Also als Man.United-Fan muss ich jetzt doch mal einschreiten. Bestimmt ist dir das Beispiel bekannt. United und der FCB waren über Jahre wirtschaftlich das Nonplusultra in Europa.
Bis Glazer den Club feindlich an der Börse übernahm und ausgepresst hat /auspresst. Das ist kein Wettberwerbsvorteil - United hat seit Jahren verhältnismäßig (im Vergleich zur europäischen Spitze) geringe Transferausgaben, es ist also eher das Gegenteil der Fall, weil er und sein Clan persönlich maximalen Gewinn machen wollen. Selbstverständlich ist man trotzdem selbst Schuld, aber United passt in deinem Beispiel nicht. Ein Investor ist nicht automatisch ein Segen.
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Im Endeffekt ist es so wie auch heiko sagt: Jeder Spitzenverein ist in sich schon ein finanziell kompliziertes, stark indivduelles Konstrukt. Ist nicht so ganz einfach das zu vergleichen, um nicht zu sagen unmöglich, ohne interne Einblicke.
Die Bayern sind mMn auch nur teilweise selbst dafür verantwortlich, dass sie heut finanziell so super dastehen, denn im Gegensatz zu den anderen Topligen, gab es beim deutschen Fußball schon immer den Zwang keine großen Schulden zu machen, was der absolut richtige Weg ist. Es ist also vermutlich mehr das System als der Verein. Denn glaubt hier jemand, dass ein ehrgeiziger Manager wie UH nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft hätte, seine Bayern dauerhaft international ganz oben zu sehen? Denke, auch die Bayern hätten Schulden gemacht, wenn es das System hergeben würde.
Bei ManU hast du Recht, die passen in der Tat nicht wirklich hinein. Hab ich die eigentlcih explizit erwähnt? Wenn ja, nehme ich das zurück.
Das mit dem System stimmt so nicht. Schalke und Dortmund waren ja de facto schon völlig uberschuldet und wurden mehr durch guten Willen des DFB als durch alles andere in der 1. Liga gelassen. Uli ist viel zu sehr konservativer Kaufmann und Bayernfan, als dass er ein ähnliches existenzielles Risiko eingehen würde. Dafür wäre die Angst, dass bei einem Scheitern sein Lebenswerk zusammenbricht, viel zu groß. Hoeneß ist ja in seiner Persönlichkeitsstruktur viel mehr Don Corleone als Gordon Gekko, was immer man davon halten mag.
Es ist natürlich richtig, dass Bayern mittlerweile sehr ähnlich agiert wie die anderen internationalen Topclubs, nur wurde der Status, sich dieses Gebahren leisten zu können, eben mMn auf andere Art und Weise erreicht.
Ohne die mMn eben wettbewerbsverzerrenden oder Verzerrung ermöglichenden Modelle in England und Spanien, lange Jahre auch in Italien, wäre das Finanzgebahren inkl absurde Preistreiberei dort ja nie möglich gewesen.
Real Madrid z.B. hätte sich als Marke nie weltweit in dem Maß ausbreiten und Unsummen an Ablösen raushauen können, wenn es nicht jahrelang von Steuerersparnissen oder z.B. dem Verkauf des Trainingsgeländes für das dreifache des eigentlichen Werts profitiert hätten. Die TV-Verträge kann man da sogar außen vor lassen.
Bayern zieht da in der Tat ausgabentechnisch mittlerweile voll mit, aber eben mit anders, in meinen Augen "reeller" erwirtschaftetem Geld, dass sie tatsächlich haben. Dieses Gebahren muss man natürlich nicht gut heissen udn ich sage keinesfalls, dass Bayern bei gleichen Voraussetzungen (nicht verwechseln mit Ist-Zuständen oder Ausgabeverhalten, bitte) jetzt 5 CL-Titel mehr hätten. Dafür ist es immer noch Sport und wir haben auch schon ein Finale gegen ein finaziell weit schlechter gestelltes und strukturell noch viel mehr benachteiligtes FC Porto ein Finale verloren.
Aber durch die nationalen Gegebenheiten und das mittlerweile fast überall in der BL praktizierte Geschäftsgebahren denke ich eben schon, dass die BL-Vereine heute grundsätzlich mehr leisten müssen als Clubs in den anderen Topligen, um denselben Erfolg zu haben. Selbst wenn es z.B. in Spanien die Steuerersparnis für Sportler nicht mehr gibt, so hat man sich durch die jahrelange Praxis eben einen eklatanten Vorsprung erschaffen. Da fällt es mir eben schwer, den Erfolg von Atletico Madrid (nebenbei seit jeher in Besitz einer hochkriminellen Familie) in der EL höher zu bewerten als den von Hannover 96.
Wohlgemerkt bezieht sich das einzig und allein auf die ökonomischen Gegebenheiten. Ich würde nie behaupten, dass auch sportlich in der BL besser gearbeitet wird. Taktische Versäumnisse (Libero bis weit ins neue Jahrtausend), eine international drittklassige Trainerausbildung über Jahrzehnte, Tiefschlaf in der Jugendförderung von der Wiedervereinigung bis 2000 - das alles sind allein hausgemachte Probleme, die nichts mit Standortnachteilen zu tun haben und das betrifft natürlich auch den FC Bayern.
Ich würde nie behaupten, dass deutsche Vereine bei einem Angleichen der ökonomischen Rahmenbedingungen zwangsläufig erfolgreicher wären.