Das macht es ja nicht besser, sondern eher schlimmer. Die Sache erinnert schon reichlich an LvGs Entlassung bei Bayern. Auch da wurden zwischenmenschliche Probleme als Grund genannt, auch da wurde das Verhältnis zur Mannschaft vorgeschoben. So schimpfte UH öffentlich darüber, wie schlimm doch das Verhalten gegenüber dem tollen Butt war, als LvG Kraft zur Nr 1 machte. In WIrklichkeit aber stand längst Neuer als Transfer fest und UH befürchtete Ärger mit der Kurve, wenn dieser ein Eigengewächs ablösen würde. Kam ja auch so, der Vorwurf aber war letztlich eine Lüge. Hoeneß hat damals LvG mehrfach übel diskreditiert, dabei war der eigentliche Grund sein eigenes Verhältnis zu van Gaal.
Das ist im vorliegenden Fall anscheinend nicht so viel anders. Dortmund gibt sich ja gern als Gegenentwurf zu Bayern, sportlich und als Marke. Das hat durch die Causa Tuchel massiv gelitten und so etwas ist höchst unprofessionell, der Imageschaden außerhalb der Dortmunder Fanmeile ist gravierend und mMn auch definitiv nachhaltig. Das ist nicht gut für Dortmund und auch nicht für den deutschen Fußball, weil die Art der Rivalität mittlerweile ja auch zum Markenkern der Liga gehört. Vor allem aber verhält man sich öffentlich gegenüber einem Angestellten nicht so, wie es damals Hoeneß und jetzt Watzke getan haben. Man instrumentalisiert nicht Spieler und Medien, um persönliche Animositäten auszuleben und man schädigt nicht bewusst das Ansehen eines scheidenden Mitarbeiters. Das geht in keiner Branche und in einer so öffentlichen schon gar nicht.
Es wird ja ganz gern damit argumentiert, dass der Rauswurf an sich richtig und notwendig war und dass das "wie" doch onehin bald niemanden interessieren würde. Und eben das halte ich für grundfalsch. Ich glaube durchaus, dass Tuchel ein schwieriger Typ ist. Ich finde auch, dass in dieser Saison die Ergebnisse stimmten, es aber allemal Anlass zur Kritik an Spielweise, Taktik und Aufstellungen gab. Ebenso denke ich, dass Boszs Auffassung von Fußball grundsätzlich besser zum BVB passt als Tuchels und er als Typ onehin. Bosz ist eine hervorragende Wahl und mMn eine bessere als Tuchel - nicht fachlich, aber als Gesamtpaket für eben diesen Club. Eine bessere Wahl als Favre ist er sowieso. Ich freue mich auf den Mann in der BL. Trotzdem sind die dabei entstandenen Schäden höchstwahrscheinlich von Dauer und komplett unnötig. Das Bild vom etwas anderen Spitzenclub mit "echte Liebe" Slogan ist momentan nicht mehr zu halten und es ist mMn aus Marketingsicht auf Jahre kaum machbar, das wieder hinzubiegen. Der BVB ist als Marke vom sympathischen Gegenentwurf zu einem Club wie alle anderen geworden: aus Eitelkeit, gekränktem Stolz und medialen No go Verhalten. Der Trainer Tuchel ist als Marke ebenfalls nachhaltig beschädigt und dafür, wie für das Vorgenannte, trägt - trotz Fehlern, die er natürlich gemacht hat - nicht er die Verantwortung, sondern eben Watzke.