Bayern hat bewiesen, dass sie mit Worten Erneuerung wollen, aber nur, wenn man dabei mindestens Deutscher Meister wird.
Meiner Meinung nach machst du es dir mit so einer Aussage zu einfach und meiner Meinung nach stimmt sie so auch nicht. Es geht nicht nur um den nackten Erfolg (den hatte man vorher! bereits, dafür brauchte es keinen Klinsmann), sondern um das was auf dem Weg dahin passieren sollte.
Klinsmann war Konzept! das hauptsächlich aus drei Pfeilern bestand.
1) Man wollte nicht den Weg der teuren Millionen-Stars weiter gehen und nicht jedes Jahr Spieler für 30 Millionen einkaufen. Klinsmann sollte die Spieler mit vorhandenem Potential und Talent weiter und effektiver ausbilden und mit diesen Spielern den bisher fehlenden Sprung zu Leistungen auf höchstem Niveau machen. Dafür wurde er verpflichtet!
Das Gedanke war klar strukturiert. Spieler wie Schweinsteiger, Breno, Podolski, Kroos, Jansen, Borowski, Sosa, Rensing, Ottl, Lahm, ja selbst Lell sollten unter Klinsmann einen Leistungssprung machen. Weil man Klinsmann genau das eben zutraute. Talentierte Spieler deutlich zu verbessern und auf internationales Niveau zu heben.
Das wäre nämlich der einzige Weg, um wirklich dauerhaft mit den Großen mitzuhalten. Weiterhin Spieler auf "mittlerem (im internationalen Vergleich)" Gehalts und vor allem Ablöse Niveau zu verpflichten und sie gezielt auf ein höheres Niveau zu bringen. Die Alternative (fertige Spieler ala Ribery un Toni auf allerhöchstem Niveau einzukaufen), kann sich Bayern schlicht nicht jedes Jahr aufs Neue leisten.
Podolski, Kroos, Jansen sind weg oder verlassen Bayern. Rensing ist demontiert. Breno und Sosa haben kaum gespielt. Schweinsteiger, Ottl, Lell spielen auf dem gleichen Niveau, wie schon unter Klinsmanns Vorgängern.
Schaut man sich hier das Ergebnis von Klinsmanns Arbeit an und vergleicht es mit der Zielsetzung, dann ist Klinsmann hier deutlich gescheitert.
Nun werden plötzlich Stimme laut "kauft ihm ordentliche Spieler auf Star Niveau und gebt ihm ein weiteres Jahr". Ja, kann man machen, aber nur dann, wenn man den Hauptgrund! seiner Verpflichtung einfach vergisst. Genau das (teure Superstars für teures Geld verpflichten), wollte man ja eben nicht nochmal machen!
Und nur nebenbei. Um eine Mannschaft mit lauter fertigen Starspielern zum Erfolg zu führen, braucht man keinen sündhaft teuren Trainer wie Klinsmann. Das kann auch ein Magath oder ein Hitzfeld und aufgrund ihrer Erfahrung wahrscheinlich noch besser. Klinsmann stand für einen anderen konzeptionellen Weg und hier, am vielleicht wichtigsten Punkt des gesamten Klinsmann Konzeptes, ist er am deutlichsten gescheitert.
2) Klinsmann wurde verpflichtet, um "modernen" Fußball spielen zu lassen, weil er für modernen Fußball stand. Fußball der schnell ist, athletisch, mit wenigen Ballkontakten auskommt, auf Kombinationen beruht, der Wucht hat und Dominanz und Selbstvertrauen ausstrahlt.
Wenn wir uns jetzt, so kurz vor Ende der Saison anschauen, wie der Fußball von Bayern ausschaut, dann sieht man von dem was Zielsetzung war so gut wie nichts. Das was Bayern gestern gespielt, konnten sie auch schon unter Hitzfeld und Magath spielen. Wo ist die Handschrift von Klinsmann zu sehen? Wo ist der Ansatz des "modernen" Fußballs? Wo sieht man die Arbeit einer ganzen Saison?
Die Wahrheit ist, man sieht sie nicht. Man sah sie mal in Ansätzen Mitte der Saison, aber anscheinend hat man die Zielsetzung irgendwann ausgesetzt. Heute ist die Mannschaft nicht näher am "moderen" Fußball, als sie es unter Hitzfeld und Magath war.
Auch hier muss man zum jetzigen Zeitpunkt ganz klar sagen, dass Klinsmann an der Zielvorgabe gescheitert ist.
3) Man erhoffte sich von Klinsmann das Aufbrechen von alten Strukturen und insgesamt ein "moderneres und frischeres Bild", auch in der Aussendarstellung des FC Bayern. Man war sich bewusst, dass Klinsmann seine Ideen rigoros umsetzt und dabei keine Rücksicht auf "altgediente" Strukturen nimmt. Diese kompromisslose Einstellung war mit ein Hauptgrund für die Verpflichtung von Klinsmann!
Offensichtlich hat Klinsmann jedoch schon nach kürzester zeit seine Kompromisslosigkeit zu den Akten gelegt und hat sich den Nebengeräuschen, die in München seit Jahren großen Einfluss haben, gebeugt. Er hat sich bewiesenermaßen nicht nur in die Kaderplanung (Donovan) hinein reden lassen, sondern auch noch in die Mannschaftsaufstellung! Das ist ein absolutes Unding für einen Trainer.
Von der Zielvorgabe "kompromisslos und ohne Rücksicht auf die alteingesessenen Strukturen" seine Ideen umzusetzen und den FCB zu modernisieren, ist er schneller abgerückt, als man sich das auch nur erträumen konnte.
Heute ist er ebenfalls nur noch eine Marionette der Launen des Vorstandes und ist auch mit dieser Zielvorgabe absolut gescheitert.
Das man im DFB Pokal seinen Titel nicht verteidigen konnte, das man in der CL ausgeschieden ist (mit einer der peinlichsten Vorstellungen in der Geschichte des Vereins) und das man in Gefahr steht, die Meisterschaft zu verspielen (mit einer der schlechtesten Leistungen und Punkteausbeute seit Jahrzehnten) und vielleicht sogar die CL-Teilnahme oder Qualifikation ist nur noch die Sahnehaube auf der Torte.
Der Grund für eine hoffentlich schnelle Entlassung von Klinsmann liegt nicht am evtl. Verpassen der Meisterschaft. Das liegt ganz einfach und schlicht darin begründet, dass das Konzept Klinsmann in allen wichtigen und für ihn sprechenden Punkten gescheitert ist. Nichts von dem was Grund für seine Verpflichtung war, hat sich erfüllt. Nichts! Absolut Zero!