Wenn man im Jahr 2014 den Stil eines Innenverteidigers diskutiert, muss man jedoch auch die Entwicklung des Fußballs berücksichtigen. Hohes oder zumindest mittelhohes Pressing und aggressives Gegenpressing etablieren sich immer breitflächiger, weshalb das großräumige und antizipative Verteidigen zunehmend an Bedeutung gewinnt. Die „klassischen“ Tugenden der Nummer Vier werden schlichtweg aus quantitativen Gründen weniger wichtig: Wo keine Strafraumszene, dort kein Defizit in der Strafraumverteidigung; wo keine Flanke, dort kein verlorenes Kopfballduell. Durch die zunehmende Masse an technisch starken, beweglichen Spielern dürfte sich der Fokus in Zukunft immer mehr zu kombinativem, kontrolliertem Fußball durch das Zentrum verschieben. Dafür ist Joël ohne Zweifel the man! Nicht nur wegen seines Defensivstils, sondern auch wegen seiner technischen Fähigkeiten – Stichwort Gegenpressingresistenz – und eben auch ganz entscheidend durch seinen Spielmacher-Flair, mit dem er eine Art Vorreiterrolle einnimmt.
Komplexe strategische Fähigkeiten, wie sie Veltman besitzt, sind bei Verteidigern (und Fußballern generell) immer noch die absolute Ausnahme. Mit dem Niederländer kann diesbezüglich kaum jemand konkurrieren; zu nennen wären wohl Thiago Silva, Koray Günter, Tim Rieke und wahrscheinlich noch der ein oder andere dänische oder chilenische Nachwuchsspieler, den ich nicht kenne. Selbst Passmonster wie Hummels haben in strategischer Hinsicht meist Defizite und sind quasi „gezwungen“, dominant zu spielen, um effektiv werden zu können. Veltmans Fähigkeiten ermöglichen ein größeres Spektrum von Rollen, Rhythmen und Situationsinterpretationen, was sauberere Lösungen ermöglicht und die Potentiale der Mitspieler besser zur Entfaltung bringt.
Kurz gesagt: Dieser Stil sorgt für Synergien. Wenn der Fußball kollektiver wird, sollten solche Fähigkeiten mehr Beachtung bekommen. In jeder Hinsicht.