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Pressing funktioniert aber nur, wenn wirklich JEDER Laufbereitschaft und Teamgeist hat. Rangnick wird ja von malsch fortlaufend verspottet, aber genau dieses Spiel gegen den Ball als gesamtes Team fehlt den Bayern komplett. Wie sollen sie mit Abwinke-Robben, Traber-Schweini und ich-lebe-von-Costa-Rica-Lahm Pressing praktizieren. Momentan hat der Gegner zwei Torchancen, macht eine und vorne geht nichts. Durch besseres Pressing, Verschieben, weniger Zeit am Ball und Laufstärke kann das nur besser werden. Das kann man jeder Kreisklassen-Mannschaft eintrichtern. Warum nicht dem FC Bayern? Meiner Meinung nach steckt da vor allem Arroganz dahinter: "Wir sind besser besetzt und eh stärker als der Rest." Einfachste taktische und Einstellungsvoraussetzungen sind schlicht nicht vorhanden und das ist ein Armutszeugnis. Aber das schreibe ich schon seit langer Zeit.
Es ist gar nicht so einfach ein effektives Pressing in der obersten deutschen Spielklasse aufzubauen. Pressing bedeutet ja gerade nicht, dass man einfach immer "drauf gehen soll", sondern da steckt ein (kompliziertes) Konzept hinter. Sich dieses Konzept anzueignen, dauert sowohl viel Zeit und Geduld beim Trainer als auch bei den Spielern.
Es geht ja im Pressing gerade darum, dass alle Spieler immer ganz bestimmte Punkte auf dem Feld attackieren müssen, was natürlich ein hohes strategisches Verständnis bei den Spielern voraussetzt. Dementsprechend reicht der Wille allein nicht (ist aber Voraussetzung dafür, dass man es sich aneigenen kann). Das sah man ja auch, als die Bayern in so manchen Vorbereitungsspielen versucht haben zu pressen. Die Spieler pressten jeder
für sich allein, eine teamorientierte Organisation fand entweder überhaupt nicht statt oder aber es machten nicht alle mit, so dass es den Gegnern extrem leicht fiel sich wieder zu befreien. Um ehrlich zu sein, frage ich mich in solchen Momentan dann schon, was in München beim Training überhaupt gemacht wird.
Für mich ist das größte Problem im Bayernspiel Robben. Bei aller individuellen Klasse eignet er sich überhaupt nicht dazu, sich in ein Teamkonzept einzugliedern. Wenn ich mir anschaue, dass Robben in der ersten Halbzeit bei einer erfolgsversprechenden Kontersituation (mit extrem viel Platz) einen schlimmen Fehlpass spielte und sich dann bei seinem Teamkollegen beschwert, würde ich als Coach oder Teamkollege die Krise bekommen. Vielleicht sollte man sich auch mal überlegen, ob der Spieler Robben nicht nur aus Gründen der Verletzungsanfälligkeit bei Chelsea und Real weitergereicht wurde.
Zu Ribery: der ist zwar auch jemand, der von Einzelaktionen lebt, aber dem Franzosen traue ich dagegen sehr viel eher zu, sich in ein Teamkonzept einzugliedern. Wenn ich Bayern wäre, würde ich überlegen, ob das Team nicht besser spielt, wenn Robben durch einen auf dem Papier zwar schlechteren Spieler ersetzt wird, der aber sowohl charakterlich als auch spielerisch leichter zu handhaben ist.
Ein weiteres Problem ist - so blöd das im ersten Moment klingt - Thomas Müller. Dadurch dass die anderen Plätze im Angriff festbelegt sind, muss er fast zwangsweise die Position hinter Gomez spielen. Das mag ja auch seine beste Position sein, doch für mich stellt sich dann das Problem, dass es umso wichtiger wäre, dass die beiden Spieler dahinter kreativ sind, was Gustavo und Schweinsteiger eben leider nicht sind. Die Bayern bräuchten einen 6er, der sowohl kreativ als auch defensivstark sind. Ob sich so jemand finden lässt, bezweifle ich.
Das krasse ist doch, dass alle 5 Mittelfeldspieler der Bayern (Robben, Schweinsteiger, Gustavo, Müller, Ribery) wenige oder keine kreative Elemente in das Bayernspiel einbringen können/wollen:
1. Zu Robben wurde genug gesagt.
2. Schweinsteiger kann das Spiel von hinten ordnen, kreativ nach vorne spielen eher nicht.
3. Ribery lebt wie Robben von Einzelaktionen (ich kann mich noch daran erinnern, als er mal die Spielmacherposition bekleiden sollte und er damit komplett überfordert war)
4. Zu Gustavo muss ich gar nichts sagen
5. Müller ist ein Situationsspieler, der in Lücken stößt, auch mal einen guten Pass spielt, aber keiner ist, der ein Spiel komplett beeinflussen kann.
Solange dieses Verbund existiert, wird das Bayernspiel immer eher statisch bleiben, so viel steht für mich fest. Das mag dann aufgrund der individuellen Klasse in so manchen Jahren zur Meisterschaft reichen, aber sonst ist damit nicht viel zu holen, was in Anbetracht der Tatsache, dass die Bayern finanziell zu den am besten aufgestellten Vereinen in Europa gehören, ziemlich ernüchternd ist.
EDIT:
Sahin wäre z.B. eine sehr gute Verpflichtung gewesen. Anstatt 20 Mio in Neuer, hätte man wohl eher 20 Mio nach Dortmund schicken sollen.