Auf dem Platz liegt es bei Kroos halt zum großen Teil an der Körpersprache. Es sieht halt immer etwas so aus, als würde er nicht alles geben, das kann er aber nur zum Teil beeinflussen. Das Problem hatten aber auch schon andere, teils weit größere Fußballpersönlichkeiten (Beckenbauer als prominentestes Beispiel, aber auch Netzer oder Bernd Schuster). Bei den Benders z.B. wird immer alles unter "die geben immer alles" verbucht, selbst wenn eine Aktion in Wirklichkeit einfach nur auf technische Mängel zurückzuführen ist (nichts gegen die Benders, ist nur ein Beispiel). Das lässt sich aber nur schwer ändern, Bewegungsabläufe sind nunmal so, wie sie sind. Etwas anders ist das bei der restlichen Körpersprache auf dem Platz. Ein Leader sollte eine aufmunternde, motivierende Körpersprache haben, daran kann man schon arbeiten (Robben hat sich ja auch die abfälligen Gesten gegenüber Mitspielern abgewöhnt, Miro Klose feuert im Vergleich zu jungen Jahren auch viel mehr seine Mitspieler an, anstatt immer mit leicht hängendem Kopf rumzulaufen). Das beeinflusst vielleicht nicht so sehr die Leistung, sehr wohl aber die Akzeptanz, gerade auch beim Publikum. Bei Tonis Körpersprache wird er nie im Leben beim Verkünden der Aufstellung den Zusatz "Fußballgott" aus zigtausend Kehlen zu hören bekommen. Ob berechtigt oder nicht, ist dabei völlig egal.
Dazu kommt eben das von MdE angesprochene distanzierte Verhalten außerhalb des Platzes. Natürlich kann einem das eigentlich egal sein, aber Fußball ist eben auch Emotion. Dass ein Spieler seit seinem 16. Lebensjahr (B-Jugend), also mit kurzer Leihunterbrechung fast acht Jahre bei einem Verein ist und trotzdem so gut wie kein Fan den Eindruck hat, dass ihm dieser emotional irgendwas bedeutet, hat man eben nicht so oft. Fans und Spieler sind sich nach acht Jahren und dem Gang von der Jugendabteilung bis zum aktuellen Spielmacher eines Triplesiegers irgendwie immer noch fremd und leider passt eben seine Körpersprache auf dem Platz genau dazu. Eine Topleistung in wirklich entscheidenden Spielen könnte daran natürlich so manches ändern, fairerweise muss man aber sagen, dass Kroos dazu erst wenig Gelegenheiten hatte. Schweinsteiger z.B. war im Finale gegen Chelsea auch nicht gut, setzte den entscheidenden Elfer gegen den Pfosten - aber er schoss wenigstens und vor allem: man merkte ihm nach dem und auch während des Spiels an, dass er litt. Dieses Leiden sah man bei Kroos nicht.
Das macht Kroos alles nicht zu einem schlechteren Spieler, als er ist. Er ist ein internationaler Klassespieler, der auch noch hervorragend zu unserem System passt. Aber wir reden ja auch nicht über ein Angebot für einen Durchschnittslizenzspielervertrag, sondern um 8 Mio. Toni aber möchte nicht nur mehr Geld, sondern wohl vor allem in die absolute Spitzenriege innerhalb der Mannschaft. Eben wegen der "Anerkennung", er möchte als einer der absoluten Köpfe des Teams wahrgenommen werden. Wäre die Gehaltsobergrenze bei uns 8 Mio, wäre er damit wahrscheinlich zufrieden, ich denke nicht, dass es hier um Kontostände geht.
Aber um diese Chefposition zu bekommen, muss man eben mehr zu bieten haben als nur sehr guten Fußball. Das reicht für ein sehr sehr gutes Gehalt und eine sehr gute Position in der Hierarchie, aber für ganz vorne bedarf es eben mehr: Ansehen bei den Fans, Identifikation mit dem Verein, Aushängeschild für den Club in Sachen Auftreten, extrem hohes Vermarktungspotential oder zumindest herausragende Leistungen über Jahre. Lahm, Ribery, Schweinsteiger oder Götze erfüllen mindestens eins dieser Kriterien, Kroos eben keins, er spielt einfach nur hervorragend Fußball. Wie Robben, Neuer, Alaba oder Boateng auch und in genau der Kategorie bewegt sich daher auch, mMn völlig zu recht, das Angebot des Vereins.
Gelingt es ihm, an diesen erwähnten Skills zu arbeiten und die Mannschaft wirklich auf und außerhalb des Platzes zu führen; gelingt es ihm, wirklich das Gesicht der Mannschaft und des Vereins zu werden und wird sein Trikot wirklich mal der internationale Verkaufsschlager, kann er gerne entsprechen entlohnt werden und seinen Vertrag z.B. in zwei Jahren vorzeitig mit Top3-Gehalt verlängern. Aktuell aber besteht dazu für mich kein Anlass. Muss mit gerade 24 Jahren auch nicht: keiner der o.g. hat mit 24 einen solchen Vertrag bekommen (Götze ist da ein Sonderfall, weil er das Weltstarpotential hat wie nur ganz wenige Spieler). Es geht nicht darum, ob der Verein mit dem von Kroos geforderten Gehalt besser fahren würde als bei einem Verkauf und anschließendem Neueinkauf eines Nachfolgers - oder gar einem ablösefreien Abgang 2015. Der FC Bayern ist weder auf eine Ablöse angewiesen, noch stellt die Erfüllung der Gehaltswünsche ein Problem dar. Der Verein ist in der glücklichen Lage, einzig und allein nach sportlichen, hierarchischen und klimatischen Faktoren entscheiden zu können. Aktuell und perspektivisch, denn selbstredend würde eine Kroossche Eingruppierung in die absolute Topklasse auch Konsequenzen für kommende Transfers und Verlängerungen haben. Der FCB sollte sich da in keiner Weise die Pistole auf die Brust setzen lassen. Das Angebot ist sehr gut, die hierarchische Einstufung nur vernünftig. Über Details kann man immer reden (Verteilung der Vermarktungsrechte o.ä.).
Es ist Kroos gutes Recht, andere Angebote zu prüfen. Bekommt er woanders mehr Geld zu verdienen oder das Versprechen, Chef vons Janze zu werden, dann mus er das eben machen, wenn er meint, damit besser zu fahren. Das wäre sehr schade, weil wir ihn sehr sehr gut brauchen können. Aber dann ist es eben so.