LeBron James prostituiert sich für den Titel
LeBron hat es also getan. In einem Akt voller Selbstverherrlichung (oder hat etwa Kobe Bryant oder Michael Jordan eine einstündige TV-Show für das Bekanntgeben einer Vertragsunterzeichnung gebraucht?) gibt der selbsternannte König seinen Wechsel zu den Miami Heat bekannt und hinterläßt Cleveland und ganz Ohio in Wut und Trauer. Cavs Besitzer Dan Gilbert reagiert emotional mit einem offenen Brief an die Cavs Fans, in dem er verspricht, die Cavaliers werden eher einen Titel holen als der ehemalige - und nun gehasste - Held von Cleveland.
James hat es sich mit seiner Entscheidung zu einfach gemacht. In jedem anderen Team wäre er die Stütze und das Grundgerüst des Teams - nicht so bei Miami. Das ist Dwyane Wades Team. Er wird die wichtigen Würfe nehmen falls es drauf ankommt. Sollten die Heat in den nächsten Jahren Ringe sammeln - und davon ist schwer auszugehen - dann werden diese Titel immer den faden Beigeschmack haben, daß LeBron sie nur mit Hilfe zweier weiterer zukünftiger Hall-Of-Famer erreichen konnte. Er wird niemals der unumstrittene Leader in Miami sein, der er in Cleveland war. Und scheinbar überwiegt die Angst, in seiner Karriere keinen Titel zu holen. Daher geht James bereits in jungen Jahren den vermeintlich einfachen Weg, der ihm wohl Ringe, aber niemals einen Heldenstatus a la Michael Jordan einfahren wird. Viele vor ihm haben zum Ende der Karriere diesen Schritt gemacht, doch James ist mit 25 Jahren noch nicht mal in seiner Prime.
Für die anderen Teams heißt es nun Schadensbegrenzung betreiben. Die Chicago Bulls haben sich mit Carlos Boozer gut aufgestellt. Mit Noah, Boozer, Deng und Rose fehlt nur noch ein Shooting Guard für ein gutes Team. Doch was haben die New York Knicks? Um Amare Stoudemire herum fehlt ein Team. Hier hat man wohl zu sehr auf ein Engagement des Königs gehofft. Noch schlimmer trifft es die Nets, die bereits bei der Draft tief gefallen sind. Am Free-Agents-Restebuffet können sie ihr gespartes Geld nun rausschmeißen - viel zu holen ist immerhin nicht mehr. Cleveland hat es sicher am schlimmsten getroffen. Die Nets und die Knicks waren im letzten Jahr schon mies, da sind einige Siege mehr schon ein Erfolg. Doch die Cavs hatten die letzten zwei Jahre sehr gute Saisons, doch was passiert nun ohne LeBron James? Ich vermute, man wird in die graue Mittelmäßigkeit abrutschen, in der man schon vor der Draft vom King bereits war. Vom Contender zum Lottery-Team innerhalb von einer Stunde TV-Zeit bei ESPN.
LeBron hätte mit einer Unterschrift in Chicago oder New York eine neue Ära einleiten können. LeBron/Boozer oder LeBron/Amare VS Wade/Bosh VS Garnett/Pierce VS Kobe/Gasol wäre ein wahrer Vierkampf um die Vorherrschaft in der NBA. Nun jedoch bleibt einem nur die Frage, ob überhaupt jemand Miami aufhalten kann? Zwar fehlen ihnen noch Rollenspieler im Team, und man hat kaum noch Geld, doch es werden sich sicherlich einige Veteranen finden, die für 'nen Appel und 'n Ei spielen um im späten Karriereherbst noch schnell einen Ring abzugreifen.
Ich sehe schon die ganzen Erfolgsfans auftauchen, die plötzlich in Trikots der Miami Heat rumlaufen und dann behaupten, sie seien schon immer Fans der Franchise gewesen.
Nie zuvor war meine Hoffnung auf LA, und gleichzeitig meine Antipathie gegen ein Retortenteam wie Miami so groß. Daher hoffe ich, daß Dan Gilberts Worte wahr werden und die Cavaliers noch vor LeBron James Meister werden - nämlich nie.