Ich mag es ja mit dir zu diskutieren, aber noch hast du meinen Ansatz nicht ganz verstanden. Es ist alles da, die nationalen Rankings dienen doch bereits als Ordnung für alle Spieler ohne Weltranglistenpunkte. Ich will kein weiteres Punktesystem einfuhren.
Das Problem welches du die Vielzahl an Spielern in der Weltrangliste entsteht ist die fehlende Durchlässigkeit. Der Leistungsunterschied zwischen der Nummer 200 und 500 oder 1000 ist gering. Die Nummer 200 wird nicht 10 von 10 Spielen gegen die Nummer 1000 gewinnen. Aus diesem Grund ist es so schwer, wenn man ganz hinten beginnt und das Niveau für Platz 200 hat diesen in der Rangliste zu erspielen. Man wird sehr oft gegen grundsätzlich schwächere Spieler verlieren, weil die Unterschiede sehr gering sind, dass Tagesform und Vorbereitung usw entscheiden.
In einem nationalen System ist der Weg entsprechend kürzer, da die Leistungsunterschiede geringer sind. Momentan sind über 80 deutsche Spieler im Ranking gelistet und 70 verdienen damit kein Geld. Wenn diese 70 sich auf nationaler Ebene duellieren + all diejenigen die keine Punkte ergattert haben, dann würde eine Menge Geld an Reisekosten eingespart werden. Geld was in bessere Trainingsbedingungen investiert werden kann.
Am Ende des Tages kannst du noch kein perfekt ausgereiftes, sofort einsetzbares System von mir erwarten. Das geht nur in jahrelanger Arbeit im Team und wie bereits angedeutet mit Gesprächen mit den anderen Playern, sprich Trainer, Veranstalter, Verbände, Spieler, Sponsoren, Fans usw.
Du siehst die Vielzahl an Spielern als positives Zeichen, dass viele Spieler ihren Sport ausüben können. Es soll sie doch Niemand an der Ausübung hindern. Die Frage ist nur auf welcher Bühne sie es machen. Muss ein deutscher und ein Amerikaner sich in Doha zum 15.000er treffen um vor leeren Rängen Tennis zu spielen? Während alle anwesenden wissen, dass die Woche für alle Spieler, ausser evtl. die beiden Finalisten ein Minusgeschäft wird. Für mich klingt das einfach nicht sinnvoll.
Die Spieler pendeln doch bereits zwischen Weltranglisten Turnieren und nationalen Turnieren und Liga Spielen. Manche spielen auch in mehreren Ländern Liga. Die Frage ist nur ab wann darf man auf das weltweite System wechseln. Die Kritik am pendeln zwischen den Systemen ist von daher ungerechtfertigt, da die Situation doch schon da ist und eigentlich immer da war und bleiben wird.
Für plötzlich aufstrebende Talente, die einen noch schnelleren Weg wollen kann es pre Qualis geben. Vielleicht sind auch verpflichtende pre Qualis sinnvoll. In München wird eine Quali WC ausgespielt, in Indian Wells kam Mischa Zverev 2015 als Nummer 1.067 aus der Pre Quali bis ins Hauptfeld. Diese Möglichkeit haben natürlich auch aufstrebende Talente.
Wie meinst du man kann Qualifelder für Amateure schließen? Wer ist ein Amateur und wer ist ein Profi?
Es ist alles eine große Frage der Verteilung. Die Verteilung der Gelder von ganz oben bei den GSs bis ganz nach unten. Eine kleine Anekdote dazu. Ich habe dieses Jahr Dirk Hordorff angeschrieben. Anlass war die ITF Transition Tour und sein Kampf dagegen. Aber ich dachte mir wenn ich ihm schon schreibe, dann spreche ich diverse Themen an. So auch die Verteilung der enormen Gewinne der GSs was bekanntlich eines meiner Lieblingsthemen ist. Als ich dann einige Wochen später folgendes Interview von Hordorff las, musste ich doch sehr schmunzeln.
"Wenn zum Beispiel die Grand-Slam-Veranstalter von ihren jährlich mehreren hundert Millionen Profit je 50 Millionen in einen Topf werfen würden, könnte man mit 200 Millionen im Jahr die Spieler der Next Generation entsprechend fördern. Dann könnte man Spielern, die zwischen 200 und 700 stehen, jährlich 100.000 US-Dollar zukommen lassen, Spielern zwischen 700 und 1700 jährlich 50.000 US-Dollar - neben dem, was bisher gezahlt wird."
Dirk Hordorff war eine der führenden Personen, die gegen das Modell der neuen ITF World Tennis Tour kämpften - mit Erfolg. Er fordert jedoch auch ein Umdenken der Nationen, die ein Grand-Slam-Turnier beheimaten.
www.tennisnet.com
Nebenbei hat ja auch Pospisil, der von Hordorff gecoacht wird/wurde das Thema aufgegriffen, was dann durch sämtliche internationale Tennismedien ging. Vielleicht Zufall, aber vielleicht auch nicht.
Es hat sich natürlich noch nichts geändert, aber wenn, genug Spieler, Trainer, Funktionäre Änderungen fordern, dann sind Verbesserungen möglich. Die Diskussion muss nur viel größer werden und mehr miteinbeziehen als die ITF mit ihrem Alleingang gemacht hat. Wenn alle miteinander reden, dann wird es ein besseres System geben. Besser als das jetzige, viel besser als der Alleingang der ITF und viel ausgereifter als meine Vorschläge.
Es sollte nur einen Konsens geben, dass etwas geändert werden soll. Ob du es dann Änderungen im bestehenden System nennst oder Reform oder welchen Namen das Kind auch immer tragen wird.