Ich denke mal beim Ironben klaffen derzeit Anspruch und Wirklichkeit ein Stück weit auseinander. Mit Anspruch meine ich seinen eigenen an ihn selbst ... an sein Leistungsvermögen.
Der Anspruch daran, was er zu leisten imstande ist im Vergleich zu dem, was er derzeit drauf hat.
Ich erinnere mich daran, wie Benni selbst damals - nachdem er gegen Giercke verloren hatte - hier im Forum schrieb, dass er mit dem Boxsport aufhöre, weil er nicht als Journeyman enden wollte.
Sein Trainer stand nach seinem Debüt nicht mehr in seiner Ecke, die ganze Trainingssituation war unbefriedigend, Sparrings-Kämpfe hatte er keine.
Mit Rolle lief es dann anders. Benni bekam ein Gehalt, trainierte Vollzeit mit Rolle zusammen, boxte gerade 2009 sehr oft und hatte dann 2010 seine größten Erfolge gegen Matumla und Liggieri.
Wer den ersten und den zweiten Kampf von Benjamin Simon gegen Mazen Girke gesehen hat, der sieht beim Ironben einen deutlichen Unterschied. Im ersten Kampf verkrampft und mit Deckungslücken, im zweiten Kampf deutlich geschmeidiger und explosiver.
Man kann also sagen, dass man beim Ironben sehr deutlich sehen konnte, wie groß der Unterschied zwischen einem Freizeit-Boxer mit Profilizenz ist und einem Boxer, der hauptberuflich trainiert und sich auf seine jeweiligen Gegner ordentlich vorbereiten kann.
Dies hat Benni gewiss auch im Hinterkopf und so wie ich ihn einschätze, hemmt ihn dieser Gedanke ein Bisschen. Das Wissen, wie es anfangs in seiner Profikarriere lief, wie es später lief als sein Fokus auf dem Boxsport lag ... und wie seine Situation jetzt aussieht.
Mal ehrlich, mit Rolf "Der Geist" Neumann ist Benni vermutlich nicht bestens bedient.
Klar ... es hätte vieles anders kommen können.
2009 viel Matchpraxis.
2010 erste ernstzunehmende Gegner und der IBF-Interconti-Titel, zudem ein Auftritt im Sturm-Vorprogramm.
Schließlich stand Simon im IBF-Ranking und konnte von einem IBF-Titelkampf gegen Sebastian Sylvester träumen.
Ein Angebot an Sauerland soll es wohl gegeben haben ... zustande kam der Kampf nicht. Sylvester musste dann auch eine Pflichtverteidigung gegen Gaele bestreiten und verlor.
Für Simon stand ein Kampf gegen Sam Soliman in Aussicht. Es sollte ein Eliminator um den #2-Spot der IBF werden. Die Chance wäre groß gewesen. Ein Simon aus dem ersten Girke-Kampf hätte wohl 108:120 gegen Soliman verloren, aber der "Prime-Ironben" hätte womöglich Chancen gehabt.
Doch Ironben verletzte sich an der Hand, der Kampf kam nicht zu stande, Soliman durfte gegen den Eromosele Albert um den #2-Spot boxen.
So ging es 2011 dann auch nicht so recht weiter, auch als die Handverletzung auskuriert war. Simon verlor den Inter-Conti-Titel, welchen Britsch sich holen durfte ... Simon wurde zum Pflichtherausforderer.
Öner ersteigerte den Simon-Britsch-Kampf für 183.000 Dollar ... eine stolze Summe (gut 50.000 US-Dollar mehr als das Sauerland-Gebot.
Öner, nunmehr Co-Promoter von Benjamin Simon, hatte sich in Deutschland aus dem Boxsport zurückgezogen. Simon-Britsch war als Kampf in der Türkei geplant. Britsch sagte jedoch ab, weil er die Chance auf einen EU-Kampf gegen Santos bekam (mit der Hoffnung, dann in der EBU- und WBC-Rangliste aufzusteigen). Britsch scheiterte an Santos.
Öner verabschiedete sich ohnehin mehr und mehr aus dem Boxsport und hatte kein Interesse mehr an seinen deutschen Boxern. Die Zusammenarbeit mit ihm spielte sich für die Rolles und für Ironben nicht aus.
Dass Benni irgendwann aussah, als wäre er mehr mit Muskel- als mit Boxtraining beschäftigt (sah ja schon aus wie der Briggs des Mittelgewichts) und dass er mit dem Aufstieg ins SMW aus der IBF-Rangliste fiel ... das kam der ganzen Sache wohl auch nicht entgegen.
Nach dem anfangs aussichtsreichen aber dann doch frustierenden Jahr 2011 (nicht zustande gekommene Kämpfe mit Soliman, Britsch) kam 2012 dann halt das Zerwürfnis mit Rolle.
Eva und Robert Rolle hatten gut in Ironben investiert ... aber letztlich sprang zu wenig raus. Der Weg der Rolles war auch eher steinig, da sie eher aneckten als in Ärsche zu kriechen ... was Zusammenarbeit mit den "Großen" nicht gerade erleichterte.
Schließlich arbeitete Robert Rolle an seinem eigenen Comeback. Ich schätze mal aus finanziellen Interessen. Zumindest wäre es meine Vermutung, dass die Investitionen in Benjamin Simon gut in die Kasse der Rolles gingen und dass dort nun irgendwie Geld reingespült werden musste.
Der Kontakt zwischen Rolle und Simon schwand, Benni war nicht mehr richtig im Training.
Plötzlich gab es die Möglichkeit für einen Kampf gegen Cheka. Für Benni wäre es eine große Chance zu einer Rückkehr gewesen, aber er sagte den Kampf ab, weil er eben lange nicht mehr im Training war (weil Rolle wohl keine Zeit mehr für ihn hatte, oder weil er einfach keinen Bock mehr hatte) und weil ihm die Vorbereitungszeit zu kurz war.
Rolle hatte kein Verständnis für die Absage ... schließlich wäre es eine gute Chance für Ironben gewesen.
In den Augen der Rolles hatte Ben ihnen vielleicht fast alles zu verdanken. Sie empfanden ihn vermutlich als undankbar.
In den Augen von Benni war er vielleicht die Projektionsfläche für die Selbstdarstellung der Rolles und es passte ihm nicht, wie zuletzt mit ihm umgegangen wurde.
Der Durchbruch, der 2011 in Aussicht stand, ist nicht gekommen. Benni ist nun wieder in einer ähnlichen Situation wie am Anfang seiner Karriere.
Er weiß was er mal konnte, er weiß aber auch wie es schonmal lief, als er bei Kleinring-Veranstaltern boxte und nur unregelmäßig trainieren konnte.
Wie gesagt, nach dem ersten Girke-Kampf meinte er, dass er nicht als Journeyman enden will. Einen möglichen Mayorga-Kampf sagte er ab, weil er von der Börse nur einen Bruchteil gesehen hätte.
Er will halt keine großen Risiken eingehen ... mit kurzen Vorbereitungen gegen solidere Gegner. Mit kleinen Börsen und der Hoffnung auf größere.
Das ist irgendwo verständlich ... es verhindert aber eben auch eventuelle Chancen.
Letztlich ist es so, dass Ben - soweit ich weiß - 3 Kinder zu ernähren hat. Hauptberuflich macht er was anderes und wahrscheinlich hat er nur mäßig viel Zeit für das Boxtraining.
So kam ja auch die Möglichkeit eines Probetrainings bei SES nicht zustande. Wer in Berlin lebt und arbeitet und dort 3 Kinder hat ... der kann nicht mal eben Urlaub nehmen und 3 Wochen in Magdeburg abhängen ... auch wenn er das gerne täte.
Ebenso wäre ein Umzug nach Magdeburg ja problematisch (z.B. wenn da noch eine Frau Simon sei, die auch in Berlin arbeitet).
Vielleicht war es mal für Benjamin Simon der Traum in Berlin für Sauerland tätig zu sein. Aus damaliger Loyalität zu Rolle vielleicht in einer ähnlichen Situation wie Sebastian Sylvester und Timo Hoffmann, die auch extern (bei Hartmut Schröder bzw. Norbert Schuster) trainierten.
Zuletzt scheiterten Gespräche mit Sauerland wohl daran, dass Bennis Vertragslage nicht ganz geklärt war.
Wie auch immer ... es hätte manches anders laufen können. Es hätte 2011 zum Durchbruch kommen können, wenn es die Verletzung nicht gegeben hätte, oder wenn z.B. Britsch gegen Simon angetreten wäre (beispielsweise wenn Sauerland und nicht Öner den Kampf ersteigert hätte).
Es wäre vielleicht sogar anders gelaufen, wenn Robert Rolle kein Comeback versucht hätte.
Letztlich ist das ganze "Projekt" wohl auch daran gescheitert, dass Rolle und Simon beide nicht ganz einfache Personen sind und vom jeweils anderen eine andere Behandlung erwarteten.
Im Moment denke ich einfach, dass "Boxen" nicht mehr das wichtigste für Benjamin Simon ist. Dass er dennoch gerne weitermachen würde ... aber nicht einfach so mir nichts dir nichts an seine Leistungen von 2010 anknüpfen kann. Das weiß er selbst und deswegen scheut er womöglich Risiken.
http://www.groundandpound.de/boxen/news/interview-box-profi-benjamin-simon/
http://www.boxen-heute.de/artikel/1256-benjamin-simon-sagt-titelkampf-ab.html
http://www.boxen-heute.de/artikel/3...ert-rolle-zum-weggang-von-benjamin-simon.html
http://www.boxen-heute.de/artikel/3931-benjamin-simon-greift-im-alleingang-wieder-an.html