Schalker Fan-Stammtisch: Fabian Ernst
Wenn´s sein muss, putzt er die Schuhe selbst
Schalker Fan-Stammtisch: Fabian Ernst kauft keine Auto-Teile im Internet und sagt klipp und klar: Die Mannschaft ist so verstärkt worden, um oben anzugreifen. Wir sind mit dem vierten Platz nicht zufrieden
Premiere: Zum ersten Mal sitzt Fabian Ernst, der vor der Saison von Werder Bremen gekommen ist, beim Schalker Fan-Stammtisch. Und Moderator Achim Münch erlebt einen Fußball-Profi, der "zu den nachdenklichen Spielern gehört". So ist es: Der 26-Jährige ist nicht einer, der wild losplappert. Er ist aber einer, der keiner Frage aus dem Weg geht. Der Vortrag von Manager Rudi Assauer und Sportdirektor Andreas Müller nach der enttäuschenden Vorstellung beim Revier-Turnier sei sehr deutlich und auch angebracht gewesen, sagt er. "Es war keine Predigt. Aber sie haben uns gesagt, was wir falsch gemacht haben und was wir besser machen müssen."
Die Distanz zwischen dem ach doch so bekannten Nationalspieler und den doch so unbekannten Fans verschwindet schnell. Es ist eigentlich nur der Podiums-Platz auf dem Barhocker, der Fabian Ernst von der Menge, von den Fans trennt. Sie sprechen eine ähnliche Sprache, sie haben eine sehr ähnliche Meinung. "Wir haben uns spielerisch noch nicht so gefunden", sagt er. Er lässt aber auch direkt den Ausblick folgen: "Wenn wir gegen Kaiserslautern gewinnen, ist das ganz schnell vergessen."
Und dass die Schalker Mannschaft für den Rückrunden-Start ackert, dass sie unbedingt in die Champions League 2006 einziehen will, daran lässt Fabian Ernst gar keine Zweifel aufkommen. Er kennt aber den Profi-Fußball. Es sei in der Mannschaft klar, dass der Trainer in Frage gestellt werde, sobald es nicht laufe. "Wir sind aber als Mannschaft gefordert, ihm den Rücken zu stärken." Ihm ist selbstverständlich Ralf-Rangnick-Nachfolger Mirko Slomka, dem auch Fabian Ernst wie eigentlich alle Schalker Spieler in diesen Tagen eine sehr gute Arbeit bescheinigt.
Der Unterschied zwischen Ralf Rangnick und Mirko Slomka wird schon offensichtlich, wenn man beim Schalker Training vorbeischaut. Und für Fabian Ernst hat sich auch nichts Gravierendes geändert, weil aus dem Assistenten der Cheftrainer geworden ist. "Er ist ein kumpelhafter Typ", sagt der Mann, der das Gerücht, er kaufe Auto-Teile im Internet, mit einem Lächeln widerlegt. Er sagt aber auch, dass "es sich zeigen wird, wenn wir mal in Stress-Situationen kommen, wie er sich dann verhält".
Um solche Situationen zu vermeiden, "wird der Rückrunden-Start ganz wichtig". Nach der Partie in Kaiserslautern kommt Borussia Dortmund. Nein, so spricht man in der Kneipe "Auf Schalke" nicht und muss zur Strafe sogar einen Euro zahlen. Nach der Partie in Kaiserslautern kommen die Zecken. Klar. Und die Fans erhalten auch eine Erklärung, warum die Schalker Mannschaft in der Champions League zum Beispiel gegen den AC Mailand anders aufgetreten sei als gegen den einen oder anderen Bundesligisten. "Für uns ist es einfacher, wenn wir die Räume nach vorne haben", sagt Fabian Ernst. Solche Räume böten sich gegen Mailand, weil diese Mannschaft mitspiele. Mainz aber stehe mit sieben, acht Spielern vorm eigenen Strafraum. "Und dann kann es schon mal so aussehen", sagt der Nationalspieler, "als ob wir keinen Bock haben oder nicht alles geben." Zudem, daraus macht Fabian Ernst auch kein Hehl, laste Druck auf dem Team. "Die Mannschaft ist so verstärkt worden, um oben anzugreifen", sagt er. "Wir sind mit dem vierten Platz nicht zufrieden." Mindestens Rang drei soll es noch werden, wenn es nicht sogar Rang drei noch werden muss.
Die Kritik eines Fans, den Spielern würde heutzutage zu viel Verantwortung außerhalb des Fußball-Platz abgenommen und deshalb fehle ihnen diese auch auf dem Fußball-Platz, kann Fabian Ernst nicht teilen. "Da breche ich mir doch keinen Ast ab, wenn ich meine Schuhe selbst sauber mache", sagt er. Und da schreitet auch Schalke-Sprecher Gerd Voss ein: "Im Fußball hat es eine extreme Professionalisierung gegeben", sagt er den Fans. "Wenn wir zum Beispiel damals Emile Mpenza allein zum Einwohner-Meldeamt geschickt hätten, wäre der mit fünf Brötchen wiedergekommen."
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