Bei Betrachtung der bestmöglichen Startelf sowie des ganzen Kaders fallen mir drei kleine Schwachstellen auf. Zum einen muss über kurz oder lang ein neuer Rechtsverteidiger gefunden werden. Piszczek spielt immer noch auf einem sehr hohen Niveau, aber das Alter kann sich bei einem athletischen Außenverteidiger doch recht schnell bemerkbar machen. Erik Durm verfügt über eine ähnliche Athletik, ist aber eben nur für die Rolle des Linienläufers zu gebrauchen. Um jedoch etwas flexibler auf der rechten Seite agieren zu können, bräuchte der BVB einen weiteren Spielertyp, der sich von Piszczek und Durm abhebt. Also einen Rechtsverteidiger, der verstärkter ins Zentrum rücken kann und mehr Potenzial in der Spielgestaltung bietet. Leider ist der Markt für Rechtsverteidiger sehr überschaubar. Und vom Profil her interessante Spieler wie etwa Paul Verhaegh sind zu alt. Vielleicht wirft der BVB einen Blick auf Joël Veltman von Ajax.
Eine zweite Position im Kader, die verbessert werden muss, ist die des zweiten Stürmers. Niemand möchte Adrián Ramos etwas Böses, aber seine langsame, oftmals suboptimale Entscheidungsfindung macht ihn nicht zu einer ernsthaften Alternative zu Pierre-Emerick Aubameyang. Leider ist der Stürmermarkt ebenfalls dünn. Und gibt es einen passenden Spieler für den BVB, wie etwa Breel Embolo, ist dessen geforderte Ablösesumme schon bereits jenseits von Gut und Böse. Vielleicht muss Max Kruse den VfL Wolfsburg doch verlassen.
Ein passender Backup für Marco Reus, der ebenso über Geradlinigkeit und durchbruchsorientierte Bewegungen verfügt, würde dem BVB nicht schlecht zu Gesicht stehen. Kevin Volland und Julian Brandt kämen aus der Bundesliga in den Sinn.
Im zentraloffensiven Mittelfeld müsste der BVB ebenfalls über einen Neuzugang nachdenken. Nicht falsch verstehen: Kagawa sowie Gonzalo Castro sind begabte Fußballer. An einem guten Tag kann Kagawa auf engstem Raum brillieren. Doch Tuchels Atmosphere of Greatness erfordert es wohl, dass man sich nicht damit zufrieden gibt, auf einer Position "nur" gut besetzt zu sein. Man möchte herausragend sein. Im ersten Moment kommt womöglich Christian Pulisic in den Sinn. Er ist ein Riesentalent, das bei Ausbleiben schwerer Verletzungen in den kommenden Jahren viele Fußballfans begeistern wird. Aber es ist noch zu früh, ihn mit großen Aufgaben zu belasten. Folglich sollte der BVB auf dem Transfermarkt Ausschau halten.
Marc Stendera ist sicherlich ein heißer Kandidat – und wird noch heißer, sollte Gündoğan den BVB verlassen. Leider fehlt es dem Frankfurter gelegentlich an Präsenz im Mittelfeld. Eigentlich müsste er bei der Eintracht stets die spielbestimmende Figur sein, gerät jedoch manchmal in seinen Trott und verschwindet in der Masse. Tuchel könnte daran arbeiten.
Dann gibt es für viele BVB-Fans noch das böse Wort mit "G". Und ich meine nicht Gelsenkirchen. Dieser Spieler hat ohne Zweifel herausragende Fähigkeiten, wenn er als Akteur im offensiven Zwischenlinienraum zum Einsatz kommt. Und selbst auf der Neunerposition kann er gegen den passenden Gegner auftrumpfen. Sollte sich hier ein Transfer für den BVB ergeben, wäre es aus rein sportlicher Sicht ein richtiger Schritt. Alles andere ist eine Diskussion für sich.