Vielleicht sollten die eher außen stehenden sich auch mal für ein paar Minuten Gedanken darüber machen, warum so ziemlich ausnahmslos alle Langzeitfans des FCB hier die Verpflichtung Heynckes und vor allem die neue Alt-Ausrichtung des Vereins kritisch sehen. Das ist ja auch nicht nur hier so, sondern zieht sich durch so ziemlich alle Foren.
Es geht nicht um die Person Heynckes. Der ist ein guter Trainer, als Person völlig integer. Es geht einfach darum, dass man vor knapp drei Jahren (schon fast zu spät) zur Einsicht kam, dass es nicht ewig mit der nationalen Finanzüberlegenheit und fortwährendem Inzest in der Personalpolitik weitergehen kann - und das man jetzt genau zu diesem Prinzip zurückkehrt. Der wirkliche FCB-Fan ist eben NICHT darauf aus, auf Zwang die xte Meisterschaft einzufahren und dafür den Preis der Perspektivlosigkeit zu zahlen. Er will, wie jeder echte Fan eines jeden Vereins ein schlüssiges Konzept, eine Fußballphilosophie und wenn es irgend geht eine gewisse Verzahnung von Jugend und erster Mannschaft. Ich jedenfalls will das, weil es mein Verein ist.
Das schliesst ja Erfolg nicht aus, es ist sogar die Grundbedingung für dauerhaften Erfolg. Denn das Prinzip der 80er und 90er, zu dem man jetzt offenbar aus Bequemlichkeit zurück will, kann so auf Dauer nicht funktionieren.
Wir arbeiten nach dem Motto:
Wir müssen nicht so gut arbeiten wie die anderen, weil wir uns in der Vergangenheit mehr Geld erarbeitet haben. Wir brauchen kein professionelles Scouting, wir können jeden in der Liga kaufen. Wir müssen daher auch nicht so schnell wie die anderen sein...und die anderen in Europa sind eh bald pleite und dann sind wir auch da die Nr.1.
Das funktioniert aber nicht, hinten und vorne nicht. International verlieren wir dadurch Jahr für Jahr mehr den Anschluss (und die nächsten zwei Jahre mit Heynckes und Willy als Chefscout werden alles, was wir gerade eben aufgeholt haben, wieder zunichte machen, weil die internationale Konkurrenz nicht schläft) und national verteidigen wir den Vorsprung einzig und alein durch überhöhte Gehälter und Ablösen. Den Zeitpunkt, wann es auch da nicht mehr funktioniert, kann sich jeder Normalbegabte mit Kalender und Taschenrechner selbst ausrechnen.
Die jetzige Führung, allen voran Uli, hat uns in eine erstklassige Position gebracht - aber seit, freundlich gestimmt 4, unfreundlich eigentlich schon 7 Jahren ist die Grundausrichtung und vor allem das begleítende Selbstverständnis komplett falsch und kontraproduktiv. Das beginnt bei seit x Jahren ungeklärten Kompetenzstretigkeiten im Jugendbereich, die teilweise fast schon absurd (und teuer) sind, geht über das abnorme Gelegenheits- und Gefälligkeitsscouting mit verdienten Ex-Spielern und endet im Vorstand, alles seit Jahren ungelöst. Die Trainer sind am Ende die ärmsten Schweine, entweder sie arrangieren sich und verzichten auf Identität oder sie scheitern an den Egos der Vorderen.
Es ist unfassbar, was da einerseits an ökonomischen Voraussetzungen geschaffen wird und was am Ende dabei rumkommt. Ich könnte 24 Stunden am Tag an mir rumschrubben und käme nicht annähernd auf die Reibungsverluste unserer Chefetage.
Es kann doch nicht die Lösung sein, beim kleinsten Gegenwind wieder auf das "wir machen das mit den Fähnchen" Prinzip zurückzugreifen, weil man das eben kennt und niemand dabei sein Gesicht verliert. Und Jupp Vol. 3 ist genau das: "wir machen das mit den Fähnchen". Wir werden sicher Meister, davon gehe ich aus, werden keinen neuen jungen Spieler einbauen, werden eher langweilig spielen und im Achtelfinale der CL ausscheiden - ohne den Titelverteidiger an die Wand zu spielen, sondern einfach so. Und 2013 wird irgendjemand den FCB mit GENAU demselben Handlungsbedarf übernehmen wie JK 2008 oder LvG 2009, nur dass dann dei Konkurrenz noch 5 Jahre weiter enteilt ist. Toll. Ich für meinen Teil kann auf die Meisterschaft 2012 und das darauf folgende Double gern verzichten - zumal Robbery dann sicher auch schon weg sind, ab gen Madrid oder sonstwohin. Chance vertan, aber hey!!!! Bald danach sind die anderen in Europa ja eh pleite und dann, ja dann kommen ganz bestimmt wir...
Ich dachte, dass ich nach der Klinsmannfarce nicht enttäuschter sein könnte, aber ich lag falsch. Nie in meinen jetzt 32 Jahren Fansein und mehr als 10 Jahren Mitgliedschaft war ich so desillusioniert wie in diesem Jahr. Vor zwei Jahren war ich wenigstens noch drauf und dran, die Bude in der Säbener anzuzünden, jetzt bin einfach nur noch müde und abgenervt von diesem selbstgefälligem Irrsinn in der Vereinsführung. Und ich muss für mich ganz persönlich sagen: ich ertrage die 74er Generation nicht mehr, alle miteinander. Danke für alles, aber es reicht mir, eure ewige Besserwisserei mit euren aufgeblähten Riesenegos.... irgendwann ist auch mal gut. Ich will Franz nicht mehr Expertentipps abgeben sehen, will Uli nicht mehr als selbstgerechten Überpatron, will Sepps alkoholgeschwängerte Nachkarterei in der Sportbild nicht und Paul nicht in Waldis Swingerclub. Das war alles schön und gut und wichtig, aber es ist jetzt gut, endgültig.