Hab jetzt in der Mittagspause über den FCB nachgedacht, ist etwas länger geworden...
Ich finde die Niederlage am Wochenende im übrigen schon überaus schlimm, weil wir nun zum zweiten mal in Folge von einem Mitkonkurrenten nicht nur geschlagen , sondern taktisch richtig verprügelt wurden. Allmählich muss sich ja nun doch mal fragen, was sich seit Hitzfeld getan hat und wie die Mannschaft nun da steht
+ Fitness: die Mannschaft scheint konditionell in einem überragenden Zustand zu sein. Die Laufbereitschaft ist groß, auch in der 85.Minute ist jeder Spieler noch in der Lage, weite Wege zu gehen
+ Die linke Seite: ist noch stärker als unter Hitzfeld. Lahm, Ze und Froonck beherrschen das One Touch System teilweise hervorragend, haben dieses Können im Bayernkader aber exklusiv
- Der Trainer ist mit der Maxime angetreten, jeden Spieler jeden Tag ein wenig zu verbessern: Gelungen scheint dies bei Ze, auch Lucio spielt konstanter als letzte Saison, Klose, Lahm und Ribery kann man gerne noch dazunehmen. Schweini nur in der Anfangsphase der Saison, inzwischen spielt er den gleichen Stiefel wie die letzten beiden Jahre. Bommel schwankt zu sehr, Demi hat sich eindeutig verschlechtert. Toni auch (allerdings immer noch auf einem beachtlich hohen Niveau). Lell scheint noch schwächer als letztes Jahr, für den ist das Spiel viel zu schnell. Rense scheint sich nicht zu entwickeln. Die Ersatzspieler sind kaum zu beurteilen, da sie so gut wie nicht spielen. Und wenn doch, kann keiner überzeugen (Poldi, Byuten, Ottl, Boro, Donovan, Oddo). Sosa ist wohl auch nicht besser geworden, sonst würde er spielen. Hamit war verletzt, dafür kann keiner was.
- Das Formen junger Spieler, heranführen an die Mannschaft: klares Minus. Kroos hat das Weite gesucht, Lell wie oben schon erwähnt, Ottl ohne Chance, Müller ganz weit weg vom Kader, Breno nicht zu sehen, sitzt nicht mal auf der Bank.
- Taktik: Angetreten, dem FCB verschiedene Spielsystems zu vermitteln, hat er das Experiment nach dem Bremenspiel (auf Weisung?) abgebrochen. Gerade am Samstag gegen Berlin war zu sehen, dass man 60 Minuten brauchte, um zu bemerken, dass man den Berlinern auf den Leim gegangen war. Gegen Trainerfüchse wie Favre oder Jol wirken unsere Trainer wie Azubis und haben nichts entgegen zu setzen.
Zudem sind wir zu offensiv. Wir spielen de facto mit 3 Spitzen, Ze hat sich von der 6 sehr weit entfernt, Bommel ist als alleiniger 6er überfordert (dazu bräuchte man einen Typen der Marke Jeremies), auch ein Tymoschtschuk wird das nicht alleine lösen können.
- Abhängigkeit von Ribery: hier ist man keinen Schritt weiter, fällt Ribery aus oder wird aus dem Spiel genommen, ist man blank. Ze taucht dann genauso unter, Schweini wirkt hilflos und überfordert, Bommel ist kein gelernter 6ter und hat mit der Abwicklung seiner Aufgaben soviel zu tun, dass er offensiv bei einem engen Spiel nichts bewegen kann.
- Hierachie/Stimmung: mit Bommel hat der Trainer ohne Not sich selbst ein Problem bereitet. Erst zum Spielführer bestimmt (obwohl Lahm vielleicht der Geeignetere gewesen wäre) und dann nach der gelb/roten gegen Dortmund aus dem Team genommen. Seitdem ist das Verhältnis der Beiden ziemlich mau. Lt. Bommel reden sie so gut wie kein Wort miteinander. Mangels Alternativen kann man Bommel aber nicht auf die Bank setzen. Bommel ist ein Prima Typ, der viel mit den Jungen spricht, aber ein Kapitän MUSS ein verlängerter Arm des Trainers auf dem Spielfeld sein, das ist er definitiv nicht.
Ribery's Eskapaden gehen dem Team offenbar auf die Nerven, er selbst scheint auch von der fehlenden Klasse seiner Mitspieler ziemlich angenervt zu sein. Ich hab mir das gegen Dortmund mal länger angeschaut, kommt ein Fehlpass, oder wird er, vermeintlich freistehend, nicht angespielt, winkt er verächtlich ab oder bleibt kopfschüttelnd stehen. Vor einem Jahr war das noch anders, da wurde der Mitspieler trotz eine Fehler via "Daumen nach Oben" oder einem demonstrativen Applaus gelobt. Ist inzwischen anders geworden, auch bei Toni.
Boro wirkt total isoliert, Breno ebenso, Kroos wurde im Training von Rense mal übel beschimpft, nur weil der ihm einen Ball durch die Beine spielte. Kein Schulterklopfen für Rense oder Lell, wenn sie mal wieder einen Bock bauen. Lucio und Demi scheinen sich richtig zu hassen (ist aber auch schon länger so). Aber irgendwas scheint in Dubai passiert zu sein, seitdem wirkt die Stimmung viel schlechter.
- Teamzusammensetzung: man ist mutwillig mit 3 Stürmern in die Saison gegangen, man hat mutwillig keinen Linksverteidiger (außer Lahm), man ist mutwillig ohne RV mit Format (außer Lahm) in die Saison gegangen, da man Flamini und Gattuso nicht bekommen hat, hat man sich bockig "mir san mir" gesagt und geht mit Bommel und Ottl als 6er in die Saison. Man bemühte sich um einen Hleb ohne einen Plan zu haben, wo man den eigentlich hinstellt. Man hat mit Schweini verlängert, dessen größter Vorteil wohl sein regionaler Bezug ist, lässt aber einen Kroos ziehen. Man holt einen Donovan, der im März 10 Mio kosten soll
- und da das Tischtuch mit Poldi wohl zerschnitten ist, muss man, sofern man noch international tätig ist, bei Donovan zuschlagen. Insgesamt haben wir noch einige Baustellen, aber der Uli, der ich ja eigentlich geradezu verehre, wartet das 15.Jahr in Folge darauf, dass der Markt zusammenbricht und der FCB nur bedienen muss.
- Standartsituationen: die sind immer noch genauso schlecht wie unter Hitzfeld, hier ist keine Besserung eingetreten. Schweini darf immer noch Ecken und Freistösse schießen - keiner, wirklich keiner weiß warum. Das funktioniert vielleicht, wenn ich einen Ballack im Strafraum habe, aber da könnte auch ich die Freistösse schießen, einen würde er schon reinmachen. Der einzige, der das bei uns konnte war Kroos, das darf er nun in Leverkusen zeigen. Dabei sind Tore durch Standards elementare Dinge im Profifußball. Aber das sind wir so was von harmlos…
Zwischenfazit 14 Spiele vorm Saisonende: man spielt teilsweise attraktiv nach vorne, was aber vorwiegend Ribery (und Lahm/Ze) geschuldet ist. Der Rest wirkt planlos, man wackelt hinten, es ist wenig Kreativität im Spielaufbau (natürlich nehme ich die linke Seite aus) zu sehen, Einzelne sind technisch immer noch zu limitiert, vor lauter One Touch ist so gut wie kein gelungenes Dribbling mehr zu sehen (Ausnahme linke Seite), wird auch im Training kaum mehr geübt. Eine Handschrift des Trainers, langfristige Ziele sind nicht zu erkennen. Der Coach wirkt (zwangsweise weil von oben so gefordert?) wie Hitzfeld II - und davon wollten wir ja eigentlich weg.
Jetzt ist es aber so, dass man durchaus noch Deutscher Meister werden kann, wie immer in den letzten Jahren, ist der Rest nicht konstant genug. Und international können wir bei guter Auslosung (und das lässt sich ja schon mal ganz gut an) verdammt weit kommen. An einem sehr guten Tag bei gleichzeitig eher schlechten Tag des Gegner, kann man Jeden schlagen, so dass auch hier der Titel nicht gänzlich ausgeschlossen ist (wobei ich die Chancen auf unter 10% einschätzen würde). Trotzdem wäre es mir lieber, wenn ich mal von ALLEN Verantwortlichen ein Konzept sehen. Damit meine ich ausdrücklich nicht nur den Trainer, sondern auch Uli und alle die an der Teambildung noch beteiligt sind. Denn für Hitzfeld II ist das Trainerteam schlichtweg zu teuer.
EDIT: um zu verdeutlichen, dass der Trainer zu sehr von den betriebsblinden (?) Uli und Kalle zu sehr gesteuert wird eine aktuelle Aussage von Rumgelippe auf der Bayern homepage
„Lukas ist leider einige Zeit verletzungs- und krankeitsbedingt ausgefallen, doch jetzt ist er zum Glück wieder fit. Es wäre unser aller Wunsch beim FC Bayern, wenn er wieder in den Kader zurück kommt, die letzten Monate hier im Klub positiv verbringt und sich mit dem einen oder anderen Titel nach Köln verabschiedet. Außerdem haben wir eine Verantwortung der deutschen Nationalmannschaft gegenüber, in der Lukas ja Stammspieler ist. Wir wollen uns im Sommer in aller Freundschaft von Lukas verabschieden.“