Bei der Bewertung Bierhoffs muss man zwei Phasen sehen. Die erste von 2004 bis 2015 war super. Er half mit, frischen Wind in den DFB zu bringen, war mitverantwortlich für den Sympathieaufschwung der NM und hat z.B. bei den Turnieren 2006 und 2014 nahezu perfekt das Umfeld für die NM geschaffen und organisiert. Er erfand das Projekt "1000 Bolzplätze", bei dem ja tatsächlich über 1000 Kunstrasenkleinfelder quer durchs Land errichtet wurden und hatte die Idee zur DFB-Akademie, die zwar teuer, aber sicher auch ein vernünftiger Ansatz ist. Das konnt er sich auch leisten, weil er dem DFB eben auch viel Geld eingebracht hat.
Ein Sympathieträger als Person war er auch damals nicht, aber das war einfach sehr gute Arbeit, die man auch anerkennen sollte.
Leider hat er sich danach als selbsterannter Marketing-CEO zum Einen etwas im Regal vergriffen, zum Anderen - und das ist das eigentliche Problem - hat er die Zeichen der Zeit. den "Fußball-Zeitgeist" einfach komplett falsch gedeutet. Erfindungen wie "Die Mannschaft", immer mehr Fokus auf die Marke, anstatt auf den Sport und immer mehr Abschottung des Teams von der Realität auch bei den Turnieren.
2018 hätte man noch durchgehen lassen können, wenn Bierhoff danach seinen Irrweg eingesehen hätte. Das hat er leider nicht und darum ist die Trennung natürlich richtig. Er ist als Person nicht mehr vermittelbar und sein konzeptioneller Weg für die NM (Akademie ist ein anderes Thema) war nun einmal nicht der richtige.
Es waren sehr gute Jahre in seiner Amtszeit dabei und die waren auch nicht alle "trotz" Bierhoff gut. Die letzten 4 waren aber in den Ergebnissen katastrophal, konzeptionell an Kern und Zeitgeist vorbei und in der Außendarstellung einfach schwach. Das konnte so nicht weitergehen und eine Abkehr von den letzten Jahren hätte Bierhoff in der Sache kaum jemand abgenommen (ich jdf nicht) und als Gesicht dessen wäre er einfach auch in keiner Weise vermittelbar gewesen.
In der Gesamtbewertung der 18 Jahre würde ich sagen: 2004 bis 2014 sehr gut. 2014 bis 2018 noch ok mit ein paar guten Ideen und ein paar für den Lokus. Ab 2018 richtig mies.
Wie ich oder andere die Person Bierhoff finden (als Person mochte ich ihn noch nie, schon als Spieler nicht), ist dabei egal. Wichtig ist, was für den DFB und die NM sportlich, strukturell und in der Außendarstellung rausgekommen ist. Und da gibt es eben Gutes, Schlechtes und Dinge, die man unterschiedlich bewerten kann.
Es wird aber Bierhoffs Leistung und auch dem Menschen Oliver Bierhoff (den es ja auch gibt) definitiv nicht gerecht, wenn man hier ständig Dinge wie
oder
gepostet werden.
Das kann es doch nun auch nicht sein. Bei jeder Kleinigkeit wird die Betroffenheitsfahne gehisst, aber wenn genügend gemeinsam jemanden Kacke finden, ist absolut alles erlaubt. Feuer frei, hängt das Schwein einfach auf. Altes Sportforen Rudelprinzip, das leider immer wieder greift. Fand ich schon immer zum Kotzen, finde ich auch in der Diskussion um das Ausscheiden bei dieser WM einfach nur a) erstaunlich und b) abstoßend.
Auch ganz generell finde ich die Diskussionen seit dem Ausscheiden nur schwer erträglich und beteilige mich darum auch nicht daran:
Ich bewundere User wie
@le Tissier und
@Solomo , die sich hier seit Tagen die Mühe machen und taktische Fehler und Aufstellungssinn diskuitieren. Das ist absolut ehrenwert, auch wenn selbst das
eigentlich auch nur ein Anfang sein kann, wenn es um die Zukunft der NM gehen soll.
Stattdessen geht es ständig nur um Personen, zu denen man vor dem Turnier schon exakt die gleiche Haltung hatte (und die man auch nicht gerade geheim hielt). Um Inhalte geht es leider nur sehr, sehr wenig. Eine Diskussion über Inhalte wäre toll und nötig, ist aber momentan anscheinend nicht möglich.