Meiner Meinung nach wird hier gerade über den falschen Ansatz diskutiert: Es kann beim Doping doch nicht darum gehen, ob und inwieweit jemand davon profitiert oder eben nicht.
Man muss sich vielmehr fragen, wozu es führt, wenn man dagegen nicht konsequent vorgeht: Dann entsteht nämlich ein Teufelskreis.
Ein Sportler ist doch dann beinahe fast dazu genötigt, sich ebenfalls mit solchen Präparaten zu versorgen wenn er sieht, daß dagegen nicht konsequent vorgegangen wird, man damit zu besseren Leistungen im Stande ist, woraus im Endeffekt dann auch ein teilweise deutlich höheres Gehalt am Ende rausspringt. Genau das ist doch das Problem.
Aus Angst, durch das Raster zu fallen, weil man ohne Hilfsmittelchen weniger leisten kann, tut man etwas, was man unter normalen Umständen wohl niemals tun würde, weil es bei anderen auch toleriert wird und sie davon unglaublich profitieren. Man stelle sich nur mal vor, man würde Doping freigeben: Was würde dann wohl passieren? Dann haut sich doch jeder bis Unterkante Oberlippe mit Präparaten voll, weil er ohne nicht gut genug ist und somit keine Chance hat, seinen Lebensunterhalt zu sichern. Wenn man es freigibt bzw. nicht konsequent dagegen vorgibt, dann wird es immer ein schwarzes Schaaf geben, welches diese Grenze überschreitet. Dieses Verhalten löst dann eine Kettenreaktion aus.
Für nicht wenige Sportler ist ihr Sport die einzige Möglichkeit, genug Geld zu verdienen, so daß man sich um die Zukunft wenig Sorgen machen muss. Ohne diese Möglichkeit ist man möglicherweise mittellos, ganz zu schweigen davon, daß man im Hochleistungssport nur ein sehr begrenztes Zeitfenster hat, um Geld zu verdienen.
Das Ende vom Lied wäre dann aber wohl, daß eine hohe Anzahl schon kurz nach Beendigung der Karriere ganz massive Gesundheitsprobleme haben, wenn sie Glück haben. Wenn sie Pech haben, kippen sie um und sind tot.
Dazu noch eine kleine Anekdote:
Ich hatte mal vor ein paar Monaten, als ich im Fitnessstudio eines Bekannten von mir ausgeholfen habe, einen profesionellen American Football Spieler zu Gast. Der ist deutscher und spielt bei den Blue Devils. Er hatte also einen Termin gemacht und ich hab ihn dann gefragt, was er denn alles haben möchte. Antwort lautete: "Alles was dazu gehört; ein neuer Ernährungsplan, neue Workouts für Kraft- und Ausdauer und natürlich auch die richtigen Präparate."
Ich habe einen Augenblick nachdenken müssen und ihn dann gefragt, was er mit "Präparaten" denn genau meint und er antwortete darauf nur, augenzwinkernd: "Ja, nicht diesen Eiweiß *******, sondern eben die Dinger, mit denen man ordentlich Muckis bekommt...."
Ich habe ihm darauf geantwortet daß ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren könnte, ihm Präparate zu empfehlen, die nachweislich die Gesundheit ganz massiv beeinträchtigen.
Er war daraufhin zuerst etwas erstaunt, meinte aber, daß er diese Einstellung gut findet. Als er damals in den USA für ein Jahr auf dem College war, standen diese Präparate an erster Stelle, noch vor dem Trainings- und Ernährungsplan. Das muss man sich mal klarmachen.
Sein letzter Satz war dann: "Ich finde diese Einstellung von dir wirklich vorbildlich, mir bleibt da allerdings keine andere Wahl: Wenn ich darauf verzichte, verliere ich wahrscheinlich meine Position und damit meine Chance, Geld zu verdienen. Ich kann sonst nichts anderes und da dort auch jeder mehr oder weniger Hilfestellung annimmt bin ich nicht in der Position, darauf zu verzichten...."
Ich kann mich daher nur nochmal wiederholen. Hier muss man ansetzen, und zwar sehr konsequent. Auch wenn es dabei den einen oder anderen Superstar erwischt.