Naja, welches Verhalten erwartest du denn von Cunningham?
Aktuell? Mir persönlich völlig egal. Von mir aus kann er sich beschweren, klagen etc. - Wenn er Sauerland und seine Schergen zur Strecke bringt (Chance: 0%), schön.
Für die Vergangenheit:
Nachdenken, mit wem er sich da einlässt und wie die bekannten Methoden des Vertragspartners aussehen und welche Interessen der hat.
Dass er nach dem Kampf milde lächelt und das Urteil gönnerhaft abnickt? Dass er vor der Sauerlandmafia zu Kreuze kriecht, damit die ihm noch ein paar Knochen hinwerfen? [...] Warum sollte so einer nicht sagen dürfen, wie die ganze Sache gelaufen ist?
Wo habe ich das behauptet oder gefordert? Er kann machen, was er für richtig hält. Er hat sich mit einem bekanntermaßen skrupellosen Geschäftsmann eingelassen, der ebenso bekanntermaßen meisterlich auf der Klaviatur des korrupten Systems zu spielen weiß und beschwert sich nun darüber, dass er Opfer dieser Macherschaften geworden ist.
Für mich ist das dumm und naiv, insbesondere weil es ihm nun mühelos gelingt, ähnliche Fälle der Vergangenheit ins Felde zu führen (und es lassen sich ebenso mühelos eine Menge weiterer fragwürdiger Machenschaften Sauerlands finden), die alle vor der Vertragsunterzeichnung schon bekannt waren.
Aber auch wenn Cunningham genau gewusst hätte, was auf ihn zukommt, finde ich die Argumentation "War doch klar, wie's läuft. Hast ja trotzdem freiwillig hier unterschrieben, also haste keinen Grund zu meckern" irgendwo zynisch.
Ja natürlich und warum auch nicht?
Er rasselt halt ein bisschen mit den Ketten und bringt sich schonmal für einen möglichen Rückkampf in Position. Und das möglicherweise erfolgreich: auch wenn die Sauerlands sich winden werden wie ein Aal - mit dem Vergleich Abraham/Hernandez und seinem Verweis auf das aberwitzige Verhalten des Ringarztes legt er nochmal deutlich den Finger in die Wunde und bringt Sauerland vielleicht wirklich in Erklärungsnot.
Sauerland war noch nie in Erklärungsnot, da es meist keine Erklärungspflicht gibt. Die könnte entstehen wenn z.B. der Supervisor des Verbandes sagt: "So geht das nicht, was ist da gelaufen?" - Wenn man weiß, wieviel Einfluß Sauerland bei der IBF hat und wie wenig Cunningham, dann dürfte klar sein, wieviel die IBF unternehmen wird: nichts! Eher ist es wahrscheinlich, dass der Ringrichter eine Abmahnung bekommt, weil Sauerland sich über das Anzählen des Ringrichters und das erneute Freigeben des Kampfes beschweren wird, obwohl Cunningham zwar rechtzeitig wieder auf den Beinen aber seiner Meinung nach nicht klar war.
Bleibt Cunningham noch ein zivilrechtlicher Klageweg und da wird es schon schwer die Verquickung von BDB-Ringarzt Wagner mit nicht BDB-Sauerland rechtlich nachzuweisen. Logische Schlußfolgerungen und Bauchgefühle führen dabei juristisch zu gar nichts. Insofern wird der Verweis auf das aberwitzige Verhalten des Ringarztes keinen Finger in eine Wunde legen, die nur bei Cunningham besteht, die Sauerland aber nicht interessiert und die ihn schon gar nicht veranlasst, sich zu winden. Cunningham ist Opfer eines Systems geworden, auf das er sich m.E. bewusst oder fahrlässig eingelassen hat. Mögen die Gründe dafür auch noch so nachvollziehbar und ehrbar (Familie ernähren) sein.
Ein anderes Beispiel dafür ist Valuev. Ein Boxer, der durch das Sauerlandsche System erst dorthin gelangt ist, wo er letztlich Stand (WM-Titel), der dann aber für ein besseres, wichtigeres Pferd (Cashcow Haye) einfach fallen gelassen wurde. Natürlich gibt es Unterschiede in beiden Fällen, da Cunningham nicht von dem Sauerlandsystem aktiv profitieren musste und Chancen auf den Titel auch so hatte. Trotzdem: Es gilt die Grundregel in dem System, dass Derjenige fallen gelassen wird, der entweder durch eigenes Handeln in Ungnade gefallen ist oder der Platz machen muss, für ein besseres und/oder wichtigeres und damit attraktiveres Pferd im Stall. Wenn Sauerland wirklich etwas Großes mit Cunningham vorgehabt hätten, dann wäre er nicht Undercard-Kämpfer in einem stallinternen Duell gewesen. Das gilt natürlich auch für seinen Gegner Hernandez, der aber immer noch ganz anders im Boxstall verankert ist.
Wenn was dran ist an dem, was er über Wagner sagt, dann reden wir nicht mehr nur über ein paar skandalöse Aussagen des Professors, sondern über einen handfesten Skandal - vorausgesetzt, Cunningham kann das irgendwie nachweisen.
Das wird doch sehr schwer und selbst wenn, was ist denn nach Wagners bisherigen Skandalauftritten passiert?
Nix. Sauerland sitzt auch diese Nummer händereibend aus, genauso wie alle anderen auch.