Le Freaque schrieb:
Die 50+1 Handhabung in England ist nunmal ein enormer Wettbewerbsvorteil, guck dir doch mal die Bilanzen der Top3 der PL an.
Also als Man.United-Fan muss ich jetzt doch mal einschreiten. Bestimmt ist dir das Beispiel bekannt. United und der FCB waren über Jahre wirtschaftlich das Nonplusultra in Europa.
Bis Glazer den Club feindlich an der Börse übernahm und ausgepresst hat /auspresst. Das ist kein Wettberwerbsvorteil - United hat seit Jahren verhältnismäßig (im Vergleich zur europäischen Spitze) geringe Transferausgaben, es ist also eher das Gegenteil der Fall, weil er und sein Clan persönlich maximalen Gewinn machen wollen. Selbstverständlich ist man trotzdem selbst Schuld, aber United passt in deinem Beispiel nicht. Ein Investor ist nicht automatisch ein Segen.
Le Freaque schrieb:
Von daher wäre ein CL-Sieg eines deutschen Teams in der aktuellen Zeit die am höchsten einzuschätzende Vereinsleistung eines deutschen Teams aller Zeiten, viel höher als 1997 oder 2001.
Würde ich nicht sagen - zumindest nicht aus finanzieller Sicht. Du beleuchtest bei dem Ländervergleich z.B. nur das, was den Bayern einen Nachteil bringt - das mit dem Steuersatz in Spanien ist, wie heiko ja schon sagte, mittlerweile nicht mehr, beim Trikotsponsor und anderen Sponsoren ist z.B. in D viel mehr zu holen, wenn ich das richtig mitbekommen habe.
Unabhängig davon: Der FCB verhält sich längst wie alle anderen europäischen Spitzenclubs. Hat Ulrich nicht jahrelang auch immer über die hohen übertriebenen Transfers und die hohen Gehälter der anderen gelästert? Heute verhalten sich die Bayern exakt genau so.Sie haben es dann doch noch verstanden. Leute wie Martinez sind gut, aber 40 Mio. sind wohl zu viel. Die Tatsache über das normale Limit gehen zu müssen, ist ja auch ein Merkmal eines europäischen Spitzenvereins.
Die Bayern haben in diesen Zeiten übrigens einen großen Vorteil: Sie können dickere Gehälter auf weniger Spieler verteilen. In England und Spanien macht man mehr Spiele und benötigt einfach größere und tiefere Teams und daher sind die Gehälter in der Spitze zum Teil bei den Bayern auch europaweit am Höchsten (mal abgesehen von wenigen Ausnahmestars). Die Bayern haben ligaintern eine vergleichsweise lächerliche Gesamtkonkurrenz, daher ist man nicht ganz so sehr auf die Tiefe des Teams angewiesen.
Wie ich schon sagte: Die Bayern haben das Geld selbst rangeholt oder verdient und können daher machen was sie wollen - sich wie die anderen Teams zu verhalten und richtig Asche in die Hand zu nehmen, war der Schritt um aufzuschließen. Aber es ist nun nicht so, dass Teams wie Barca, Real oder United permanent unterstützt werden, das sieht man doch schon an den Schulden ( letztendlich kann man ihre Schulden zum Teil vernachlässigen, da sie die höchsten Umsatze für Fußballclubs auf diesem Planeten erzielen).
Ich finde, man kann da nicht einfach mit dem Mäzentum kommen und es pauschal auf fast alle anderen anwenden. Dass das bei City und Chelsea die Situation ist, ist ja absolut richtig, aber ganz sicher nicht bei allen europäischen Konkurrenten. Die genannten Spitzenteams ohne Mäzen oder mit "Antimäzen"
mad
verdienen ihr Geld ebenfalls selbst, da muss man nicht immer so tun, als werden alle anderen einfach wegen ihren Namen mit Geld überladen.
Es ist mMn vermessen zu glauben, dass die Bayern einen Nachteil haben. Die Bayern sind mit ihrer ganzen Strategie und ihrem Verhalten viel näher an den anderen großen europäischen Teams als an jedem anderen Bundesligaclub und daher verwundert es mich immer ein bisschen, wenn man sich so stark von den anderen Spitzenteams distanziert: Aus europäischer Sicht seht ihr Nachteile, weil die Bundesliga zu klein oder unattraktiv ist oder zu wenig Geld investiert wird (TV-Vertrag, usw.), usw. auf der anderen Seite betonen die Bayernfans gerne, dass sie international ganz oben mitmischen - was ja auch stimmt.
Im Endeffekt ist es so wie auch heiko sagt: Jeder Spitzenverein ist in sich schon ein finanziell kompliziertes, stark indivduelles Konstrukt. Ist nicht so ganz einfach das zu vergleichen, um nicht zu sagen unmöglich, ohne interne Einblicke.
Die Bayern sind mMn auch nur teilweise selbst dafür verantwortlich, dass sie heut finanziell so super dastehen, denn im Gegensatz zu den anderen Topligen, gab es beim deutschen Fußball schon immer den Zwang keine großen Schulden zu machen, was der absolut richtige Weg ist. Es ist also vermutlich mehr das System als der Verein. Denn glaubt hier jemand, dass ein ehrgeiziger Manager wie UH nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft hätte, seine Bayern dauerhaft international ganz oben zu sehen? Denke, auch die Bayern hätten Schulden gemacht, wenn es das System hergeben würde.
Ich muss aber, da man indirekt ja grad bei dem Thema ist, bei der Gelegenheit mal ein Kompliment an Hoeneß loswerden: Ich finde es beeindruckend und höchst vorbildlich, dass er (und die Bayern) interne Ligakonkurrenten unterstützt haben, als es diesen wirklich schlecht ging. Das hat wirklich ganz große Klasse.