Ok, es waren zwei Postings von
@Sanderson. Lässt sich natürlich nicht 1:1 übertragen, weil es damals um ein politisches Statement ging, das von der UEFA einkassiert wurde. Es lässt sich eher mit dem Verbot für Dänemark vergleichen. Die FIFA hat ihnen untersagt mit der Botschaft „Menschenrechte für alle“ auf den Trikots aufzulaufen. Grundsätzlich kann man aber schon sehen, dass man gewisse Dinge auch vertreten kann, ohne sie zwingend zu unterstützen, wie im Fall Lloris (was er wirklich vom Ganzen hält, kann ich natürlich nicht beurteilen).
Noch dazu:
Leider hat es doch mit „Kultur und Sitten“ zu tun. In Katar ist, wie in vielen anderen Ländern auch, Religion und Staat nicht annähernd so getrennt, wie bei uns. Und im Islam ist Homosexualität eine Sünde. So, wie wir das als falsch ansehen, so werden wir vom Islam (und leider nicht nur von islamischen Ländern) als komplett abartig angesehen, dass das bei uns völlig normal ist. Ich möchte halt ungern als Reaktion auf die Regenbogen-Binde sehen, wie dann Spieler irgendeines streng islamischen Landes bei der nächsten WM mit irgendeiner „No Fags“-Binde auflaufen (was bei zahlreichen Verrückten in den USA sogar noch auf Zustimmung treffen würde). Und die FIFA kann das gar nicht effizient untersagen. Wie
@Sanderson schön sagt, ist das „no to racism“ eine Floskel, während das Thema Homosexualität vermutlich von streng-muslimischen Ländern als direkter Affront gegenüber ihrer Religion und Kultur angesehen werden würde. Die FIFA kann die Menschenrechte noch so gutheissen. Wenn sie das Thema nicht so gut es geht unter den Teppich kehren, geht man das Risiko ein, dass einem der Laden auseinanderfällt. Weil viele Länder im „besten Fall“ den Eindruck bekommen, dass „die im Westen“ wieder die ganze Welt erziehen wollen und im Worst Case das eben als Angriff auf ihre Werte sehen. Und als Weltverband hat man halt wenig Interesse dran, dass von rund 200 Staaten nur noch knapp die Hälfte dann bei einem mitmacht. Ob das nicht sinnvoller wäre, steht auf einem anderen Blatt.
Ich verstehe deshalb zähneknirschend, wenn ein Spieler das Ganze „gut sein lässt“. Es gäbe ja auch andere Möglichkeiten die demokratischen und freiheitlichen Grundwerte zu vertreten, wie zB die Teilnahme am Turnier abzusagen. Auch das ist für uns vom Sofa aus gesehen aber leicht gesagt. Und das Kind ist sowieso in den Brunnen gefallen, als man die „grossartige“ Idee hatte die WM überhaupt dorthin zu vergeben. Ich mein nach Russland 2018…China will sich für 2034 bewerben. Bald sind wir dann wirklich bei Nordkorea angekommen.
Ob sich die FIFA stärker gegen Diskriminierung einsetzen könnte und müsste, ob es nicht tragisch ist, dass die „westlichen Werte“ von nur wenigen Ländern mitgetragen werden (auch
@Eric hat es besser formuliert als ich), ob man den Sport nicht dafür nutzen kann, um mehr Toleranz zu schaffen. Alles berechtigte Fragen. Leider gar nicht so unkomplizierte Themen. Weshalb ich da Lloris jetzt echt verzeihe, wenn der sich denkt „Da bin ich nur schon was Kompetenz angeht der Falsche dafür. Ich spiele meine letzte WM und gut. Für so Dinge gibt es bessere Leute als einen Fussballtorhüter.“