Lord hat die Links eingestellt und du hast schon darauf reagiert, aber die Frage war nicht, ob Lewis den Kampf hätte absagen sollen, sondern ob Lewis seine Niederlagen auf Grund dieser Rückkämpfe weniger wiegen.
Nein, die erste Frage, ist eine Folgefrage, wenn man die zweite Frage mit Nein beantwortet und als Begründung, wie geschehen, Deine folgende Aussage nicht in Frageform, sondern als Tatsache behauptet, was Du implizit ja auch machst:
Wie soll Lewis ein Musterbeispiel sein, wenn der Kampf viel später kommt und sein Gegner dann für jeden ersichtlich nicht in den Ring gehört, da er psychisch fertig ist?
Dieser Aussagenkomplex rund um die Frage, ob der Rückkampf in der Form in Ordnung oder nicht legitim war und deshalb Lewis Legacy beschädigt, besteht aus mehreren Punkten:
1. McCall ist vor dem Kampf in einem Zustand gewesen, der für seinen Gegner erkennbar gewesen ist.
2. Der Kampf hätte daher nicht stattfinden dürfen (Absage).
3. Der Kampf kann daher nicht als Beispiel für eine regulären Rückkampf angesehen werden.
Für den 1. Punkt ist es wichtig, sich aus der heutigen Wissensebene zu lösen und den mutmaßlichen subjektiven Erkenntnisstand von Lewis damals zu analysieren. Daran sind hier Nutzer wie Tony Jaa anscheinend gescheitert. Den Kampfverlauf muss man nämlich komplett ausblenden. Bleibt u.a. das was Lord_Krachah musterhaft recherchiert hat (Drogenabhängigkeit/Entzug, Gesetzeskonflikte/unsteter Lebenswandel) und exemplarisch das, was Tim B. beschrieben hat (erkennbare Folgen des Drogenkonsums im Ring/Verminderung der Leistungsfähigkeit). Man kann bei einem sich professionell vorbereitenden Boxer wie Lewis davon ausgehen, dass er sich sämtliche recherchierbaren Erkenntnisse über seinem künftigen Gegner. Demnach dürften ihm Meldungen, wie sie Lord_Krachah hier gepostet hat, bekannt gewesen sein. Das führt zu der Frage, ob es Lewis klar sein musste, dass McCall mit diesen Problemen nicht boxen kann und in der Folge, ob das für die Ansetzung relevant war? Tim B. stellt subjektiv fest, dass dies im Bruno-Kampf ersichtlich war, ich kann das ebenso subjektiv aus seinen folgenden Kämpfen gegen Maskaev und Stanton nicht ablesen. Für mich boxte er da, wie er es immer macht.
Der 2. Punkt in der Tat für die Frage der Bewertung der Beispielhaftigkeit des Rückkampfes nicht mehr relevant, wenn man Lewis unterstellt, dass er, weil er zu lange gewartet hat, keinen Rückkampf auf der Augenhöhe des ersten Kampfes bestreiten konnte, da die Erkenntnisse des 1. Punktes gelten. Sie ist aber für die Bewertung von Lewis Legacy (auch im Vergleich zu der von Wladimir) sehr wohl von Relevanz, wenn man damit zu Ausdruck bringen will, dass aufgrund der Vorerkenntnisse Lewis eine Mitschuld an der Farce trägt, die sich dann im Kampf entwickelt hat. Ich halte dabei den Rückschluss aus dem Kampfgeschehen auf die Erkennbarkeit vor dem Kampf alleine aus den von Lord_Krachah recherchierten Fakten für zu dünn (Drogenabhängigkeit=Kampfunfähigkeit)
Dies führt zum 3. Punkt. Wenn man für die Bewertung richtigerweise die Begleitumstände/Vorerkenntnisse berücksichtigt, dann sollte auch die Frage beleuchtet werden, wie der Kampf zustande kam. Wladimir hat sich Brewster, der in den Kämpfen zwischen Sieg gegen Wladimir und Rückkampf einen starken boxerischen Abschwung zu verzeichnen hatte, den ich subjektiv beim damaligen McCall nicht erkennen konnte, als freiwillige Titelverteidigung ausgesucht. Dabei sit nicht der Zeitablauf in erster Linie relevant, sondern, der Zustand des Gegners. Bei Lewis McCall war es ein von der WBC angesetzter Kampf um einen vakanten Titel. Gibt man den auf, wenn man glaubt, der Gegner könne möglicherweise seine Leistung im Ring nicht bringen? Ich meinen nein und man kann das m.E. auch nicht negativ für die Karrierebewertung auslegen.
Es geht doch nicht um die Einstellung des Boxers, sondern um die Nachbetrachtung der Experten und Fans. Für die Nachbetrachtung ist doch die prime am wichtigsten, schlechte Leistungen vor oder nach der prime werden von Fans und Experten nicht als so schlimm gesehen. Entweder heißt es danach hat er sich entwickelt, er brauchte die Zeit, den Trainerwechsel, die Umstellung des Stils und die leichteren Gegner um den Kopf frei zu bekommen.
Kann ich so nicht nachvollziehen. Zum Einen besteht die Nachbetrachtung der Experten sehr wohl aus einer Analyse der gesamten Karriere, durchaus mit unterschiedlicher Gewichtung und selbstverständlich ist die gezeigte Einstellung des Boxers ein wesentliches Kriterium. Zum Anderen beschreibt Prime eine Zeit des höchsten Leistungsvermögens, der sich nicht selten auch nur sehr subjektiv messen lässt. Bestes Beispiel ist Vitali. Da streiten sich nicht wenige Betrachter, wann denn nun seine Prime war. Vor der Verletzung, als er mit größerer Dynamik und höherer Schlagkraft boxte oder nach seiner Verletzung, seit der er mit besserer Beinarbeit und größerer Ringübersicht boxt?
Das ist richtig, aber Wlad war nicht 35 und man sprach von seiner besten Zeit, sondern er war 26 bei der Niederlage und danach versuchte er einen Weg zu finden solche Niederlagen zu vermeiden. Er wechselten von Sdunek zu Roach und von Roach zu Steward, er war in einer Probierphase. Das kann man doch nicht mit der Situation Lewis zum Zeitpunkt der Rahman Niederlage vergleichen.
Natürlich kann man das, man muss es sogar, da es um die Frage ATG geht und da zählt zwar in der Tat nicht die ganze Karriere, aber zweifelsfrei alle WM-Kämpfe und auch der Umgang mit Niederlagen zu einem Zeitpunkt, wo von den Fähigkeiten her zumindest die Möglichkeit zur Verbesserung gegeben ist.
Das ganz gut leben versteht man auch, da Wlad versucht hat mit Umstellungen sich zu verbessern. Hätte er alles beim alten gelassen und seinen Bruder vorgeschickt, dann könnte man heute sagen es war eine peinliche Nummer. Nun wie oben angemerkt war er allerdings auf der Suche nach dem passenden Trainer, um gegen seine Schwächen anzukommen.
In dieser Phase wäre ein ähnlich Ausgang wie im ersten Kampf relativ wahrscheinlich gewesen.
Mal abgesehen davon, dass Wladimir sich dann unter der Maßgabe sich immer noch nach einem neuen Trainer umsehen müsste, da seine Schwächen nahezu alle noch immer vorhanden sind, ist eben dieses Argument ("Er muss erst nach den entscheidenden Verbesserungen suchen, damit er gegen einen Boxer der zweiten Reihe irgendwann einmal eine Chance hat!") ein deutlicher Beleg dafür, dass es für den ATG-Status nicht reicht. Letztlich wurde auch gerade dadurch, dass von wem auch immer veranlasste und von wem auch immer mitgetragene Vorschicken des von vielen Experten eben nicht als schwächer angesehenen Bruders zur peinlichen Nummer.