Glaube nicht, dass für den Trainerstab der Leistungsnachweis die Titelsammlungen in der Jugend sind, sondern wieviel Jugendspieler den Sprung in den Profifußball und noch besser in die 1. Mannschaft vom BVB schaffen.
Das sollte so sein, ist aber m.E. leider oft eben nicht so. Der BVB ist von U23 bis U17 mit allen Mannschaften seit Jahren sehr erfolgreich. Trotzdem schaffen es im Vergleich nur sehr wenige Nachwuchsspieler zu den eigenen Profis, nicht einmal zur U23. Man födert sehr gezilet die ausländischen, sehr gut gescouteten Talente, die "normalen" Eigengewächse spielen eigentlich keine echte Rolle. Man hat(te) Spieler wie Raschl, Lütke Frie, Gürpüz oder Knauff, die alle U-Nationalteams ab der U16 durchlaufen, denen aber wenig bis gar keine Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Ein Lütke-Frie z.B. ist seit der U15 in allen U-DFB-Teams absoluter Stammspieler. Ein Göktan Gürpüz wurde vom DFB zum Verbandswechsel überredet und ist Leistungsträger der U19-NM. Einsätze für beide bei der U23, die im völlig sicheren MF der 3.Liga steht: 0.
Da spielen dann lieber gestandene Regionaliga-West Spieler im Alter von 22-23, die man von Rödinghausen und co geholt hat. So passen eben die Ergebnisse: man hat eine erfolgreiche U23, eine erfolgreiche U19, etc. Wirklich gefördert werden aber nur die ausländischen Talente, die dann direkt hochgezogen werden, die sollen ja irgendwann auch Ablöse bringen.
UNd die Jugendtrainer gelten dann eben als "gut", aber eben
nicht, weil sie Talente gefördert haben, sondern weil sie Ergebnisse liefern. Und die Branche ist kurzsichtig genug, eben genau das zu belohnen. Ehemalige Jugend- un U23-Trainer des BVB haben immer eine super Chance auf Profifußball, aber nicht wegen individueller Förderung, sondern wegen ihrer Ergebnisse (Siehe David Wagner, Hannes Wolf oder Farke). Die werden dann als Jugendförderer und Beispiele für tollen Offensivfußball verkauft, obwohl sie das überhaupt nicht sind.
Das ist kein BVB-Problem, bei euch ist es nur - angesichts der eigentlichen Talentdichte im eigenen Stall - besonders krass. Das ist fast überall so. Martin Demichelis macht doch nicht Bayerns Amas, um junge Menschen zu förderm. Der will Profitrainer werden und die Amas sollen das Sprungbrett sein - und das ist falsch. Jugendtrainer schaffen es nicht in den Profifußball, weil sie Talente fördern, sondern weil sie mit ihren Jugendteams Ergebnisse liefern. Und leider sind bei den Jugendtrainer der U19 etc der BL-Vereine ganz, ganz viele Exemplare dabei, die das ganz bewusst ausnutzen, weil ihr Karriereziel eben BL ist.
Und genau das ist grundfalsch.
Der deutsche Fußball brauch viel mehr Trainer, die einfach gerne mit Talenten arbeiten, die auch nichts anderes machen wollen. In D verkommt Jugendfußball mehr und mehr zum Trainer-Sprungbrett. Niemand traut sich mehr, ein Talent auch mal out of the box zu fördern, es könnte ja die Ergebnisse und damit die eigene Trainerkarriere beschädigen.
Und leider ist dieses Problem bei jungen Trainern (die wir ja eigentlich brauchen) ganz besonders ausgeprägt, weil der Karriereweg NLZ-U19-Profiußball schon voll etabliert ist. Es kann doch nicht sein, dass man bei echter Jugendförderung als Berufung immer noch an Namen wie Elgert oder Gerland denkt - die sind weit über 60.
Die Vereine selbst sind aber natürlich auch Schuld. Wenn denn allen so viel an der Jugendförderung liegt, warum arbeitet man dann mit Honorartrainern auf Minijobbasis? Warum bekommen U19 Trainer von Bundesligisten nicht wenigstens das Gehalt eines Bankdrückers des Profikaders? Warum gibt es keine Erfolgsprämien, die sich an Profieinsätzen von wirlich selbst geförderten Talenten orientieren?