Verstehen ja, aber die Demokratie und damit unser Rechtsstaat fußt u.a. auf der Idee des fairen Verfahrens. Wer etwas Schlimmes getan hat, wird idR bestraft unter den gesetzlichen Vorgaben. Dass diese eingehalten werden, ist Aufgabe des Verteidigers. Es ist ja nicht so, dass jeder einen Freispruch anstrebt.
Was ist denn die Alternative? Die Bevölkerung entscheidet wer Rechtsbeistand verdient hat? Wo ziehen wir die Grenze? Bei Kindern? Vorständen? Wer hat gegen wen was in der Hand?
Das klingt alles wunderbar gerecht, bis man selbst aufgrund eines dummen Zufalls (zB man ähnelt einem Mörder)einen Verteidiger bräuchte.
Ich glaube eine Problem dabei ist auch, dass das Bild, welches die meisten von Strafverfahren und -verteidigern haben, durch irgendwelche US-Serien geprägt wird, in dem jeder noch so schmutzige Trick angewendet wird, um den abgrundtief bösen Mandanten irgendwie freizubekommen.
Natürlich im krassen Gegensatz zum anderen möglichen Stereotyp des Film-Strafverteidigers: Schlecht bezahlter, hochgradig idealistischer Pflichtverteidiger (ganz wichtig!), der aber wie durch ein Wunder stets nur unschuldige Mandanten bekommt.
Wenig überraschend hat weder das eine noch das andere viel mit der Realität gemein.
Ich kann die intuitive Skepsis gegenüber Verteidigern, die etwa potenzielle Pädokriminelle vertreten, schon auch irgendwo nachvollziehen (wie ja oben auch schon von anderen geschrieben). Wenn man es aber nicht schafft, dieser Skepsis gesunden Menschenverstand entgegenzusetzen, sich tatsächlich über solche Anwälte auslässt und ihre Existenz nicht vielmehr als rechtsstaatliche Notwendigkeit begreift, dann zeugt das in der Regel schon von unzureichender Intelligenz oder zumindest von einer unsagbar schlechten staatsbürgerlichen Bildung.
Das betrifft jetzt natürlich niemanden hier im Thread, aber zumindest solche Leute, die den Tiraden von Pocher & Co ernstlich etwas abgewinnen können.