Ich bin jetzt nicht so tief drin in dem Thema, aber möchte mal meine Gedanken dazu niederschreiben.
Zur Klarstellung: Ich finde Hurensohn-Beleidungen, Fadenkreuze, etc. höchst lächerlich und natürlich problematisch.
Bei Beleidigungen gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp zeigt die Deutsche Fußball Liga eine ungekannte Konsequenz. Sie muss beweisen, dass bei Sexismus und Rassismus ähnlich hart durchgegriffen wird. Zweifel sind angebracht.
www.spiegel.de
Als der Herthaner Jordan Torunarigha kürzlich
rassistisch beleidigt wurde, gab es noch nicht einmal eine Stadiondurchsage. Als Jugendfußballer von Hertha den Platz wegen rassistischer Beleidigungen verließen, wurde die Partie
gegen sie gewertet. So entsteht bei den Fußballfans in Deutschland der Eindruck, dass es bei Fehlverhalten Opfer erster und zweiter Klasse gibt. Nationalstürmer Timo Werner musste sich ebenfalls als "Hurensohn" beleidigen lassen, ohne dass dies Folgen gehabt hätte. Die Rufe kamen aus dem Block der Hoffenheimer Fans. Dort hing auch schon ein Banner, in dem der Gegner als "FotzenFreiburg" beleidigt wurde, ohne dass sich Schiedsrichter oder Spieler zu solch großen Gesten wie in der Partie zwischen Hoffenheim und München gesehen bemüßigt fühlten.
Aber das hier ist ein Punkt, den man aus der Diskussion nicht einfach ausblenden kann.
Diese Reaktionen heute waren an sich gut & richtig, sind aber in der Gesamtbetrachtung scheinheilig, heuchlerisch und irgendwie lächerlich.
Es entsteht, wie im Spiegel-Kommentar schon beschrieben, der Eindruck, dass es verschiedene Kategorien gibt. Und dieser Eindruck ist fatal.
Ich finde aber, dass es gesamtgesellschaftlich einiges spiegelt. Hopp ist Premium-Partner und finanziert den DFB - da gelten natürlich andere Maßstäbe.
Sollte der Eklat hingegen der Startschuss sein, künftig mit ähnlicher Härte gegen Rassismus und Homophobie vorzugehen, hätte er sein Gutes. DFB und DFL werden sich an der Causa Hopp messen lassen müssen. Künftig müsste jedes sexistische, antisemitische oder rassistische Banner einen Spielabbruch näher rücken lassen. Gleiches Recht für alle. Die Latte liegt hoch, sehr hoch.
Der DFB und die DFL hatten schon so viele Möglichkeiten gegen verschiedenste Grenzüberschreitungen durchzugreifen. Dass es ausgerechnet beim Mäzen Hopp passiert, ist leicht verdächtig.
Zudem wird die Art & Weise der Reaktion die Gemüter keinesfalls beruhigen, weil es eben heuchlerisch und scheinheilig erscheint. Die Fanszenen werden sich gegen Kollektivstrafen und gegen die "Solidarisierung der Millionäre" wehren. Gerade diese Bilder: Hopp Hand in Hand mit Rumenigge verstärken doch den vorhandenen Eindruck der "Ehrenmänner". Alleine schon, dass Hoeneß und Rumenigge das Wort "Ehrenmann" in den Mund nehmen. Das macht Hopp schon verdächtig.
Also zur Klarstellung: Solidarisierung: Ja, bitte. Aber dann bitte in Zukunft immer und überall. Dann bitte in Zukunft die selbe Reaktion. Immer und überall. Und dann möchte ich sehen, wie viele Spiele in Zukunft 90 Minuten gespielt werden. Ich möchte in keinem Stadion in Deutschland rassistische Parolen hören. Fans singen Hurensohn-Gesänge: Spielabbruch. Fans verherrlichen Bombenleger: Spielabbruch. Fans beleidigen Spieler anderer Mannschaften (Werner, zB): Spielabbruch. Wenn die Verantwortlichen hier weiter mit zweierlei Maß messen, dann wird das sicher eskalieren. Und dann meine ich: Völlig zu recht.
Diese Bilder der Solidarität hätte es einfach schon so viel früher geben müssen, in Bezug auf ganz andere Situationen. So verliert es einfach an Glaubwürdigkeit. Aber wer weiß, vielleicht tut sich ja was.