Integrationstypen, Symbolfiguren ... wenn man vor der Saison mit einem finanziellen Kraftakt 70% der Mannschaft neuverpflichtet, wer soll denn bitte nach gerade mal einem halben Jahr diese Rollen übernehmen? Ich kenne die Persönlichkeit von Ribery nicht, aber vom fußballerischen Potential ist er zweifellos in der Lage, eine Führungsrolle einzunehmen, ebenso wie manch andere Bayern-Spieler auch. Aber in einer derart neu zusammengewürfelten Mannschaft wird das etwas dauern, bis sich solche Strukturen festigen. Ich war ohnehin überrascht, wie schnell sich die FCB-Truppe am Anfang der Saison zusammengefunden hat. Vielleicht wird der Prozess der Teambildung im Moment sozusagen zeitverzögert nachgeholt ...wie auch immer, ich bin jedenfalls heilfroh, dass sich die Hoeness'sche Vorstellung vom "Fernglas"-Modell bislang bestenfalls als "Scheuklappe" darstellt.
Zum Stil: man kann vielleicht einen gewissen Stil anstreben, letztlich wird die Taktik trotzdem von den vorhandenen Spielern geprägt. Wenn man einen Ribery hat, wird man anders spielen als wenn man ihn nicht hat. Natürlich kann man bei Neuverpflichtungen einen gewissen Plan verfolgen, aber bei Verletzungen, Formtiefs usw. muss meiner Meinung nach ein Trainer entsprechend reagieren. Es sei denn, man hat die entsprechende Ersatzbank, und kann deshalb trotzdem "stur" sein System durchziehen. Aber wer hat schon eine solche Bank?
Nun gut, als erstes ein Gegenbeispiel: Bremen hat gegen Real trotz der vielen Verletzten und gesperrten Spieler (Diego, Frings usw.) gnadenlos auf den offensiven Stil gestzt und ist belohnt worden - trotzdem fand ich das sehr abenteuerlich und extrem risikofreudig.
Für eine taktische Meisterleistung halte ich jedoch unser WM2006-Team von Klinsmann (oder vielleicht doch eher Löw?). Es gab keinen Ribery, und auch sonst niemanden, der eine 10 spielen könnte. Anstatt einen überforderten Ballack in diese Rolle zu drängen, wurde auf die klassische Spielmacherposition verzichtet, und stattdessen über die Flügel mit Lahm/Schweinsteiger bzw. Friedrich(naja)/Schneider gespielt. Das Überangebot von guten 6ern (Frings, Ballak, Borowski) wurde genutzt, um die löchrige Verteitigung zu stopfen. Und plötzlich konnten Mertesacker und der vom BVB weitgehend verschmähte Metzelder den Laden hinten dicht machen.
Das war ein STIL, der mit Sicherheit nicht geplant war, sich aber aus den verfügbaren Spielertypen ergab.
Worauf ich hinaus will: ein Trainer darf einen Stil haben, aber er muss dennoch flexibel sein. Und diese Vielseitigkeit muss er seinen Spielern beibringen. Wenn es gegen Duisburg oder Fankfurt oder ... nach 60min immer noch 0-0 steht, muss etwas passieren. Stil hin oder her.
Hitzfeld kann so etwas. Eigentlich. Warum es gerade nicht läuft beim FCB - keine Ahnung, aber eventuell liegt es an der zusammengewürfelten Mannschaft. Die Trainerdiskussion ist jedenfalls ziemlich lächerlich. Erst feuert man Hitzfeld, holt dann einen Trainer, der überhaupt nicht zum FCB passt (Magaths gute Leistungen in Stuttgart lagen in einem völlig anderen Bereich) und dann holt man Hitzfeld zurück und wundert sich, dass alles wie beim alten ist? Wie behämmert ist das?
Ebenso lächerlich ist es, hier Namen wie Volker Finke oder Jürgen Klopp zu diskutieren. Das sind hervorragende Trainer, wenn es darum geht für wenig Geld irgendeinen Nobody zu finden und ihn erfolgreich in die Mannschaft einzubauen. Was sollen diese Herren bitte beim FCB? Einen Iashvilly verpflichten? Und vielleicht sogar aufzustellen? (nichts gegen Iashvilly - schreibt man den so? - aber beim ruhmreichen und einzig würdigen europäischen Vertreter der Bundesliga?)
Nein, wenn Hitzfeld nicht mehr reicht, dann braucht man schon einen Mourinho oder ein ähnliches Kaliber. Nicht, dass ich den für sooo viel besser halte als Klopp oder Finke, aber um die momentane Söldnertruppe des FCB halbwegs zusammenzuhalten braucht man einen Mann mit internationalem Format und vor allem Respekt.
Aber am allermeisten wünsche ich dem FCB den Loddar, da hätte ich voel Freude dran :laugh2: