst und seine variable Boxtechnik. Gerüchten zufolge blieb er dem US-Trainingscamp jedoch wegen eines erlittenen Kieferbruchs fern und soll immer noch nicht vollständig genesen sein. Wiedergutmachung für ihr verpatztes WM-Turnier im letzten Jahr streben dagegen der 32jährige Europameister Andrey Balanov (RUS), Dilshod Mahmudov (UZB, Vize-WM 2005) und Asienchamp Bakhyt Sarsekbayev (KAZ, Turniersieg beim AhmetComer-Cup 2008) an.
Mit dem Junioren-Weltmeister 2004 Carlos Banteur schicken die Kubaner wieder ein vielversprechendes Talent an den Start. Wie Iglesias überzeugte auch Banteur in den Vorbereitungsfights und blieb bei seinen Auftritten 2008 weitgehend ungeschlagen. In die Fußstapfen von Amir Khan könnte Billy Joe Saunders treten, ein 18jähriger Zigeuner aus England. Für die letzte WM war er nicht qualifiziert, jetzt jedoch machte er mit einer langen Siegesserie Furore und schlug u.a. auch Carlos Banteur aus Kuba.
Für eine Überraschung möchte der 19jährige John Jackson (VIS), der talentierte Sohn des ehemaligen Profiboxweltmeisters Julian Jackson sorgen. Allerdings stehen die Chancen dafür eher schlecht, es sei denn das sog. Losglück ist ihm hold. Bruder Julius tritt übrigens ebenfalls in China, allerdings im Halbschwergewicht an. Mehr Aussichten auf Erfolg als die zwei Jacksons haben da schon die WM-Dritten Adem Kilici (TUR) und Hanati Silamu (CHN) oder sogar der Deutsche Jack Culcay-Keth, der immerhin bei der letzten Weltmeisterschaft einen guten Eindruck hinterließ.
Jack Culcay-Keth ist sehr talentiert, er hat ein gutes Distanzgefühl, schnelle Reflexe und weiß, wie man im Nahkampf fightet. Und vielleicht ist er derjenige Deutsche, der das Unmögliche am ehesten schaffen kann. Sein Manko: er ist körperlich ein bisschen zu klein geraten, was für ihn und seinen Boxstil in der Vergangenheit immer wieder zu boxerischen Nachteilen führte.
Mittelgewicht 75 Kg
Korobov gegen den Rest der Welt
Es kann nur einen geben: Europa- und Weltmeister Matver Korobov (25), der im Ring einfach alles kann. Allein wegen dieses Ausnahmeathleten wird es für den Olympiasieger 2004 und WM-Dritten Bakhityar Artayev (KAZ, 25) schwer seinen Erfolg zu wiederholen. In diesen vermeintlichem Zweikampf eingreifen wird sicher der starke Kubaner und WM-Dritte 2005 Emilio Correa.
Zweifel gibt es, ob der junge „Silberboy“ Alfonso Blanco (VEN, 22) an seiner guten Form bei der WM 2007 anknüpfen und sich erneut eine Medaille sichern kann. Da traut man Boxern wie Sergey Derevyanchenko (UKR) schon mehr zu, der in der Vorbereitung sogar einen Sieg über Correa auf seiner Seite verbuchen konnte. Allerdings schnitt auch Blanco zum Beispiel beim diesjährigen AIBA-Cup sehr gut ab und glänzte durch einen Sieg über den Militärweltmeister und diesjährigen AhmetComer-Cup-Sieger Elshod Rasulov (UZB), während sich Artayev dort nicht gerade mit Ruhm bekleckerte und in der Vorrunde ausschied. Einen Knockoutsieg über Rasulov kann übrigens der nicht ungefährliche Angkhan Chomphuphuang aus Thailand vorweisen.
Die üblichen Außenseiterchancen haben erfahrene Boxer wie Konstantin Buga (GER), Darren Sutherland (IRL) oder Argenis Nunez (DOM). Auf einer Nebenrechnung könnten u.a. auftauchen: Carlos Gongora (Ecuador), Veteran Mohammed Hikal (EGY), Wang Jianzheng (21, CHI) oder Shawn Estrada (USA)
Bei entsprechender Auslosung kann Buga durchaus lange "überleben", in der Vergangenheit ließen ihn aber gelegentlich die Nerven in Stich. Zudem ist er körperlich nicht gerade der Stärkste und auch seine Art zu kämpfen ist gelegentlich zu monoton und leicht ausrechenbar. Doch vielleicht platzt der berühmte Knoten ja ausgerechnet bei Olympia, selbst wenn Bugas Chancen dafür eher gering sind.
Halbschwergewicht 81 Kg
Eine offene Rechnung
Am ehesten für Gold in Frage kommen Weltmeister Abbos Atoyev (UZB, 22), Europameister Artur Beterbiyev (RUS, 23), Yerkabulan Shinaliev (KAZ) oder Xiaoping Zhang (CHN), der bei der Asienqualifikation zwar eine empfindliche Abbruchniederlage gegen Dzhakhon Kurbanov (TDK) einstecken musste, beim AhmetComer-Cup im Juni 2008 dagegen mit einem Sieg über Schwergewicht Alexandr Usyk (UKR) glänzte. Atoyev und Shinaliev sind zwei kleine Rechtsausleger, die viel auf ihre Schlagkraft setzen, während Beterbiyev es meist mit Technik und über die lange Distanz versucht.
Im Vorfeld vermutlich ausgeknockt wurde der ehemalige Vizeeuropa- und Vizeweltmeister Ismail Syllakh (UKR), der wegen eines Dopingvergehens gesperrt wurde. Immer für eine Medaille gut ist der EM-Dritte Kenneth Egan (IRL, 26). Bei der amerikanischen Olympiaqualifikation und auf Vorbereitungsturnieren präsentierte sich Carlos Negron (PUR) äußerst stark.
Trotz eines ausgeglichenen Teilnehmerfeldes ohne überragende Boxpersönlichkeiten deutet vieles auf eine Neuauflage des WM-Duells zwischen Atoyev und Beterbiyev hin, die beide in Testkämpfen einen souveränen Eindruck hinterließen.
Schwergewicht 91 Kg
Felix Savons Erben
Ein kleineres Teilnehmerfeld und damit etwas mehr Übersichtlichkeit gibt es in den schweren Klassen. Hervorzuheben sind besonders der amtierende Weltmeister Clemente Russo (26) und der starke Russe Rakhim Chakheiv (25, Militärchampion, Vize-WM und Europameister) trotz seiner diesjährigen Niederlage gegen den Amerikaner Deontay Wilder. Ebenfalls Topchancen auf Gold hat der aus dem Mittelgewicht kommende Osmay Acosta (23, KUB), seines Zeichens Juniorenweltmeister von 2002. Nie abschreiben sollte man die „Veteranen“ Ali Mazaheri (IRA, mehrfacher Asienchamp) und Viktar Zuyev (BLR, Vizeolympiasieger 2004), wobei Zuyev bei seinen letzten Vorstellungen nur noch ein Schatten seiner früheren Tage zu sein scheint.
Trotz Bronze bei der WM 2007 bleiben John M'Bumba (FRA) und Yushan Nijiati (CHI) der mit 22 Jahren jüngste Teilnehmer im Schwergewicht, lediglich Außenseiter, selbst wenn das chinesische Publikum ihren Mann sicher nach vorne peitschen wird. Achten sollte man auf Alexandr Usyk (UKR, kommt aus dem Mittelgewicht und sorgte mit einigen „unerwarteten“ Qualifikationssiegen für Furore). Usyk konnte Acosta in der Vorbereitungsphase schon besiegen und gewann 2007 den legendären Strandja Cup. Acosta seinerseits hat trotz vereinzelter Niederlagen und enttäuschender Vorstellungen in der Vorbereitungsphase einen Sieg über Weltmeister Russo vorzuweisen und bei einem Turnier in Usti bestach er durch eine eindrucksvolle Ringvorstellung. Außenseiterchancen bei einem guten Los hat der junge „wilde“ Wilder (USA), der zwar eine harte rechte Schlaghand hat, aber ansonsten boxerisch eher limitiert wirkt.
Superschwergewicht +91 Kg
Das i-Tüpfelchen für Italien?
Der Topfavorit kann nur der 28jährige Weltmeister und Olympiadritte 2004 Roberto Cammarelle heißen, der in Testkämpfen seinen Widersache Glazhov (24) in die Schranken wies. Stark und Aussichten auf Edelmetall hat er trotzdem: dieser nicht ungefährliche Viacheslav Glazhov (UKR, Vize-WM und AhmetComerCup-Sieger 2007). Weitere Favoriten: die schlagstarken Kubrat Pulev (BUL, WM-Dritter 2005) und Europameister Islam Timurziev (RUS, 25), der allerdings schon lange nicht mehr an seine frühere Bestform anknüpfen konnte und sich in der Vergangenheit oft mit Verletzungssorgen plagen musste.
Enormes Potential bringt der junge Kubaner Roberto Alfonso (22, Junioren-Weltmeister 2004) mit, obwohl er in der Vorbereitung gegen Leute wie Glazhov und Pulev nach Punkten verlor und sich hin und wieder taktisch unklug in Wettkämpfen verhielt. Der WM-Dritte mit valueschen Ausmaßen Zhang Zhilei (CHI, 25) wird ebenfalls alles geben und vielleicht noch ein Stückchen über sich hinauswachsen, um sein heimisches Publikum nicht zu enttäuschen. Allerdings offenbarte er in seinen letzten Kämpfen einige boxerische Schwächen, wie bei seiner Niederlage gegen Glazhov. Ebenfalls für eine Medaille gut: David Price (ENG).
4. Weitere Kurzinfos und Gerüchteküche:
Das US-Team "glänzte" durch viel Verletzungspech und wenig Teamgeist. In der Vorbereitung traten viele Kämpfer auf unterschiedlichen Turnieren auf. Selbst beim letzten Trainingslager in Argentinien fehlten wie erwähnt einige Boxer wie z.B. Luis Yanez, Javier Molina und Demetrius Andrade. Yanez soll sogar aus dem Team geworfen worden sein. :confused:
Einige Boxinsider fürchten, dass neben China auch England von den Boxoffiziellen im Turnier „bevorzugt“ werden könnte. Grund: England kommt für die Olympischen Spiele 2012 in Frage und hat viel in das Boxen und auch die AIBA investiert. :kgz:
Viele Boxer waren und sind während der Testphase immer noch nicht in ihrem Gewicht. Bestes Beispiel: der Engländer Frankie Gavin, der seit der letzten WM nur wenig kämpfte und kein einziges Mal die 60kg brachte. „Abkochen“ ist zwar im Boxsport üblich, aber weiterhin riskant. So flogen auf Turnieren schon etliche Boxer durch WO raus, weil sie mehr Gewicht auf die Waage brachten als erlaubt.