Niemand hat etwas von einem Spieler mit starker Technik, der aber nicht in der Lage ist, diese aufgrund körperlicher Mängel einzusetzen. Aber andersherum gibt es doch genau dieselben Fälle.
Hier geht es aber um FIBA-Basketball, und genau da sieht man dann eben doch häufiger die Spieler auftrumpfen, die für die NBA oft zu langsam und generell zu wenig athletisch sind, während im Gegenzug (Beispiel Olympia 2004) vor allem einige Guards der NBA Schwierigkeiten bekommen, weil sie keinen sicheren Wurf haben und auch wenig Sinn für Teamplay und -defense haben. Ich erinnere wieder gerne an das Spiel der USA gegen Puerto Rico, als Carlos Arroyo (gerade mal in der NBA ein Journeyman, der sich immer noch keinen Starterplatz sichern konnte) mit Iverson und Marbury, die zu dem Zeitpunkt einen MVP-Titel und 7 All-Star-Nominierungen aufweisen konnten, den Boden aufwischte.
Etwas übertrieben ist es tatsächlich so:
In der NBA kann man mit durchschnittlicher Technik, aber überragender Athletik viel erreichen, umgekehrt kommt es zwar auch vor, aber lange nicht so oft wie im internationalen Basketball, wo sich das Verhältnis viel mehr Richtung Wurf und Teamplay dreht, und wo Spieler, die in der NBA vielleicht gerade Durchschnitt sind/wären (eben Jasikevicius, wahrscheinlich auch fast das komplette griechische Team) oder es nicht einmal schaffen (Shane Heal, der jedesmal gnadenlos in der NBA scheiterte, oder in einem anderen Maße auch Ademola Okulaja, der nie über die Summer League hinaus kam, aber über Jahre der wohl zweitbeste deutsche Spieler in der Nationalmannschaft war und durchaus ansprechende Leistungen brachte, oder auch Antoine Rigaudeau, der bei den Mavs wie ein Stein unterging), starke Leistungen bringen, die sich durchaus mit denen der US-Spieler bei FIBA-Turnieren messen können.
Aber hier bist du ziemlich Richtung Draft abgedriftet. Hat aber wenig damit zu tun, worüber ich gesprochen habe (Topspieler). Des Weiteren gibt es hier ein Problem, weil es kein Gegenbeispiel zur Draft gibt. Wenn es sowas in Europa gäbe, wie würden die Trainer dort wählen? Kann man nicht sagen. Vor allem auch, weil das System in Europa anders ist. Dort gibt den (grösseren) Druck des Erfolgs (Abstieg, Sponsoren), deshalb würden europäische Vereine und Manager eher den technikversierten, fertigen Spieler wählen, weil man von ihm direkt Leistung erwarten kann. In der NBA kann man sich die Zeit nehmen, die der 'rohe' Spieler mit mehr 'Upside' braucht.
Der Draft ist doch auch Spiegelbild dessen, mit welchen Eigenschaften ein Spieler wahrscheinlich zum Erfolg kommen wird - die meisten GMs wählen danach aus. Wie schon erläutert, erspielen sich in den USA oft ganz andere Spielertypen durch ihre Athletik einen gewissen Status, der sie dann zum angeblichen Topkandidaten für das Nationalteam macht (vor allem, wenn die größten Stars - eben die mit dem kompletten Skill-Set - abgesagt hatten), und diese werden durch den Werbedruck dann auch tatsächlich nominiert, denn das US-Team ist Aushängeschild der NBA, und da kann man nicht mit No-Names antreten. Dann spielt eben eine (nach dem Maßstab des internationalen Basketballs) ballverliebte Gurke wie Iverson den
Shooting Guard, obwohl er in jedem zweiten Spiel nur mit unterirdisch schlechten Quoten trifft, für sein eigentliches Spiel nach FIBA-Regeln dort gar nicht den nötigen Platz auf dem Spielfeld hat und sich somit eigentlich kaum für diese Art Basketball eignet - wenigstens nicht auf Spitzenniveau. Von Marbury als Spielmacher, der absolut ideenlos wird, wenn er nicht zum Korb ziehen und gegebenenfalls ablegen kann, ganz zu schweigen. Dann braucht es eben nur noch vom Gegner eine radikale Zonenverteidigung und eigene hochprozentig verwandelte Würfe (was nicht so selten ist, denn in den besten internationalen Teams stehen oft 4 Spieler gleichzeitig auf dem Platz, die sichere Dreierreichweite haben, und es wird oft so lange herumgepasst, bis auch wirklich einer freistehend werfen kann), und an guten Tagen ist es dann mit einem Sieg der USA vorbei.
Ja, wenn die USA komplett mit allen Topspielern antreten würden, gäbe es dieses Problem wohl nicht (zumindest nicht solange sie halbwegs zusammen und nicht nur nebeneinander spielen), aber da diese höchste Qualität oftmals nicht zur Verfügung steht, kommen dann die technischen Defizite einiger Spieler, bei denen es durch die Athletik zum Starpotenzial reicht, schon sehr zum Tragen. In der NBA hui, in der FIBA pfui...
Und es wird auch oft genug Technik über Athletik genommen, wenn es um die Hierachie im Team geht. Bei L.A. spielt Luke Walton vor Maurice Evans, in Portland ist Brandon Roy der Starter und Fred Jones nur der Backup, genau wie in Toronto wo Jorge Garbajosa den Vorzug vor Joey Graham bekommt.
Da hast du dir ja ein paar spezielle Beispiele herausgesucht:
Bei den Lakers wird mit der Triangle Offense ein System gespielt, in dem es auf Athletik nicht so sehr ankommt, ja nicht mal auf eine genaue Position, die ein Spieler wahrnehmen muss, und so ist dies nicht gerade typisch für die NBA.
Fred Jones kam erst mitten in der Saison nach Portland - hast du wirklich erwartet, dass sich dieser Spieler, der zwar unglaublich gut springen kann, aber weder einen guten Wurf noch besonderes Ballhandling noch irgendeine Art von Verständnis für Teamplay hat, vor den gut spielenden (und ebenfalls nicht gerade unathletischen, wenn er auch dort nicht Extraklasse hat) Roy setzt, der als einer der Bausteine für die Zukunft gezielt noch am Drafttag ertradet wurde? (zu Joey Graham kann ich nichts sagen - habe ihn nie spielen sehen, aber Colangelo ist auch nicht gerade der typischste NBA-GM) So ist es ja nun auch nicht, dass ich behauptet hätte, dass man alleine mit überragender Athletik immer sofort jeden körperlich schwächeren Spieler verdrängen könnte.
Wer sieht denn Stoudemire wertvoller an als Nowitzki? Was willst du mit diesem Beispiel verdeutlichen?
Ich habe in letzter Zeit in etlichen US-Foren gelesen, dass Nowitzki eben für noch größeren Erfolg die NBA die Athletik und das Post-Game fehlen würde, von denen das erste Stoudemire auf jeden Fall mit Recht zugestanden wird (und das zweite wird ihm von einigen eher oberflächlichen Betrachtern ebenfalls zugerechnet, die nicht beachten, dass Amares überragende Wurfquoten ohne einen hervorragenden Spielmacher bzw. das System der Suns locker mal um 5-10% sinken), und von dem viele denken, dass er für die NBA-Playoffs so der bessere Spieler sei, auf den man eher bauen könnte. Kann man sehen, wie man will - für mich sind letztlich beide auf ihre Mitspieler angewiesen.
Wenn es jetzt aber um internationalen Basketball geht, würde ich Nowitzki 10x eher als Stoudemire nehmen, weil seine Stärke (eben die große Treffsicherheit auch aus der Reichweite) gegen die Zonenverteidigung das probatere Mittel ist. Noch einmal betont: Es geht um die Unterschiede zwischen NBA und FIBA.
In Europa kommt man besser mit weniger Athletik klar, weil die guten Basketballer mit den richtigen Fähigkeiten und der dazugehörigen Athletik einfach in der NBA spielen. Da kam ein Jaskevicius bspw. besser klar, weil seine Athletik dort einfach ausreichend war, da die guten Leute mit Athletik nicht dort spielen. In der NBA ist er dann auf Spieler mit gleichstarker oder stärker Technik getroffen, die darüber hinaus auch noch über eine bessere Athletik verfügen. Aber man hat auch anhand von Anthony Parker und Manu Ginobili gesehen, wozu gute Basketballer mit guter Athletik in Europa in der Lage sind zu leisten.
Es hat doch nichts mit besserer oder schlechterer Konkurrenz im Alltag zu tun, wenn Jasikevicius im Nationalteam gegen die US-Spieler überragend spielt und in der NBA eher Schwierigkeiten hat, sondern eher mit den Systemunterschieden, die eben mal eher Athletik und mal eher andere Qualitäten bevorzugen (schon wieder muss ich das erwähnen).