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Einmalige Chance für Reck
Zum Abschluss der Hinrunde als "Cheftrainer" mit Schalke zum VfB Stuttgart. Spekulationen um Nachfolge von Ralf Rangnick beantworten Manager Rudi Assauer und Andreas Müller mit nichts sagendem Lächeln
Gelsenkirchen. Nicht zum ersten Mal wird Oliver Reck gefragt, ob er Druck spüre. Vor dem dramatischen Saisonfinale 2001, das bekanntlich mit Platz zwei endete, hatte er gesagt, dass er Druck nur habe, wenn er morgens zur Toilette müsse. Und im Dezember 2005, vor seinem ersten und wohl vorerst auch letzten Spiel als allein verantwortlicher Trainer des FC Schalke 04, sagt er: "Mir ist nicht bange." Und schlaflose Nächte habe er sowieso nicht.
Ralf Rangnick ist seit Montag weg, und alles scheint ein bisschen anders auf Schalke zu sein. Die obligatorische Pressekonferenz vor dem Spiel am Samstag beim VfB Stuttgart wird zu einer richtig lustigen Runde. Die Stimmung ist sehr gelöst. Manager Rudi Assauer flachst mit Oliver Reck und sagt, dass es ja auch nichts Besonderes sei, dass ein Verein einen Trainer suche. Auch Sportdirektor Andras Müller scherzt mit Oliver Reck - und der plappert los wie ein Trainer-Profi.
"Es ist zwar das letzte Hinrundenspiel, aber wir werden das Spiel mit hundertprozentigem Engagement angehen", sagt der 40-Jährige, der sich erst seit dem 8. Dezember Fußball-Lehrer nennen darf. "Auch wenn wir ein paar Verletzungsprobleme haben, wollen wir die Partie gewinnen und das Jahr positiv abschließen." Er nutzt die Gelegenheit, um ohne deutliche Worte noch einmal zu sagen, dass es an der Arbeit Ralf Rangnicks nichts auszusetzen gegeben habe. Das klingt so: "Wir haben in den vergangenen Wochen erfolgreich gespielt", sagt Oliver Reck. "Was soll man da großartig ändern?" Schalke stelle schließlich eine Top-Mannschaft, und sie habe hinten eine Breite erreicht, die von anderen Bundesligisten geschätzt werde.
Der Europameister von 1996, der damals hinter An-dreas Köpke und Oliver Kahn dritter deutscher Torwart war, lässt keine Zweifel aufkommen, dass er auch meint, was er sagt. Deshalb wirken der Optimismus und die Lockerheit, die er verbreitet, alles andere als aufgesetzt. Echt halt. Es entsteht fast der Eindruck, als sei er sogar zu gelassen. "Ich habe schon viele Gefechte in Stuttgart gefochten", sagt er. "Als ehemaliger Profi weiß man viel eher, wie die Spieler ticken. Ich denke schon, dass ich mitreden kann." Das sollte man von einem Mann, der 471 Bundesliga-Spiele absolviert hat und mit Werder Bremen zweimal Deutscher Meister war, auch annehmen.
Und wegen seiner Erfahrung hat er es sich am Mittwochabend auch ganz gemütlich gemacht und das Stuttgarter 2:1 im Uefa-Pokal-Spiel gegen Rapid Bukarest nur im Fernsehen verfolgt. "Co-Trainer Mirko Slomka war in Stuttgart", sagt Reck. Das hört sich jedoch nicht so an, als interessiere ihn der vergangene VfB-Auftritt wirklich. Giovanni Trapattoni werde, vermutet er, sowieso "zurückrotieren", also mit einer ganz anderen Mannschaft spielen.
Und wer wird nun neuer Schalker Cheftrainer? Vielleicht Oliver Reck? "Ich kann mir schon vorstellen, in Zukunft eine Mannschaft als Hauptverantwortlicher zu betreuen", kontert er.
In Zukunft wohlgemerkt. 2006 wird er aber erst einmal wieder Schalkes Torwart-Trainer sein. Denn ein Rundum-Klick im Internet macht Huub Stevens zum Favoriten auf den Posten des Cheftrainers.
Rudi Assauer lächelt, genau wie Andreas Müller. Hartnäckige Fragen, aber der Schalker Sportdirektor lächelt die Journalisten weiter an und frotzelt: "Wenn ihr alle so weitermacht, sitzen wir morgen noch hier." Vorstand und Aufsichtsrat halten offenbar dicht - auch nach ihrer Mittwoch-Sitzung im Sauerland. "Kein Kommentar. Auch wenn das für Schalke ungewöhnlich ist", sagt Andreas Müller. "Wir haben jetzt Weihnachten, und ich habe viele Wünsche."
Na dann kann die Manschaft ja zeigen was sie draufhat und 3 Punkte aus Stuttgart mitbringen