Samstag, den 26.11.2022
Jamie Mitchell (8-0-2) vs. Nina Hughes (4-0) Bantamgewicht
Eine Veranstaltung von „RSG Promotions“, gekämpft wird im „Hilton Hotel“ von Dubai. Diese Veranstaltung gibt es auf coresports world zu sehen im PPV für 10 €. Erscheint mir kein so schlechter Deal zu sein. Die Aufmachung erinnert mich stark an den UFC Fight Pass und Probox, das ist dasselbe Schema. Vom daher gehe ich davon aus, dass die Übertragungsqualität auch ansprechend sein sollte. Normalerweise läuft dort Armwrestling oder so. Im Mainevent erwartet uns auch ein Kampf um die Weltmeisterschaft.
Mitchell hat sich den WBA-Titel im Oktober 2021 knapp gegen Shannon Courtenay gesichert, das war auf einer Matchroom-Veranstaltung. Danach erfolgte im Februar noch eine lockere Titelverteidigung in den USA, wo sie auch einen vorzeitigen Sieg erringen konnte. Mitchell besticht durchaus mit ihrer 50 %-igen KO-Quote, was nicht alltäglich bei den Damen ist. Beide Damen haben einiges an Amateurerfahrung vorzuweisen, so auch Hughes. Sie ist sehr spät Profi geworden, steht nun mit 40 Jahren erst vor dem fünften Kampf. Hughes ist wohl bei Lee Eaton unter Vertrag, hat bei 4 seiner kleineren Veranstaltungen gekämpft, zuletzt auch als Hauptkämpferin. Die Gegnerinnen hielten sich bislang noch in Grenzen. 37 Jahre gegen 40 Jahre, ein schönes Altdamenduell also. Vom Gefühl her würde ich mit Mitchell gehen, da sie auch im Profibereich mehr vorzuweisen hat. Hughes ist mit dem Background aber sicherlich keine schlechte Gegnerin. Kommen wir zur Undercard, da picke ich mir 2 Kämpfe heraus, die schaut ziemlich ordentlich aus.
Die Undercard
Austine Nnamdi (6-2) vs. Austin Aokuso (4-0) Cruisergewicht: Nnamdi ist ein gebürtiger Nigerianer der in Dubai lebt, folglich auch hier ein Heimspiel genießt. Seine ersten beiden Profikämpfe hat er verloren, seitdem läuft es. 6 Siege, davon 6 vorzeitig geholt. Etwas Punch sollte also Nnamdi mitbringen, nicht ungefährlich also. Aokuso ist jedoch hier der Favorit, er blickt auf eine erfolgreiche Amateurlaufbahn zurück. Der Australier wurde nationaler Meister. Bei den Profis läuft es auch gut, er hat mit Ricky Esvila schon einen Top 100 Mann geschlagen. Dennoch glaube ich, dass das kein so schlechter Kampf werden sollte.
Armando Martinez Rabi (8-0) vs. Damian Alejandro Rojas (16-2-1) Leichtgewicht: Hier trifft die Nummer 101 die Nummer 108 auf Boxrec, mit der Einschränkung, dass Rojas die 108 jedoch im Superfedergewicht ist. Das liest sich also in der Theorie ziemlich gut, allerdings erwarte ich dennoch einen einseitigen Kampf. Das liegt übrigens nicht an Rojas, der ein absolut solider Mann ist. Hat zum Beispiel schon Walter Matias Leiva bezwungen, er wird also schon boxen können. Martinez jedoch ist ein dekorierter kubanischer Amateurboxer. Er wurde kubanischer Meister, war erfolgreicher WSOB-Teilnehmer. Bei den Profis läuft es auch gut an, 7 seiner 8 Siege holte er vorzeitig. Es dürfte also seeehr schwer für Rojas werden.
Zach Parker (22-0) vs. John Ryder (31-5) Supermittelgewicht
Eine Veranstaltung von „Queensberry Promotions“, gekämpft wird in der O2-Arena von London, England. Zuletzt gab es regelmäßig die Warren-Veranstaltungen auf Bild+, könnte hier eventuell auch das Fall dann sein. Ansonsten bietet Mola.tv das Event auch komplett kostenlos im italienischen VPN an. Und der Hauptkampf liest sich wirklich stark. Wir haben später in der Vorschau noch Zepeda vs. Prograis im Angebot, das wird international betrachtet sicherlich das Event bzw. der Mainevent der Woche sein – doch vom Spannungsverlauf könnte ich mir vorstellen, dass wir bei dieser Paarung hier am meisten geboten bekommen.
Parker hat eine fulminante Entwicklung durchlaufen. 2017 unterzeichnete er noch bei Sauerland und hat in Deutschland 2 Kämpfe bestritten. Im Jahr 2020 sollte ein Kampf noch gegen Stefan Härtel stattfinden, daraus wurde dann trotz Ersteigerung nichts. Mit Sauerland, das läuft nicht mehr – dafür läuft es für Parker umso mehr. Seine letzten 5 Kämpfe konnte er allesamt vorzeitig gewinnen, darunter waren auch wirkliche ordentliche Namen. Sherzod Khusanov oder auch Vaughn Alexander, die eigentlich über sehr gute Nehmerqualitäten auch verfügen. Parker hat sich wirklich in den letzten 2-3 Jahren als Puncher entwickelt, was für eine sehr gute Schlagtechnik steht. Nun muss erwähnt sein, dass auf EU-Level viele glänzen konnten, aber der Sprung in die absolute Weltspitze ist dann noch ein großer. Ryder hat diesen Sprung schon lange gemacht. Im früheren Stadium seiner Karriere hätte man das womöglich nicht gedacht. Er war ein guter Mann auf nationaler Ebene, aber niemand hätte wohl wirklich daran gedacht, dass er um mehrere Weltmeisterschaftsgürtel kämpfen wird. Doch auch Ryder zeigte sich mit den Jahren immer stärker, das zeichnete sich schon vor dem Smith-Kampf ab. Im Vorfeld erzielte er dort 4 gute Siege, sogar allesamt vorzeitig. Den Smith-Kampf selbst hat er auch gewonnen, doch eine glasklare Robbery erfolgte, weil Hearn den Kampf zwischen Smith und Canelo in der Hinterhand hatte. Canelo vs. Ryder hätte damals keiner sehen wollen. Nun ist der Smith-Kampf 3 Jahre her, es erfolgten auch nur noch 3 Kämpfe. Im Februar meldete sich Ryder auf der größeren Bühne zurück, es gab den Kampf gegen Daniel Jacobs, wo er die erste Kampfeshälfte doch ziemlich verschlafen hat. Am Ende bekam er das Punkturteil, was eventuell auch ziemlich schmeichelhaft war. In der Tendenz sahen doch viele Jacobs eher vorne. Ein Heimurteil würde ich das mal nennen wollen. Ryder ist eben auch schon Mitte 30, könnte vielleicht leicht abgebaut haben gegenüber vor 3 Jahren, das ist nicht auszuschließen. Also wie wird der Kampf nun verlaufen?
Parker scheint der kommende Mann zu sein. Seine Eindrücke in den letzten Kämpfen waren einfach zu gut. Auf der anderen Seite hat er noch nie einen Topmann wie Ryder zuvor geboxt. Ryder hingegen war in sämtlichen größeren Kämpfen immer der underdog, obwohl er über viel Qualität verfügt. Hier wird das eventuell auch der Fall sein, obwohl der Kampf natürlich eng gesehen wird. Es ist also gut denkbar, dass Ryder hier erneut ein Sieg holen wird. Ein Faktor ist jedoch das Auswärtsspiel, denn Ryder boxt hier auswärts auf einer Warren-Veranstaltung. Spannender Kampf jedenfalls, gekämpft wird übrigens um den Interimstitel der WBO. So viel Lob kann ich leider nicht für die Undercard finden.
Die Undercards
Hamzah Sheeraz (16-0) vs. River Wilson-Bent (13-1-1) Mittelgewicht: Sheeraz ist hier natürlich der Favorit, allerdings lohnt es sich auf den letzten Kampf zurückzublicken. Gegen Francisco Emanuel Torres war er auch am Boden und bekam viel Gegenwehr. Zuvor hat er gegen Bradley Skeete nahezu jede Runde abgegeben, fand dann jedoch noch das Finish. Besonders souverän ist das nicht, aber Sheeraz ist physisch sehr stark und hat Power. Wilson-Bent kennt man aus den Kämpfen gegen Tyler Denny um die englische Meisterschaft, dort unterlag er dann knapp nach Punkten. Ich würde ja gerne Denny gegen Sheeraz sehen wollen, das könnte ein ungemütlicher Abend für Sheeraz werden, aber auch Wilson-Bent könnte hier Akzente setzen. Schauen wir mal.
Ansonsten sind dort alles so Commonwealth-Paarungen. Nichts gegen den Titel, aber da scheint man einfach mal geschaut zu haben, was man an Titel halbwegs leicht abgreifen kann. Eine britische oder englische Meisterschaft war da wohl nicht so einfach möglich. Insgesamt sind da 4-12 Ründer - und ein 10-Ründer drauf, was mir einfach zu viel ist. Ich würde es eher so handhaben, das ich den etwas kleineren Promotern die nationalen Duelle überlasse, die dann einen schönen Rahmen erhalten als Hauptkampf – und dann selbst nicht meine gesamte Undercard damit volllade. Das hat einfach einen schöneren Rahmen, so passt das imho nicht. Für den starken Hauptkampf, ist das eine sehr schwache Undercard.
Dillian Whyte (28-3) vs. Jermaine Franklin (21-0) Schwergewicht
Eine Veranstaltung von „Matchroom Boxing“, gekämpft wird in der „Wembley Arena“ von London, England. Das wird es folglich auf DAZN zu sehen geben. Und im Mainevent erwartet uns die Rückkehr von Dillian Whyte. Insgesamt bietet die Card sehr viel im hohen Gewichtsklassenbereich. 3x Schwergewicht, einmal Cruiser - und Halbschwergewicht. Das ist in der Dimension durchaus auffällig – und könnte somit ganz gut zu Sportforen.de passen - bzw. das nationale Interesse wecken.
Whyte meldet sich zurück nach dessen KO-Niederlage gegen Tyson Fury im April. Fury hat ja gefühlt 5x seinen Rücktritt währenddessen verkündet, also kann man nun hier auch vom großen Comeback sprechen! Whyte brauche ich den Lesern nicht mehr vorstellen, seine Karriere dürfte bekannt sein. Ich persönlich empfand seine ganze Performance gegen Fury enttäuschend. Auch schon verbal im Vorfeld, da kam einfach überhaupt nichts. Ziemlich abgetaucht war er, wirkte etwas apathisch auch. Vielleicht sagte Hearn jedoch auch, dass er Frank Warren beim promoten des Kampfes nicht unterstützen soll, wer weiß. Im Ring hat er es einige Runden ganz solide dann gemacht, bisschen mit Auslagenwechsel und Jabs zum Körper gearbeitet, war unter dem Strich aber doch relativ chancenlos. Da stellte sich natürlich die Frage, ob von Whyte boxerisch überhaupt noch etwas kommen würde, denn die Börse gegen Fury fiel auch für Whyte extrem gut aus. Nun haben wir die Antwort, er wird weiterkämpfen. Warum wohl? Ich glaube, dass im Hinterkopf AJ vs. Whyte 2 stattfindet, der Kampf wird imho noch schnell folgen. Vermutlich würde dann Whyte seine Karriere auch beenden. So stelle ich mir das zumindest vor. Besonders hungrig könnte Whyte also nicht sein, aber hier wird er noch einmal etwas zeigen müssen, bevor die größeren Paydays noch kommen auf die alten Tage. Mit Franklin erwartet Whyte nun ein ewiges Talent. Er wurde in den USA hoch gehandelt, hat beispielsweise dort auch die renommierten golden gloves gewonnen. Eigentlich sehr gute Voraussetzungen… für eine erfolgreiche Profikarriere, die blieb jedoch (noch) aus. Gegen Jerry Forrest im Juli 2019 gab es eine glasklare Robbery auf einer ShowBox-Veranstaltung auf Showtime. Diesen Kampf hätte damals Franklin nicht zugesprochen werden dürfen. Im Anschluss hat er das Kunststück vollzogen… Pavel Sour im Oktober 2019 über 10 Runden zu schleppen. Agit Kabayel ging eine Minute mit Sour, dann war dieser KO. Dann erfolgte bis Mai 2022 überhaupt nichts mehr, Franklin machte einen Aufbaukampf und wog 20 KG mehr als im letzten Kampf zuvor. Das sind alles sehr negative Tendenzen, die gegen einen Sieg für Franklin sprechen.
Grundsätzlich dürfte Franklin boxen können, er hat es bei den Profis aber nicht unter Beweis gestellt. In der letzten Zeit war er körperlich nicht austrainiert und zudem inaktiv. Auf der anderen Seite bekommt er hier die große Chance seine Profikarriere so richtig zu starten. Whyte hingegen kommt aus einer harten KO-Niederlage und zugleich aus der höchsten Börse seiner Karriere. Für mich macht er seit geraumer Zeit einen etwas abwesenden Eindruck, vielleicht sind das Spuren der Karriere. Ich kann mir vorstellen, dass er schon ziemlich fertig ist. Ich erwarte also einen ziemlich zähen und vielleicht auch langweiligen Kampf, den Whyte über die Punkte gewinnen sollte.
Die Undercard
Fabio Wardley (14-0) vs. Nathan Gorman (19-1) Schwergewicht: Interessanter als der Hauptkampf könnte dieser Kampf hier werden. Geboxt wird übrigens um die britische Meisterschaft. Wardley kennt man von Matchroom-Kämpfen, zumindest für ein paar Runden, lange gingen seine Kämpfe ja nie. Interessanter Mann, der über viel Power verfügt – aber so wirklich boxerisch sattelfest erschien mir das nie. Die Gegner haben Wardley aber selten bis kaum gefordert, wodurch man das nicht richtig bewerten kann. Gorman wird dieser Frage sicherlich sehr adäquat nachgehen können. Er hat den deutlich besseren Kampfrekord, so finden sich Siege beispielsweise über Kamil Sokolowski oder auch Kevin Johnson. Gegen Daniel Dubois ging er zwar KO, aber für das britische Niveau könnte Gorman hier das richtige Format besitzen. Zuletzt kämpfte er bei Wasserman, vermutlich hat Kalle Sauerland dort einen Deal abgeschlossen. Für mich gibt es zwei Szenarien. Wardley wird auch diesen Kampf vorzeitig gewinnen – oder er wird hier ausgeboxt und verliert den Kampf nach Punkten. Und ich kann mir beide Szenarien durchaus vorstellen. Interessanter Kampf.
Craig Richards (17-3-1) vs. Ricards Bolotniks (19-6-1) Halbschwergewicht: Richards ist wohl der Mann, der Bivol am meisten gefordert hat bislang in dessen Karriere. Also nicht so stark gefordert wie die Punkturteile es am Ende aussehen lassen, aber dennoch hat Richards dort einige Runden für sich holen können. War eine sehr gute Leistung, auch die Leistung gegen Buatsi war sehr ansprechend. Da hat er sich einen guten und engen Kampf geliefert, was auch für Richards Qualitäten spricht. Auf Boxrec die Nummer 13, er dürfte für jeden Topmann in der Gewichtsklasse ein unangenehmer Gegner sein. Bolotniks hat sich über das Golden Contract-Turnier einen Namen gemacht. Der Gewinner erhielt einen 5-Kämpfe Vertrag bei MTK Global, welche dann auch eine ESPN-Verbindung aufwiesen. Toller Anreiz also für eher weniger bekannte Boxer. Bolotniks hat im Turnier massiv überzeugt, das Finale dann auch überzeugend gegen den Deutschen Serge Michel via KO gewonnen. Gegen Buatsi war der Traum dann allerdings für den Letten vorbei, er wurde auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Dennoch ist Bolotniks ein guter Mann, der harte Kämpfe liefern kann. Ich erwarte einen starken Kampf mit hoher Intensität. Ist auf dem Papier sicherlich der beste Kampf der Veranstaltung.
Pat McCormack (2-0) vs. Christian Nicolas Andino (16-5-2) Weltergewicht: McCormack ist Silbermedaillengewinner von Tokio, somit hier auch sehr hoch gehandelt. Starke Männer sind im Weltergewicht immer sehr gerne gesehen, von daher ist er eine spannende Personalie für die Zukunft. Andino finde ich als dritten Profikampf nicht verkehrt. Er hat gegen solide Männer gekämpft, beispielsweise 2 engere Kämpfe mit Yoel Alberto Peralta geliefert, das ist schon ganz okay. Natürlich ist McCormack hier der klare Favorit.
Grundsätzlich ist das eine durchaus interessante Undercard, leider hat man im Hauptkampf einen ziemlichen Rohrkrepierer. Die beste Lösung lautet wohl…sich die Undercard auf DAZN anzuschauen – und dann vor dem Hauptkampf umzuschalten zu Frank Warren. Hoffentlich geht sich das zeitlich auf.
Jose Zepeda (35-2) vs. Regis Prograis (27-1) Superleichtgewicht
Eine Veranstaltung von „MarvNation Promotions“, gekämpft wird im „Dignity Health Sports Park“ von Carson, USA. Hierbei handelt sich um ein PPV-Event, und nebenbei wohl um das Event der Woche. In den USA werden 60 $ für das Event verlangt, in Deutschland sind es 15 $ auf Fite. Die Polen von TVP-Sport übertragen es übrigens kostenlos, ein polnischer VPN sollte Abhilfe schaffen. Den ersten Krimi gab es bei der Ersteigerung. Die PBC bot stolze 1,2 Mio. $ für den Kampf, MarvNation verdoppelte das Gebot auf 2,4 Mio. Doch wie realistisch ist es, dass ein kleinerer Promoter plötzlich solch eine Summe auf den Tisch legt? Sehr gering. Insgeheim hat da natürlich Probellum ihre Finger im Spiel. Prograis ist deren Boxer, sie selbst durch die Mafianähe in den USA nicht wirklich geschäftsfähig, wodurch nun etwas gedribbelt werde musste, um den Kampf dann unter vorgehaltener Hand veranstalten zu können. Was ist nun sportlich vom Kampf zu erwarten?
Zepeda ist ein Topmann, hat auch große Siege schon einfahren können. Beispielsweise gegen Jose Pedraza im September 2019, oder sein fulminanter Sieg gegen Ivan Baranchyk im Oktober 2020. Das war ein absuluter foty. Zepeda 2x in der ersten Runde am Boden, danach noch einmal in Runde 2 und 4. Baranchyk in Runde 2,3,4 und 5. Der absolute Wahnsinn, damit ist Zepeda auch endgültig in der Weltspitze angekommen. Prograis selbst steht bei Probellum unter Vertrag. Er war schon Doppelweltmeister in der Division, hat dann die Titel im Finale der WBSS gegen Josh Taylor verloren. Seine einzige Niederlage war das, ansonsten stehen dort nur Siege zu Buche, die meisten auch wirklich überzeugend. Ich sah seinen letzten Kampf gegen Tyrone McKenna in Dubai. Dort hat er einen toughen McKenna komplett durch den Fleischwolf gedreht. Das war sehr beeindruckend. Prograis hat einen ganz spezifischen Style. Er setzt auf gezielte schnelle Einzelhände, entwickelt im ganzen Bewegungsablauf ein ziemliches Flair. Ich weiß nicht wie ich das angemessen beschreiben soll, mir gefällt sein Kampfstyle aber unwahrscheinlich gut. Er gehört für mich zu den attraktivsten Boxern p4p. Und ich glaube, dass er durchaus auch zu den besten Boxern p4p gehören kann. Und das könnte hier der Kampf werden, wo Prograis das unter Beweis stellen wird.
Ich erwarte einen rassigen Kampf mit starken Offensivaktionen auf beiden Seiten. Zepeda ist ein absoluter Topmann, den man in keiner Weise unterschätzen darf. Dennoch hat er in der Vergangenheit durchaus bewiesen, dass er auch gut zu treffen ist. Prograis wird mit seinem Auge sicherlich dort auf die Lücken warten und gezielt reinknallen. Von daher glaube ich, dass Zepeda trotz zahlreicher guter Aktionen hier irgendwann hart abgeschossen wird. Dennoch ein sehr interessanter und starker Kampf. Kommen wir zur Maincard des PPV-Events.
Die Undercard
Evelin Nazarena Bermudez (17-0-1) vs. Yokasta Valle (26-2) Halbfliegengewicht: Hier geht es direkt um zwei Gürtel bei den Damen. Einmal in der Version IBF und WBO. Bermudez hat überwiegend in Argentinien gekämpft, ich sah sie noch nicht. Sie scheint allerdings auf dem Papier eine durchaus fähige Weltmeisterin zu sein. Von Valle sah ich deutlich mehr. Den letzten Kampf beispielsweise auch. Das war der erste Titelvereinigungskampf in der Geschichte auf Boden von Costa Rica. Übrigens lief das auf diesen Donnerstag-Cards von Golden Boy. Eine großartige Stimmung gab es dort, und eine großartige Leistung von Valle. Sie hat dann die Gürtel der IBF und WBO im Minimumgewicht vereint, nun also direkt um dieselben Gürtel eine Gewichtsklasse darüber, zumindest ist das ihr Ziel. Ich halte Valle für eine Ausnahmeboxerin, sie ist special, von daher sollten ihre Chancen nicht gering ausfallen. Übrigens steht sie bei MarvNation unter Vertrag, der offizielle Ausrichter der Show. Schlechte Karten wird sie also auf den Punkturteilen wohl eher nicht haben.
Charles Conwell (17-0) vs. Juan Carlos Abreu (25-6-1) Superweltergewicht: Conwell ist ein Topmann, zumindest bringt er die Anlagen dafür mit. Er war ebenfalls auch schon ein sehr guter Amateurboxer. Traurige Bekanntheit hat er durch den Patrick Day-Kampf erhalten, wo Day nach dessen KO-Niederlage auch verstarb. Ist rückblickend wohl auch der stärkste Gegner von Conwell im Rekord gewesen. Er hat einige ungeschlagene Boxer noch bezwungen im Nachgang, die ganz großen Namen blieben aber bislang aus. Mit Abreu wartet nun zumindest ein bekannter Veteran. Er bringt sehr viel Power mit ins Spiel. 23 seiner 25 Siege holte er vorzeitig. Zuletzt konnte man das in England bewundern, wo er den ungeschlagenen Tursynbay Kulakhmet KO schlug. Aber auch bei seinen Niederlagen bewies er durchaus Schlagstärke. So verlor er zum Beispiel gegen Jamal James oder Alex Martin, hatte jedoch beide Boxer am Boden. Gefährlicher Mann jedenfalls, Boxrec platziert das Duell mit 39 gegenüber 33. Das passt.
Bakhodir Jalolov (11-0) vs. Curtis Harper (14-8) Schwergewicht: Hier haben wir noch Jalolov im Aufgebot, ein Boxer von Probellum. Er gilt als der große zukünftige Star im Schwergewicht. Olympiasieger in Japan wurde er zuletzt auch. Bei den Profis läuft es sehr gut, er konnte sämtliche Kämpfe vorzeitig gestalten. Mit Harper wartet nun eine Schwergewichtslegende. Er hat damals mit Chris Arreola einen der besten Schwergewichtskämpfe aller Zeiten geliefert. Dann sein Abgang bei Efe Ajagba ging komplett viral. Zuletzt sah ich Harper im Juni, wo er auf einer Probox-Veranstaltung die deutsche Schwergewichtshoffnung Christian Thun deklassierte. Thun war chancenlos und am Rande einer KO-Niederlage. Nun ist Jalolov kein Thun, und wie toll auch Harper ist, auf dem Niveau sehe ich da eher keine Chancen. Ich rechne also mit einer vorzeitigen Niederlage.
Insgesamt also eine solide Card, aber für PPV-Verhältnisse nichts Besonderes. Ein paar MarvNation Talente laufen auf den Prelims, damit man den Schein wahrt.
Sonntag, den 27.11.2022
Mitsuro Brandon Tajima (2-0) vs. Nattapon Plangpimai (16-3) Schwergewicht)
Eine Veranstaltung von „KWORLD3 Promotions“, gekämpft wird in der „176BOX“ von Osaka, Japan. Hierbei handelt es sich um eine Doppelveranstaltung, auf Boxrec sind auch 2 japanische Karten vertreten. Das soll wohl etliche Stunden gehen. Netter Boxmarathon also. Abema überträgt es im Abo, seid dabei und verbringt den Sonntag mit Boxen. Ich weiß nun nicht, welche Paarungen ich vorstellen soll. Ich nehme nun einfach das Schwergewichtsding, denn es ist ein Titelkampf.
Schwergewicht in Japan, das sieht man außerhalb von Sumoringern eher nicht. Doch die Ausnahmen bestätigen die Regel, hier ist einer. Tajima bringt über 120 KG auf die Waage bei 1,80m an Größe. Da kann man durchaus vom natürlichen Schwergewicht sprechen. Der japanische Meistertitel scheint hier ausgeboxt zu werden, dabei ist Plangpimai ein Thailänder? Es finden sich auf Boxrec aktuell auch nur zwei Schwergewichte in Japan, von daher ist das nicht so einfach hier Kämpfe zu finden. Übrigens boxt der andere Schwergewichtsjapaner auf der Undercard, der kämpft gegen einen 131 KG-Koloss aus Südkorea
Kommen wir zum Thailänder, der boxt eigentlich nur Nulpen im Cruisergewicht. Die haben nahezu alle keine Siege im Rekord, er bezwingt sie um dann selbst gegen einen fähigen Mann KO zu gehen. Das scheint so ein Geschäftsmodell zu sein. Jedenfalls bekommt er nun seine Gage für diesen Kampf in Japan, wo er sogar japanischer Meister werden kann, geil! Wie auch immer das werden wird, der Anblicke hat sicherlich etwas Amüsantes zu bieten. Ich nehme noch einen Kampf von der Undercard auf.
Die Undercard
Keisuke Iwasaki (7-3-2) vs. Yuto Nakamura (11-6-2) Superfliegengewicht: Hier haben wir ein solides Top 100-Duell. Bei beiden Boxern folgen auf Siege gerne Niederlagen. Das dürfte auf dem Papier hier eine ausgeglichene Angelegenheit werden. Nakamura hat die deutlich bessere KO-Quote, aber auch ein paar schwächere Gegner im Rekord. Iwasaki boxte vom Niveau her durchgehend starke Männer. Könnte sicherlich ein ordentlicher Kampf werden, ich sah aber beide noch nie.
Adam Azim (6-0) vs. Rylan Charlton (9-3-1) Superleichtgewicht
Eine Veranstaltung von Boxxer, gekämpft wird im „Alexandra Palace“ von London, England. Der Ally Pally ist ja durch Dart-Veranstaltungen sehr bekannt und beliebt, von daher kann ich mir vorstellen, dass dort auch eine ganz gute Stimmung für das Boxen vorherrschen kann. Maßgeblichen Anteil hat natürlich auch die Fightcard, wie die sich zeigt… dazu gleich mehr. Durch den starken Samstag in UK, findet die Card am Sonntag statt. Ansonsten sei gesagt, dass natürlich Sky in UK übertragen wird, einen deutscher Übertragungspartner weiß ich nicht. Ebenfalls bin ich mir unschlüssig, was nun genau der Hauptkampf werden wird. Ich glaube tatsächlich, dass Azim der Hauptkämpfer ist.
Adam Azim war ein sehr guter Juniorenamateurboxer, ist dann ganz früh auch schon zu den Profis gegangen. Mittlerweile 20 Jahre alt, Boxxer hält sehr viel von Azim. Er ist nicht nur technisch gut, sondern bringt wohl auch etwas Schlagstärke mit. Keine so schlechten Voraussetzungen für eine gute Profikarriere. Charlton hingegen kenne ich nicht. Hat zuletzt bei einem Boxxer-Kurzturnier teilgenommen. Ansonsten einen relativ knappen Kampf gegen Luke Willis bestritten. Zuvor gegen Florian Marku KO gegangen, diesen aber selbst am Boden gehabt. Boxrec rankt Charlton auf Platz 269. Ein ehrlicher Mann im britischen Boxkosmos, vielleicht kann man das so umschreiben. Vermutlich ist Charlton kein schlechter Gegner für Azim, aber als Hauptkampf brauche ich das nicht.
Die Undercard
Lerrone Richards (16-0) vs. Zak Chelli (12-1-1) Supermittelgewicht: Die erste Frage die sich stellt, wieso boxt hier Richards? Ist er etwa nicht mehr bei Matchroom? Im letzten Dezember hat er den starken Carlos Gongora nach Punkten bezwungen und sich den IBO-Titel gesichert. Eigentlich sollte Szili nach dessen Felix Sturm-beating nun gegen Richards boxen, aber daraus wurde scheinbar nichts, der Titel ist vakant. Stattdessen boxt Richards auf der Boxxer-Undercard scheinbar ohne Titel. Chelli steht bei Boxxer unter Vertrag, ist auch noch relativ jung. Seinen letzten Kampf sah ich, da hat er sich den englischen Meistertitel über Germaine Browne gesichert. Das war eine gute Leistung von Chelli, obschon durch die Einseitigkeit ziemlich langweilig. Nun ist Richards auch ein Langweiler vor dem Herrn, der ständig nur am Flitzen ist. Das ist gewissermaßen auch sein Problem, diese Vermeidungstaktik kann auf fremden Scorecards als Inaktivität gewertet werden. Einen schönen Kampf erwarte ich zwar nicht, aber einen durchaus interessanten Kampf auf den Scorecards.
Mikael Lawal (16-0) vs. David Jamieson (9-1) Cruisergewicht: Lawal stand früher bei Sauerland unter Vertrag, hat auch in Deutschland einmal gekämpft. Ist er womöglich verwandt mit Nuhu Lawal? Bei den Profis läuft es ganz gut, er hat bei Boxxer im Jahr 2019 so ein Kurzturnier gewonnen, der Finalgegner lautete David Jamieson. Also handelt es sich hier um ein Rematch. Jamieson schaut ganz ordentlich aus, solider Mann in den Top 100. Gekämpft wird um den britischen Meistertitel. Lawal ist natürlich der Favorit, aber das könnte eine ganz ordentliche Nummer werden.
Dann sind wir mit der dicken Woche auch durch. Was steht auf Eurer Liste?