Samstag, den 19.11.2022
Kyonosuke Kameda (8-3-1) vs. Takaaki Kanai (9-10) Federgewicht
Kleines Vorwort: Ich habe die Veranstaltung deshalb aufgenommen, weil sie auf Boxingraise zu sehen ist. Sämtlichen japanischen Content, welchen man in Europa empfangbar machen kann, finde ich reizvoll und erwähnenswert. Leider empfinde ich die Veranstaltung im Nachgang als etwas unpassend für die Vorschau, weil sie doch seeeehr speziell ist, zumindest was die gebotene Qualität entspricht. Ich überlegte also, das Geschriebene wieder zu verwerfen, entscheide mich jedoch es mit diesem Hinweis nun zu belassen. Wer also kein Interesse an Platz 100 gegen Platz 300 im Federgewicht hat, der kann den folgenden Bericht überspringen.
Eine Veranstaltung von „Harada Promotions“, gekämpft in der „Edion Arena“ von Osaka, Japan. Das gibt es auf Boxingraise im günstigen Abo zu sehen, deshalb nehme ich das auch in die Vorschau auf. Boxingraise wird 2x Events am selben Tag übertragen aus der Edion Arena, was für mich bedeutet, dass entweder eine Veranstaltung stattfindet über Tag, dann eine im Anschluss - oder, die beiden tun sich irgendwie zusammen. Ich weiß es nicht, ich werde jedenfalls den Hauptkampf von Harada Promotions aufnehmen, dann den einen potentiellen Hauptkampf von „Apollo Promotions“.
Bei Harada gibt es im Hauptkampf Kyonosuke Kameda. Guter Mann, bei Boxrec schon in den Top 70 platziert. Im Juli 2021 hat er sich den japanischen Jugendmeistertitel schon gesichert über Tsubasa Narai. Ich gehe davon aus, dass Kameda in absehbarer Zukunft dann auch eventuell sich an die reguläre Meisterschaft versuchen darf. Zuvor wird er noch im Jahr 2022 einen Kampf gegen Kanai bestreiten. Kanai hat 2017-2018 noch gute Siege einfahren können, vielleicht die beiden besten seiner Karriere. Dann erfolgten allerdings 2 vorzeitige Niederlagen. Im November 2021 hat er nach 3 Jahren sein Comeback gegeben und erneut eine vorzeitige Niederlage hinnehmen müssen. Damit steht Kanai nun bei 3 vorzeitigen Niederlage in Serie, das ist natürlich eine sehr schlechte Tendenz. Mit 36 Jahren scheint dort auch der Ofen etwas aus zu sein, aber wer weiß. Schlecht ist Kanai grundsätzlich nicht, vielleicht kann er Kameda ja etwas fordern. Zudem hat Kanai hier das Heimspiel.
Ren Anzai (6-5-1) vs. Shun Ishibashi (10-25-1) Federgewicht
Hier nun das angedrohte Apollo-Mainevent. Es gibt auch ein eigenständiges Fightposter, ich denke allerdings, dass das obige Poster ausreichen sollte. Bei Anazi wechseln sich gute Erfolge und negative Resultate durchweg ab. Zuletzt gab es ein sehr negatives Resultat, wo er gegen einen Debütanten ziemlich chancenlos war. Ishibashi hingegen ist ein sehr erfahrener Mann der zumeist den Kürzeren zieht. Die meisten Niederlagen resultierten jedoch gegen deutlich stärkere Männer, wodurch dieser Kampf zumindest auf dem Papier nicht so eindeutig verlaufen dürfte. Zudem kommt, dass Ishibashi ebenfalls hier ein Heimspiel hat. Vielleicht beflügelt das ja zum Heimsieg. Wer es genauer wissen möchte, der soll Boxingraise am Samstag abonnieren. Die beiden Undercards sind voll mit knackigen 4-Ründer. Das sind zumeist Debütanten. Jedenfalls viel Action geboten, da kann man wenig falsch machen. Boxingraise wird am 25.11 noch eine große Veranstaltung auf die Beine stellen, nicht zu vergleichen mit dieser hier.
Bernardin Jakaj (12-0) vs. Nasser Bukenya (4-2) Halbschwergewicht
Eine Veranstaltung von „Simba Sports“, gekämpft wird im „BSFZ Südstadt“ von Maria Enzersdorf. Das ist so ein Sportzentrum wohl bei Wien. Ich nehme die Veranstaltung deshalb auf, weil es im ORF laufen wird bzw. im ORF Sport +. Wer also aus Österreich kommt, oder zumindest einen österreichischen VPN zur Hand hat, der kann sich das wohl kostenlos anschauen. Von Simba Sports sah ich im Mai schon etwas, was wird nun mit dem ORF im Rücken geboten?
Imho keine so schlechte Card, zumindest für österreichische Verhältnisse. Im ORF laufen auch häufiger die Nader-Veranstaltungen, die finde ich persönlich auf dem Papier häufig schwächer als diese hier. Simba Sports wird von einem gebürtigen Kosovaren geführt, wodurch es wenig verwunderlich sich zeigt, dass der Schwerpunkt der Athleten auch im Ex-Jugoslawischen Bereich zu verorten ist. Jakai ist kein schlechter Mann, noch moderate 25 Jahre jung, bei Boxrec schon die Nummer 71. Im letzten Kampf konnte er den alten Serhiy Demchenko bezwingen, was wohl der beste Sieg im Rekord sein dürfte. Gekämpft wird um einen IBO-Titelchen, als Gegner hat man Bukenya ausgewählt, der mir sogar was sagt. Er hat einen Amateurbackground, verlor gegen Chico Kwasi (das ist der Ibrahim-Gegner gewesen) lediglich via SD. Im Anschluss verlor er gegen das starke Prospect Martin Foru noch einen Kampf. Foru sah ich auf einer Matchroom-Card in Österreich mal kämpfen, der Mann ist wirklich gut. Nebenbei hat Bukenya auch Siege vorzuweisen, beispielsweise über den Deutschen Martin Houben, der aktuell bei 14-1 steht. Ich kann mir vorstellen, dass das kein einfacher Kampf für Jakaj wird, denn Bukenya kann wirklich boxen. Schöner Hauptkampf in Österreich, etwas mehr bekommen wir auch noch geboten.
Die Undercard
Dielli Vranoci (7-0-1) vs. Miroslav Serban (13-12) Weltergewicht: Hier haben wir einen Kampf um die österreichische Meisterschaft wohl, oder auch nicht? Serban ist Tscheche, nun gut. Im Oktober 2000 wurde der Titel mal zwischen zwei Polen in Polen ausgetragen, ist das ein Eingabefehler? Seitdem gab es 2014 noch einmal eine Paarung um diesen unglaublich prestigeträchtigen Gürtel. Man merkt: Jeden Gürtel muss man individuell nach der Wertigkeit überprüfen. Ein Meistertitel in Japan ist etwas Besonderes, ein Meistertitel in Österreich bekommt man gefühlt kaum an den Mann. Schade eigentlich, er hat eine große Tradition, schon in den 1930ern gab es gute Kämpfe um jenen Titel. Vranoci hat einen Amateurbackground, bei den Profis ist sein Rekord noch sehr leer. Serban kommt aus 5 Niederlagen am Stück. 2 in UK, eine in der Schweiz und 2 in Polen. Das waren teilweise aber auch engere Niederlagen, in der Schweiz beispielsweise eine SD. Serban hat einen ordentlichen Amateurbackground, ist mit 31 Jahren auch nicht so alt. Ich glaube, dass das ein guter Test für Vranoci bedeuten kann.
Dardan Avdylaj (8-0) vs. Jozsef Darmos (14-5-3) Schwergewicht: Avdylaj hat einen völlig leeren Rekord vorzuweisen. Im letzten Kampf konnte er zwar Knife Didier in der zweiten Runde bezwingen, allerdings sah ich Didier zuvor in Polen kämpfen, wo er nach einer Minute sich hingelegt hat. Der ist also wirklich kein Prüfstein mehr im Jahre 2022. Solch ein Prüfstein könnte viel eher Darmos sein, der durchaus ein bekannter Name im Boxen ist. Er war ein exzellenter Amateur. 8-facher ungarischer Meister, 2 x Bronze bei den Europameisterschaften dazu geholt. Bei den Profis konnte er solche Erfolge jedoch nicht erzielen im Cruisergewicht. In den letzten beiden Kämpfen versuchte er sich an das Schwergewicht, es erfolgten 2 Niederlagen in den USA gegen Alfonso Lopez und Efe Ajagba. Man wird sehen müssen, was Darmos mit 37 Jahren noch im Tank hat, wenn dort etwas noch vorhanden sein sollte, dann könnte das ein harter Kampf für Avdylaj bedeuten. Die Paarung finde ich auch nicht schlecht.
Fazit: Ordentliches Matchmaking auf dem Papier, das ist keine schlechte Veranstaltung im ORF. Wer also in Österreich lebt, am Samstag nichts Besonderes vorhat, der kann ja dem Event eine Chance geben. Ich glaube, das dürfte keine so schlechte Wahl sein.
Liam Davies (12-0) vs. Ionut Baluta (15-3) Superbantamgewicht
Eine Veranstaltung von „Queensberry Promotions“, gekämpft wird im „International Centre“ von Telford, UK. Wir werden also wieder mit dem Gruselkabinett von Frank Warren konfrontiert. Übertragen wird es in UK auf BT-Sport, die Polen von Polsat Sport Fight sind ebenfalls auf Sendung. MolaTV dürfte es kostenlos im Italien-VPN zeigen, die Übertragung ist jedenfalls gesichert. Vielleicht ist ebenfalls Bild+ drauf. Was bekommen wir nun hier geboten?
Zumindest einen interessanten Hauptkampf um die Europameisterschaft, dagegen kann man nichts schreiben. Baluta ist so ziemlich der aufregendste Mann bei Warren. Er ging reihenweise als b-side in den Kampf, konnte dann dennoch Siege einfahren. Ich würde sagen wollen, dass Baluta auch ein kleiner Fanliebling wurde international betrachtet. Was der Rumäne aus seinen Möglichkeiten herausholt… ist wirklich beachtlich! Gegen Michael Conlan gab es zwar eine knappe Punktniederlage, im letzten Kampf zeigte er sich jedoch davon unbeeindruckt und holte wieder einen überzeugenden Sieg gegen Brad Foster. Mittlerweile steht Baluta auf Platz 10 in Boxrec, was seine Leistungsfähigkeit wohl auch gut widerspiegelt. Als Favorit wird er wohl erneut nicht in den Kampf gehen, weil die Hoffnungen wohl eher beim ungeschlagenen Davies liegen dürften. Er ist zudem waschechter Telforder, hat hier ein Heimspiel. Der Rekord selbst ist noch ziemlich leer, er hat 3 ordentliche Kämpfe bestritten, u.a. um die englische Meisterschaft – und zuletzt um die britische gegen Marc Leach. Das sind zwar gute Siege gewesen, Baluta hingegen hat davon aber deutlich mehr schon geholt. Am Ende stellt man sich die Frage, wie hoch die Leistungsfähigkeit wirklich bei Davies ist. Bei Baluta weiß man es, bei Davies imho noch nicht so wirklich. Das ist nun sein echter Prüfstein. Kann er in die Weltspitze hineinstoßen, oder wird er eher auf EU-Level verbleiben. Wir erfahren es am Samstag, spannender Hauptkampf, von der Undercard kann man das nicht behaupten.
Die Undercard
Anthony Yarde (22-2) vs. Stefani Koykov (14-1) Halbschwergewicht: Der prominenteste Name auf der Card dürfte natürlich Yarde sein, der kurz vor einem WM-Kampf gegen Beterbiev steht. Nun möchte man vorher noch einen lockeren KO-Sieg einfahren im Jahr 2022, das dürfte die Intention sein. Koykov könnte die richtigen Parameter besitzen. Leerer Rekord der mit 14-1 aber numerisch nicht verkehrt liest. Ist im Aufbau mal KO gegangen, also könnte hier auch ein zügiger KO-Erfolg sich einstellen. Koykov ist auf Boxrec Platz 257. Ich möchte nichts Negatives über den Frankfurter schreiben, aber sagen wir es so: Ein adäquater Gegner für Yarde scheint er nicht zu sein. Zumindest blickt er auf eine ordentliche Amateurkarriere zurück.
Ansonsten haben wir noch einen WBO-Europameisterschaftskampf auf der Card. Solche Titel möchte ich nicht unterstützen, da es als Europameisterschaft verkauft wird. Spannender ist der „British Boxing Board of Control Midlands Area Welter Title“-Kampf zwischen Jamie Stewart und Owen Cooper. Aber wir haben so viel Content am Samstag in Europa, dass ich es nun hiermit belasse.
Mark Urvanov (21-3-1) vs. Rene Alvarado (32-12) Superfedergewicht
Eine Veranstaltung von „RCC Boxing Promotions“, gekämpft wird in der hauseigenen „RCC Boxing Academy“ in Jekaterinburg, Russland. RCC steht nicht nur für den größten Promoter in Russland, sondern es steht ebenfalls für kostenlose Events die es auf Youtube zu sehen gibt. Ob das noch beibehalten wird? Ich weiß es nicht, denn Youtube hat die Monetarisierungsmöglichkeiten für Russland gesperrt, folglich kann man auch keinen Rubel mehr über die Livestreams verdienen. Könnte ja zur Folge haben, dass man sich irgendwann von Youtube abwendet, aber das hoffen wir mal nicht. Was bekommen wir geboten bei Russlands Nummer 1?
Eine sehr gute Veranstaltung, besonders in der Tiefe. Wir haben gleich 7 gute Kämpfe drauf, also das ist schon eine sehr hohe Qualität. Ebenso ist die Qualität hoch im Hauptkampf, denn wir haben mit Alvarado einen tollen Boxer auf der b-side. Im November 2019 war er noch WBA-regular WM über einen vorzeitigen Sieg gegen Andrew Cancio. Es erfolgten seitdem nun 4 Niederlagen am Stück, das waren aber alles auch starke Gegner. Zuletzt sah ich Alvarado im Mai gegen die mexikanische Boxsensation William Zepeda auf Golden Boy/DAZN kämpfen. Es war ein großartiger Kampf, beide Volumepuncher haben die ganze Zeit nur aufeinander eingeprügelt. Ich hatte einen knappen Sieg am Ende für Zepeda stehen, aber wenn man bedenkt, wie chancenlos zuletzt Joseph Diaz gegen Zepeda war, da muss man diese knappe Punktniederlage von Alvarado auch hoch anrechnen. Natürlich war das auch ein gutes Matchup für Alvarado, der mit technisch-flinken Boxern mehr Probleme haben dürfte als mit Volumepunchern. Urvanov ist durchaus ein interessanter Mann in Russland, ich habe ihn selbst noch nicht häufig kämpfen sehen. Meiner Einschätzung nach ist Urvanov auch wohl eher ein Mann der Offensive, sucht dort seine Chance. Vielleicht etwas technischer veranlagt als Alvarado, aber jetzt kein Mann der durchgehend mit Jabs aus der Distanz boxt. Im April musste Urvanov noch eine kontroverse Punktniederlage gegen Angel Rodriguez im Wohnzimmer hinnehmen, das sollte man also nicht überbewerten. Auf dem Papier ist das eine relativ ausgeglichene Geschichte hier, der Sieger dürfte gute Argumente vorweisen um in die Top 15 der WBA vorzustoßen. Kämpfe von den Alvarado-Brüdern würde ich durchgehend empfehlen, wodurch das hier auch unterhaltsam werden dürfte.
Die Undercard
Pavel Silyagin (11-0) vs. Abraham Gabriel Buonarrigo (11-3) Supermittelgewicht: Silyagin war ein sehr starker Amateurboxer, holte dort u.a. Siege über Joshua Buatsi. Gegen Leon Bunn gab es nebenbei eine Niederlage dort, so viel zu den fehlenden deutschen Talenten. Bei den Profis läuft es für den Russen auch gut, er ist schon in den Top 10 auf Boxrec. Bei der WBC die Nummer 3, leider wird die WBC aber keine russischen Athleten mehr unterstützen, wodurch dieses Ranking nicht mehr viel bringen wird. Buonarrigo hat seine Kämpfe in Argentinien bestritten, den letzten Kampf gab es jedoch auf einer russischen Veranstaltung in Belgrad. Dort hat er eine SD-Niederlage gegen Aslambek Idigov hinnehmen müssen, was jetzt natürlich alles bedeuten kann. Das scheint eine gute Leistung gewesen zu sein, wodurch man den Gaucho nicht unterschätzen darf. Platz 40 auf Boxrec unterstreicht diese These, die Paarung ist nicht verkehrt.
Sergey Lubkovich (14-0) vs. Sagadat Rakhmankul (8-3) Weltergewicht: Rakhmankul war ein sehr starker Amateurboxer, bezwang u.a. den Matchroomboxer Israil Madrimov dort. Er wurde dann auch direkt bei den Profis in den USA gesigned, konnte dort die Erwartungen aber nicht komplett erfüllen. Im November 2018 gab es eine knappe Punktniederlage gegen Nicklaus Flaz. Gegen den Top-Amateur Tursynbay Kulakhmet (Asienmeister + Bronze bei der Weltmeisterschaft 2019) verlor er dann ein nationales Duell in Kasachstan. Zuletzt gab es eine hauchdünne Punktniederlage im Dezember 2021 in der Ukraine gegen Vasile Cebotari. Rakhmankul hat also bei den Profis nicht überzeugen können, bei dessen Background ist er aber dennoch ein gefährlicher Mann. Lubkovich hat sich schon in den USA versucht, teilweise solide Siege eingefahren. Die ganz große Gegnerschaft war nicht dabei, er ist um die Top 100 auf Boxrec gerankt. Ich glaube, dass Rakhmankul ein guter Gegner sein wird.
Ansonsten haben wir noch 4 weitere gute Paarungen am Start, aber wir belassen es nun bei den 3 vorgestellten Paarungen, ansonsten werde ich nie fertig. Gute Card, wenn es das kostenlos auf Youtube geben sollte, so ist das hier ein no-brainer.
Arsen Goulamirian (24-0) vs. Aleksei Egorov (11-0) Cruisergewicht
Eine Veranstaltung von „Y12 Boxing“, gekämpft wird im „La Palestre“ in Le Cannet, Frankreich. Das hier handelt sich um ein absolutes Megaevent in Frankreich. Sicherlich eines der größten Boxevents der letzten Jahre dort. Übertragen wird es auf Canal+ in Frankreich. Ursprünglich sollte Abass Baraou dort einen Kampf um die Europameisterschaft bestreiten. Die Franzosen wollten den Kampf damals unbedingt: „with an offer for 120,000 Euro - which is serious money in this weight division and for a European title. Abass promoter Wasserman Boxing bid 75,305 Euro.“ Das wäre natürlich auch für deutsche Zuschauer ein Megaevent geworden, leider fällt dieser Kampf verletzungsbedingt aus. Dennoch haben wir mit Emre Cukur einen deutschen Athleten, der ebenfalls um die Europameisterschaft hier kämpfen wird. Dazu im Mainevent einen Hauptkampf um die Weltmeisterschaft im Cruisergewicht. Großartiges Niveau und sicherlich das Event der Woche.
Goulamirian ist der Nachfolger von Oleksandr Usyk wenn man so will, zumindest bei der WBA. Er war interims und Gold-Titelträger, dann wurde er nach dem Aufstieg von Usyk zum WBA-Weltmeister. Groß in Erscheinung ist er seitdem aber nicht getreten, es gab 2 Titelkämpfe. Zuletzt im Dezember 2019 gegen den starken Constantin Bejenaru. Der Rumäne hat zuvor noch Mchunu bezwungen. Seit Corona hat also der Franzose überhaupt nicht mehr gekämpft, nun ist er endlich wieder im Einsatz. Zu Egorov kann ich nicht viel schreiben, seine Gegnerwahl hält sich bislang noch in Grenzen. Da finden sich Siege über Thomas Oosthuizen und Vasil Ducar. Sind so bekanntere Namen der dritten oder vierten Reihe. Dennoch ist Egorov nicht zu unterschätzen. Er ist legitimer Herausforderer von Goulamirian, denn er ist die Nummer 1 der WBA. Zudem kommt, dass Egorov ein überragender Amateurboxer gewesen ist. Europameister, WSOB-Teilnehmer, hat dort u.a. mehrfach den Ausnahmeamateur Clemente Russo bezwungen. Der Italiener ist mehrfacher Weltmeister und Olympiamedaillengewinner. Wir reden hier also wirklich vom absoluten Maximum im Amateurbereich. Die WSOB-Kämpfe gehen dann auch über 8 Runden und sind semi-professionell, eine bessere Akklimatisierung findet man nicht zum Profibereich. Das ist auf dem Papier eine extrem interessante Paarung. Der Franzose war zuletzt inaktiv, hat dafür aber die besseren Resultate bei den Profis eingefahren. Egorov ist der überragende Amateur gewesen, hat vielleicht mehr upside Potential, aber muss das bei den Profis erst einmal bestätigen. Hinzu kommt, dass er ein Auswärtsspiel hier hat. Sehr spannende Paarung, Weltmeisterschaft im Cruisergewicht, mehr geht nicht. Ich hoffe inständig, dass wir hier eine deutsche Übertragung finden, denn mit Emre Cukur ist auch noch ein Deutscher um die Europameisterschaft dabei. Das muss sich doch irgendwie im TV bemerkbar machen. Er bringt dann noch eine türkische Community mit, es gibt im Anschluss den WM-Kampf im Cruisergewicht. Das würde doch super auf Sport 1 oder Bild passen. Von mir aus kann das auch auf Arte laufen
Oder es läuft wirklich im BR, Cukur ist Bayer. Das würde wirklich passen, der ÖR könnte die paar Kröten bereitstellen, nun gut. Ansonsten ein erneuter Nagel im Sarg für das deutsche Boxen.
Kevin Lele Sadjo (18-0) vs. Emre Cukur (19-1-1) Supermittelgewicht
Hier erfolgt nun die Europameisterschaft im Supermittelgewicht mit deutscher Beteiligung. Cukur sollte schon länger um die Europameisterschaft boxen, zuletzt im vergangenen Monat, immer wieder wurde es aufgeschoben. Nun hat man den Kampf auf das große Event in Frankreich platziert. Ja, was kann man von Cukur erwarten?
Eine couragierte Leistung, aber nicht unbedingt einen Sieg. Cukurs letzte Kämpfe sah ich allesamt, dort hat er sich jeweils ziemlich abgemüht. Sein letzter Kampf liegt nicht einmal einen Monat zurück, wo er gegen den Franzosen Hadillah Mohoumadi harte 8 Runden ging. Am Ende ging der Kampf Unentschieden aus. Das ist natürlich keine gute Generalprobe für den größten Kampf seiner Karriere, und es ist vom Timing her auch ziemlich sinnbefreit. Nach dem Kampf wird er sicherlich eine Erholungspause benötigt haben, derweil müsste er eigentlich im Training stehen für die Europameisterschaft. 4 Wochen vor dem größten Kampf seiner Karriere solch einen toughen Kampf noch anzusetzen, das ist wirklich sinnbefreit. Nun kann man also davon ausgehen, dass Cukur nicht in bester Vorbereitung gewesen ist für den Kampf, nun erfolgt noch ein richtig starker Gegner mit Sadjo. Ich sah den Franzosen zuletzt Im Dezember 2021 auf DAZN kämpfen gegen Jack Cullen. Dort hat er sich den EM-Gürtel gesichert und Cullen hart nach 6 Runden gestoppt. Lustigerweise sollte Cukur eigentlich den Kampf um die EM gegen Cullen bestreiten, hat sich jedoch die Hand gebrochen und Sadjo wurde kurzfristig als Ersatzgegner angesetzt, was für Cullen komplett in die Hose ging. Leider hat sich Sadjo sehr negativ verhalten und Liegestützte zur Zelebrierung seines Sieges gemacht, während Cullen am Boden lag und versorgt werden musste. Ein respektloser Unsympath vor dem Herrn, aber leider ein gefürchteter Mann mit massiver Offensivpower. Was erwarte ich nun vom Kampf?
Ein sehr hohes und intensives Tempo. Cukur ist jemand, der von Beginn an ein sehr hohes Tempo geht. Leider verfügt er dabei über nicht viel Power und offenbart eine schwächere Kondition. Häufig beginnt er also sehr druckvoll um in den späteren Runden selbst unter Druck gesetzt zu werden. Das könnte gegen Sadjo verhängnisvoll werden, denn der Franzose ist jederzeit bereit Dich auszuknocken. Cukur wird sicherlich alles auf eine Karte setzen und direkt eine Schlacht liefern wollen, Sadjo sollte spätestens in der zweiten Kampfeshälfte die fehlende Kondition von Cukur ausnutzen und diesen stoppen. Unabhängig von dem Resultat, ist es aus deutscher Perspektive eine spannende Paarung. Viel Glück und Erfolg, Herr Cukur!
Milan Prat (17-0) vs. Stephen Danyo (20-5-3) Superweltergewicht: Hier geht es ebenfalls um die Europameisterschaft. Ursprünglich sollte Baraou gegen Prat kämpfen, was ein Megaknaller gewesen wäre. Nun hat man Danyo kurzfristig als Ersatz angesetzt. Danyo ist ein solider Mann, kommt aus den Niederlanden. Im letzten Kampf hat er jedoch gegen Artem Oganesyan nach 4 Runden aufgeben. Dazu eben als Ersatzgegner hier einspringend, das sollte wohl Prat, der wirklich gut ist, gewinnen. Insgesamt dennoch eine tolle Veranstaltung der Franzosen. Großes Lob für die gebotene Qualität!
Carlos Molina (38-12-2) vs. Oziel Santoyo (13-2-1) Superweltergewicht
Eine Veranstaltung von „King Carlos Promotions“, gekämpft wird im „Club de Boxeo“ in Mexiko City. Carlos Molina ist nicht nur Exweltmeister, sondern seit geraumer Zeit auch eigenständiger Promoter. Übertragen wird es auf combate space, das hilft uns natürlich in Europa nicht weiter. Die Polen von TVP-Sport werden jedoch in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag ab 2 Uhr auf Sendung sein mit dem Event. Wahnsinn was die alles anbieten, da kann man nur neidisch über die Grenze blicken. Ich würde behaupten wollen, neben ESPN sind die Polen von TVP-Sport und Polsat die Könige im Übertragen von Boxen. Die bieten einfach alles an. PBC, Top Rank, eye of the tiger in Kanada – nun auch solche Veranstaltungen in Mexiko, große Klasse! Wer dabei sein möchte, ein polnischer VPN ist die kostenlose Eintrittskarte.
Was kann man Ende 2022 noch von Carlos Molina erwarten? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Seinen Höhepunkt hatte der Mexikaner im September 2013 mit dem Sieg über Ishe Smith und den Gewinn der IBF-WM. Über 9 Jahre sind seitdem vergangen, eine lange Zeit, bestickt mit zahlreichen Niederlagen. Im Februar 2019 hat er sich in Deutschland gegen Abass Baraou versucht, dort auch einen engeren Kampf zumindest geliefert. Dort war schon zu sehen, dass Molina nicht völlig shot ist. Im Mai 2021 gab es die letzte Niederlage gegen Sam Eggington in UK, auch das war kein soooo schlechter Kampf von Molina. Das Problem ist natürlich, dass er bald 40 Jahre alt ist, über 400 Profirunden in den Knochen stecken hat und zuletzt sogar im Supermittelgewicht kämpfte. Für diesen Kampf muss er für das Superweltergewicht abkochen, das kann natürlich auch mit Substanzverlust einhergehen. Er hat seit 8 Kämpfen dort nicht mehr stattgefunden. Mit Santoyo wartet nun auch eine harte Aufgabe. Im Oktober 2020 konnte dieser noch einen starken Sieg gegen Manuel Gallegos einfahren. Seitdem gab es zwei Aufbaukämpfe und eine Niederlage gegen Brandon Perez Chavero. Santoyo hat sich das Momentum somit schon ziemlich verschossen. Dennoch ist er ein durchaus fähiger Mann, über 10 Jahre auch jünger als Molina und hat sagenhafte 350 Profirunden weniger auf dem Buckel. Das wird jedenfalls eine große Aufgabe für den Veteranen mit offenem Ausgang. Könnte ein guter Kampf werden. Kommen wir zur Undercard, viel ist nicht drauf.
Die Undercard
Alejandro Davila (22-4-2) vs. Jesus Pina Najera (22-6-1) Superweltergewicht: Das soll wohl das Co-Mainevent sein. Davilla ist ein guter Mann, hat gegen Austin Trout im August 2021 eine knappe Punktniederlage in Dubai erlitten. Er verlor nur gegen starke Gegner, im letzten Kampf hat er jedoch im Juli eine überraschende Niederlage in Mexiko hinnehmen müssen. Baut Davilla vielleicht mit Mitte 30 nun mittlerweile ab? Diese Frage könnte eventuell Najera beantworten, leider erscheint er mir dafür aber nicht der passende Mann zu sein. Verliert gerne seine besseren Kämpfe auch vorzeitig. Der letzte solide Sieg ist aus dem Jahr 2018 datiert. Najera sucht seine Chance, geht zumeist dabei aber KO. Ich glaube, dass wir dieses Szenario auch hier erleben werden. Die restliche Undercard lohnt sich nicht zu besprechen.
Jaime Munguia (40-0) vs. Gonzalo Gaston Coria (21-5) Mittelgewicht
Eine Veranstaltung von „Golden Boy Promotions“ gekämpft wird in Guadalajara, Mexiko. Das gibt es wie immer im DAZN-Abo zu sehen. Und mehr Informationen habe ich zum Event tatsächlich nicht. Die gesamte Undercard ist mir unbekannt. Das muss man erst einmal schaffen mit DAZN im Rücken, das man einige Tage vor dem Kampf noch nichts über das Event weiß. Der Hauptkampf ist auch komplett witzlos. Das ist ein Kampf, wenn der irgendwo auf der Undercard versteckt wäre… da würde man schon negative Gedanken hegen, aber das als Hauptkampf zu verkaufen, großes Kino! Man ist so verzweifelt, dass man schon von einem historischen Duell spricht. Man kann diesen Kampf schon nicht mehr verkaufen, man muss hier einfach haltlos irgendwelche Dinge in den Raum werfen. Mag sein, dass Mexiko gegen Argentinien im Boxen eine Tradition hat. Deutschland gegen Italien hat aber auch eine Tradition im Boxen, weil man ständig irgendwelche Italiener hier verpflichtet hat und die alle unfassbar gefährlich im Vorfeld angeblich waren. Kommen wir zum Kampf.
Munguia ist ein spannender Mann, toller Offensivboxer. Bringt dazu auch einiges an Punch mit, kann man sich definitiv anschauen. Er kriegt allerdings einfach keine guten Gegner vor den Fäusten. Im Jahr 2018 wurde er Weltmeister im Superweltergewicht über Sadam Ali, der zuvor Miguel Cotto noch bezwungen hat. Danach erfolgte noch ein starker Sieg gegen Liam Smith. Da war Munguia auf dem Weg zum Superstar. Durch fragwürdige Matchups ist er nun meilenweit davon entfernt. Jeder wartet, dass Munguia in big-fights steht, derweil werden die Gegner immer schwächer und schwächer. Zuletzt sah er gegen Jimmy Kelly auch äußerst bescheiden aus. Zwar konnte er Kelly noch erwischen und diesen in Runde 5 stoppen, zuvor hat er aber jede einzelne Runde abgegeben. Boxerisch kann Munguia nicht immer überzeugen, das konnte man auch schon gegen Dennis Hogan beobachten. Wenn dort ein guter Techniker mit Fokus auf der Defensive kommt, dann wird es eventuell für Munguia über die Punkte sehr eng. Coria wird dieser Techniker wohl jedoch nicht sein. Zuletzt sah ich den Argentinier im Oktober 2021 in Polen auf einer TVP-Sport Veranstaltung. Da hat er gegen den absoluten Topmann Fiodor Czerkaszyn einen absoluten Langweiler geliefert. 10 Runden Vermeidungstaktik. Ist zwar über die Runden somit gekommen, aber interessant war es nicht. Stellt sich nun die Frage, ob er das halbwegs erfolgreich auch gegen Munguia umsetzen kann, somit über die Runden kommt. Gegen Zhanibek Alimkhanuly ist er mal in Runde 2 KO gegangen, Munguia wird es sicherlich auch vorzeitig gestalten wollen.
Schwacher Hauptkampf, keine Informationen zur Undercard, vermutlich wird die auch schlecht sein. Das Event kann man sich getrost sparen. Die Argentinier von TyC Sports werden bei einer Sampson Boxing-Veranstaltung in Uruguay auf Sendung sein, vermutlich wird dort viel mehr geboten.
Eine extrem starke Woche erwartet uns, ich bin auch an meine Grenzen hier mit der Vorschau angekommen. Leider sind die USA nicht existent, wir haben hier somit kein wirkliches Highlight von Übersee. Dennoch bekommen wir so viel geboten in Europa, das ist wirklich beeindruckend. Was werdet ihr Euch alles anschauen in Europa? Und welches Event spricht Euch am meisten an?