Ich antworte mal hier
@thedoctor46 , weil du eigentlich sehr allgemeine BVB-Themen angesprochen hast und der Spiel-Thread etwas zerfasert...
Naja, für dich liegt es an der Mannschaft und ihrer Einstellung, Mentalität usw.. Das soll der Grund sein, warum sowas wie gegen Mainz, Düsseldorf, Paderborn, Nürnberg, Hannover, Augsburg, Schalke usw. die letzten beiden Saisons dabei rauskommt. Für viele andere liegt es eben hauptsächlich am Trainer und dessen Taktik bzw. Herangehensweise und nicht an der Mannschaft. Nimmt man nur mal heute, stehen da mit Hummels, Piszczu, Can schonmal 3 gestandene Spieler auf dem Platz, denen ich niemals sowas nachsagen würde. Dann haste mit Haaland oder auch Hakimi Spieler mit sehr hohem Ehrgeiz. Auch Hazard oder Witsel würde ich niemals den Einsatzwillen absprechen wollen. Sancho hat auch nichts mit Einstellung zu tun, der hatte einfach keinen guten Tag und bei so Extrakönnern, spricht man dann schnell von Lustlosigkeit, während der Spieler der seine Grätschen nicht trifft, trotzdem Einsatz zeigt.
Ich glaube nicht, dass ich bei den Spielen da oben immer die Einstellung bemängelt habe. Ich habe auch z.B. bei Düsseldorf meines Wissens nach nicht auf den Spielern an sich rumgehackt, sondern war einfach genervt, von einem schlechten Spiel. Gestern war es aber überdeutlich und von Beginn an der Fall, dass die Mannschaft nicht den Willen aufbringen konnte, die Intensität von Mainz zu matchen.
Im Spieltagsthreadsind heute morgen nun einige Postings in dem Sinne geschrieben worden, dass es "so etwas" bei Bayern nicht geben würde. Ich weiß nicht, ob das so ist, aber ich möchte sehen, dass ein Spieler sich für den Sieg zerreißt. Wenn man einen schlechten Tag hat, ist das kein Problem. Wenn Sancho sich 10x festdribbelt, ist das kein Problem. Aber es ist ein Problem, wenn die Abstände so riesig werden, dass im Zentrum trotzdem nur 1 zu 1 verteidigt wird. Das ist lächerlich.
Und was soll ich nun zu Hummels, Piszczek, Can sagen? Ich bin der Meinung, dass es weniger an ihnen liegt, sondern eher an ein paar anderen. Aber am Ende steht man da zusammen auf dem Platz, einigermaßen unverändert zum Düsseldorf-Spiel und lässt sich komplett den Schneid abkaufen. Das ist, s.o., lächerlich.
Der Grat bleibt einfach schmal, weil aufgrund der Spielweise die Spiele viel zu knapp werden. Man ist offensiv so impotent, auch durch das System. Ist ein alter Hut ich weiß, aber kann garnicht oft genug wiederholt werden. Man hatte bis zum 0:1 keinen Torschuss heute. Zu Hause gegen einen Abstiegskandidaten! Klar das Mainz irgendwann Morgenluft wittert. Wenn Rapha und Hakimi sich nicht entfalten können, spielt man meistens mit nur 3 Offensivspielern. Egal gegen wen. Das ist zu wenig, man kommt einfach nicht oft genug vors Tor.
Dieser schmale Favre-Grat und die knappen Siege ist legitim und stimmt. Favre geht kein Risiko und erhöht dadurch teilweise das Risiko für einen späten Ausgleich. Was aber gestern war: Kein Drive und dann tatsächlich ein Rückstand. Wie oft sind wir denn mit der Dreierkette noch in Rückstand geraten, was vorher ein großes Problem war und darin resultierte, dass wir uns zurückkämpfen mussten? Mir wird vorgeworfen, dass ich mir die Daten zurechtdrehe, aber es ist einfach Fakt, dass wir mit der Dreierkette besser waren.
@Tony Jaa sagt, wir sind da wo wir hingehören, mit lumpigen 60 Punkten nach XG. Okay. Aber das ist auch nur auf eine Seite der Medaille gedreht und durchgeliked von den Kadetten, die mir wiederum vorwerfen, mir die eine schöne Medaillenseite ausgesucht zu haben.
Wie wäre es denn mit der durchschnittlichen XGA, also Gegentore, seitdem wir die Dreierkette nutzen?
20 Spiele in der Bundesliga (sorry, für CL und Pokal gibt es keine Understat Daten): 0,94 Gegentore
12 Spiele mit Viererkette: 1,55 Gegentore
Wir sind also 50% besser in der Defensive. Neben den anderen Punkten, wie generelle Siegesquote und Anzahl geschossener Tore, ist das vielleicht ein weiteres Merkmal, dass das Totschlagargument der immer knappen Favre-Spiele vielleicht nicht immer auf die Phase mit der Dreierkette zutrifft.
Wir spielen vielleicht nicht schön, aber zumindest haben wir den Gegner einigermaßen im Griff und mehr Kontinuität in der Performance.
Viele Spiele sehen ähnlich aus wie dieses. Dazu hatte man einen schlechten Tag und Mainz einen guten und schon bricht das Kartenhaus teilweise zusammen. Ich habs immer gesagt, dass der Hauptgrund für die defensive Stabilität Hummels in Überform ist. Der spielt quasi die gesamte Rückrunde auf Note 1 oder 2 Niveau. Heute lag er einmal nach langer Zeit wieder daneben und schon fällt das Gegentor. Zufall? Nein bestimmt nicht. Und defensive Stabilität ist wirklich das einzige was den Ansatz von Favre rechtfertigen würde.
Du sagst die Mannschaft hatte keinen Bock. Ich sage, durch Favres Fußball wirkt es nur so, als ob sie keinen Bock hätten.
Nein, es sehen nicht viele Spiele aus wie dieses. Die Truppe hatte keinen Bock Mainz in Schach zu halten, hat vielleicht an RB Leipzig gedacht, oder sonst irgendwas, aber sie war definitiv schlechter als sonst. Ich frage mich auch, wie du "schlechten Tag" definierst? Weil man mal einen Fehler macht, oder weil man konsequent seine Assignments nicht einhält? Sowas ist nicht "schlechter Tag". Sowas ist unkonzentriert, faul, teilnahmslos.. alles mögliche. Im Kontext des Abstiegskampf ist es auch einfach ein Zeichen von schwach ausgeprägtem Ehrgefühl.
Das Gefühl hab ich eben nicht. Du nimmst ihn schon sehr in Schutz.
Ja, ich merke das natürlich. Wenn ich was von Mentalität sage, dann heißt es, ich spreche immer von Mentalität. Wenn ich sage, die Spieler sind schuld, heißt es, ich nehme Favre in Schutz. Ist natürlich auch schwierig, wenn die Welt im BVB Thread nur noch eine Farbe hat und man dann mal zwischendurch versucht, die Farbe etwas abzutönen. Da bleibt offensichtlich nur hängen, dass man anders denkt, also bestimmt 100% gegensätzlich. Was so nicht stimmt.
Vielmehr sehe ich bei Favre durchaus ein mangelndes Risiko und genau so eine Verbohrtheit, wie auch bei Bosz. Bei Favre ist es die Verbohrtheit, dass er den bewussten Risikopass vermeidet, den andere Trainer aber einstreuen (insbesondere Kloppo), damit man den Gegner im Anschluss höher pressen kann. Das ist mein größtes Problem, rein spielerisch mit ihm, denn es sorgt für eine Ausrechenbarkeit und fehlende Dynamik im Vorwärtsspiel und erschwert den Aufbau des Pressings.
"Mental" habe ich zwei Probleme. Favre nimmt einerseits den Meisterschaftsanspruch nicht an. Das würde ansonsten ein Anspruchsdenken in Gang setzen, welches u.a. mehr Intensität und unbedingten Siegeswillen hervorruft. Man will auch mehr für sein Team mitarbeiten. Keiner lässt den anderen hängen. Und hier kommt dann noch das zweite Problem von Favre. Der argumentiert für mein Gefühl rein sachlich, warum es wichtig ist, im System zu spielen und seine Assignments zu halten. Aber die psychologische Komponente, nämlich das man immer für seinen Mitspieler da sein muss, weil man ein Team ist, die kommt zu kurz. Ich glaube, Favre ist ein schlechter Teambuilder. Man muss diese Emotionalität füreinander wecken, pflegen und erhalten.
Das alles sind gute Gründe, den Trainer rauszuschmeißen. Aber gestern waren die Spieler trotzdem mit ihren Gedanken woanders und es war ihnen einfach zu egal, ob sie jetzt Mainz schlagen oder nicht.
Und wenn du das nicht siehst und die Spieler von Schuld freisprichst, weil wir einen Kauz als Trainer haben, dann passiert genau das, was viel zu oft bei Borussia Dortmund passiert. Der Spieler wird geschützt und es wird eine Wohlfühlatmosphäre geschaffen. Das geht mir alles viel zu harmonisch zu, und am Ende fehlen dem Trainer die Mittel, das zu durchbrechen.
Jeder ist verantwortlich. Die Spieler, der Trainer und das Management. Glaub mir, auch die anderen beiden Instanzen müssen sich verbessern, wenn dann (hoffentlich) ein neuer Trainer kommt.