Dinge die keinen eigenen Thread verdienen - Eagles Edition


liberalmente

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Keine Ahnung wie lange die Haltbarkeit eines Player Coaches wie Nick Sirianni am Ende sein wird.

Ich antworte mal hier, @NcsHawk , weil es ja auch eine grundsätzlichere Diskussion ist. Was die Culture angeht, hat Sirianni mich richtig bekehrt. Ich meine, viel negativer hätte ich ihm gegenüber kaum eingestellt sein können, als er verpflichtet wurde, aber ebenso maximal daneben lag ich eben auch damit. Vom Saulus zum Paulus. Lustig finde ich den Kontrast im Verhältnis von Sirianni und Hurts im Vergleich zu Reid/Mahomes oder McDermott/Allen. Während die beiden eher väterlich streng mit ihren QBs sind/sein müssen und sie einfangen, weil sie so viel Energie haben und diese auf dem Feld ausleben wollen, ist es eher Hurts, der den komplett aufgeladenen Sirianni einfängt. Sein Energielevel geht für mich schon in die Richtung Prime Pete Carroll. Wobei Sirianni zwar sehr positiv in seiner Ansprache ist und auch viele Freiheiten gibt, aber eben auch "Accountable" als ein "Core Value" seiner Teamführung hat. Das zu sagen bringt noch nichts, du musst es natürlich auch leben, aber dafür sorgt schon der strenge (und immer analytisch-unterkühlte) Hurts. Die beiden haben da schon eine für die Eagles extrem erfreuliche Symbiose gefunden.

Die erste Herausforderung für die Culture wird es, wenn Jason Kelce, Lane Johnson und Brandon Graham nicht mehr da sind, mit Abstrichen gilt das auch für Cox und Slay. Die wissen eine lange Leine einerseits zu schätzen, sorgen aber andererseits in den DL- und OL-Meeting Rooms eben auch dafür, dass bei allem Lob auch die Fehler hart analysiert und aufgearbeitet werden. Die Mischung aus Leadership und Professionalität der Veterans und der Energie, dem selbstbewussten Swag und dem Hunger der jungen Spieler ist schon sehr gut dieses Jahr und das kannst du nicht jede Saison auf diesem Niveau haben.

Aber ich tendiere im Moment dazu, dass das Duo Sirianni/Hurts den Eagles-Fans noch viele Jahre eine exzellente Culture schenken wird. Und das ist eine sehr gute Basis für sportlichen Erfolg. Wobei ich schon leichte Sorgen um Siriannis Gesundheit habe, wie er da teilweise mit tiefsten Augenringen an der Seitenlinie steht, das kann nicht gesund sein - und wenn er erzählt, dass er "nicht schlafen konnte" und deswegen einfach schon um vier Uhr ins Büro marschiert ist, sehe ich da perspektivisch schon die Möglichkeit eines Burn Outs gegeben. Nur so am Rande: Nick Saban hat jeden Tag denselben Schedule, isst dasselbe zum Frühstück usw. Auch da hat er seinen "Process". Das spielt aus meiner Sicht für dessen Langlebigkeit als HC auf allerhöchstem Niveau eine Rolle, die man nicht unterschätzen sollte.

Die größeren Sorgen mache ich mir perspektivisch um das Playcalling in der Offense und generell den Coaching Staff, den Sirianni extrem gut zusammengestellt hat, der aber zwangsläufig auseinandergerissen wird. Wahrscheinlich dürfte Steichen noch ein Jahr bleiben, ich weiß auch nicht, wie gut er in Interviews ist, die "größte" Persönlichkeit hat er zumindest im öffentlichen Auftreten nicht. Aber er ist ein sehr, sehr guter Playcaller mit einem guten Gefühl für den Flow eines Spiels und den richtigen Situationen für Shot Plays. Sirianni ist beim Gameplan sehr involviert, das kann er glaube ich auch, aber es war mMn kein Zufall, dass die Eagles unter Nick als Playcaller sehr schlecht gespielt haben. Da einen Nachfolger zu finden, wenn es dann soweit ist, wird nicht einfach. Ich hätte nur die Bitte: Nicht Marcus Brady, ehemals OC der Colts, jetzt Advisor bei den Eagles. Dessen Offense fand ich nur sehr schwer erträglich. Und klar, da hat Frank Reich (der als Mensch super, als Leader gut, aber als Offensive Mind sehr ausbaufähig ist) einen Anteil daran, aber trotzdem, da sollte es bessere Optionen geben.
 

liberalmente

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Zeit für eine erste Bestandsaufnahme. Neben beiden Coordinators werden die Eagles auch einige Spieler verlieren, vor allem in der Defense. Ein Überblick über die einzelnen Positionen und was der aktuelle Stand ist, ohne Free Agents.

QB: Jalen Hurts / X / Ian Book (Lost: Gardner Minshew)

RB: X / Kenny Gainwell / X / Trey Sermon / Kennedy Brooks (Lost: Miles Sanders, Boston Scott)

WR: AJ Brown / DeVonta Smith / Quez Watkins / X / Britain Covey (Lost: Zach Pascal)

TE: Dallas Goedert / Jack Stoll / Grant Calcaterra (Lost: Tyree Jackson)

LT: Jordan Mailata (Lost: Andre Dillard); LG: Landon Dickerson; C: X (Lost: Jason Kelce); RG: X (Lost: Isaac Seumalo); RT: Lane Johnson

Depth OL: Tackle/Guard Jack Driscoll, C Cam Jurgens

Fazit für die Offense: Ich glaube die Zukunft von Seumalo in Philly hängt direkt mit Kelces Entscheidung, seine Karriere fortzusetzen, zusammen. Beide als Eagles in 2023 kann ich mir nicht vorstellen. Jurgens wäre der frühe Favorit auf den Starterposten, sei es als Center für Kelce oder als Guard neben Kelce statt Seumalo. Aber Howie Roseman wäre nicht, wer er ist, wenn es nicht eine reale Chance gäbe, dass einer der ersten drei Picks ein Tackle wäre, der kurzfristig Guard spielen kann, aber langfristig von Stoutland zum Nachfolger von Lane Johnson aufgebaut wird. Ich bin vergleichsweise optimistisch, dass Kelce noch ein Jahr dran hängt, aber ich kaufe ihm ab, dass er es selbst noch nicht weiß.

WR#3 ist eine der wenigen Positionen, auf denen sich das 2022er Roster vergleichsweise einfach verbessern ließe. Quez Watkins war eine der wenigen Enttäuschungen im vergangenen Jahr. Sein Cap Hit geht ziemlich hoch, auf 2,8m. Er hat 2021 durchaus WR#2 Potenzial gezeigt, aber er scheint mit seiner Rolle als vierte Option im Passing Game nicht klarzukommen. Ich würde mal schauen, ob man da nicht in einem Trade einen Day 3 Pick für ihn bekommt - und selbst einen 2nd oder 3rd rounder investiert, um den Kader zu verbessern. Schwierig ist eben, dass, wenn alle fit sind (da gibt es natürlich keinerlei Garantie, das war 2022 ein Luxus), es schon jetzt vergleichsweise komplex ist, all die Münder zu füttern. Das funktioniert, weil Brown, Smith und Goedert keine Diven sind, Hurts mit den beiden Wideouts befreundet ist und vor allem, weil das Team so viel gewonnen hat. Aber trotzdem, da ist Steigerungspotenzial gegenüber Watkins da. Für mich allerdings keine Free Agency Geschichte, Geld willst du da nicht investieren. Zach Pascal hat meine sehr geringen Erwartungen weit übertroffen und war ein sehr guter WR#4 - Hustle, Blocking, Special Teams, ab und zu ein Catch. Sirianni hat immer wieder betont, wie wichtig es für ihn sei, dass er Spielern ihre Rolle im Team klar kommuniziert und die Spieler dann wiederrum diese Rolle auch annehmen müssen. Pascal hat seine Rolle zur vollen Zufriedenheit ausgefüllt.

Backup Quarterback würde ich über den Draft lösen, gerne mit einem richtigen Dual Threat, mit dem man bei einem Hurts Ausfall weiterhin den RPO-Heavy Scheme spielen kann. Da Hurts schon in dieser Offseason ein sehr reicher Mann sein wird, würde ich hier nicht zusätzlich noch Geld in einen Veteran investieren. Ian Book könnte theoretisch der Backup werden, kein Außenstehender hat seine Entwicklung hinter den Kulissen gesehen. Aber ich bin doch skeptisch und es würde nicht zu Rosemans DNA passen, da nicht vorzusorgen.

RB ist tricky. Gainwell hat sich fest in die Rotation gespielt. Ich mochte Sermon schon im Draft und traue ihm grundsätzlich zu, in Boston Scotts Rolle als RB #3 zu wachsen. Aber es hat auch Gründe, dass die 49ers ihn nach einem Jahr gecuttet haben und er bei den Eagles dauerhaft Inactive war. Sanders könnte theoretisch bleiben, weil der RB Markt in der Free Agency recht groß ist. Schwer zu lesen, wie viel Geld er bekommen kann. Er kommt aus Pennsylvania und möchte gerne bleiben. Aber es muss am Ende für beide Seiten finanziell Sinn machen.

Big Picture: Die Eagles hatten die beste OL in Football (klar, man muss Kelce und Seumalo abwarten, ob das so bleibt). Sie haben haben einen Top 5 QB, ein Top 3 WR-Duo und einen Top 3 TE - von diesen vier Spielern ist Goedert mit 28 der klar älteste, alle sind für die nächsten Jahre unter Vertrag. Es wird Veränderungen geben, nicht zuletzt auf der OC Position, aber es gibt kaum ein Team, das sich nach diesem Fundament nicht die Finger lecken würde - erst recht nicht in der NFC.


Interior DL: X / Milton Williams / X / Marlon Tuipulotu (Lost: Javon Hargrave, Fletcher Cox, Ndamukong Suh)

Nose Tackle: Jordan Davis (Lost: Linval Joseph)

Edge Rusher: Haason Reddick / Josh Sweat / Brandon Graham / Derek Barnett / Janarius Robinson / Patrick Johnson / Kyron Johnson (Lost: Robert Quinn)

Off the Ball LB: X / Nakobe Dean / Christian Ellis / Shaun Bradley (Lost: TJ Edwards, Kyzir White)

Cornerback: Slay / X / Avonte Maddox / Zach McPherson / Josh Jobe / Josiah Scott (Lost: James Bradberry)

Safety: X / X / Reed Blankenship / K'Von Wallace (Lost: CJ Gardner-Johnson, Marcus Epps)

Specialists: Kicker Jake Elliott / Punter Arryn Siposs / Long Snapper Rick Lovato

Fazit für die Defense: Hier wird es jetzt schon deutlich komplizierter. Hargrave zu verlängern hat für mich höchste Priorität und ich denke für Roseman auch. Wird aber definitiv teuer nach dieser überragenden Saison. Mit Hargrave und Williams, der in der zweiten Saisonhälfte einen großen Schritt gemacht hat, hätten die Eagles zwei gute DEs in ihrer 5-2 Base Defense. Dazu mit Davis einen Nose Tackle mit viel Potenzial. Tuipulotu bringt solide Depth, aber wenn man bedenkt, wie wichtig die DL-Rotation in 2022 war, wird das nicht reichen. Hier ist die Investition eines hohen Picks ziemlich wahrscheinlich.

Edge Rusher ist überraschend tief, hatte ich so instinktiv nicht auf dem Schirm. Mit Reddick und Sweat haben die Eagles zwei starke Starter in ihrer Prime. Graham dürfte noch ein Jahr spielen und Barnett war die ganze Saison verletzt, ist aber noch unter Vertrag. Auch hier ist ein hoher Pick möglich, aber tendenziell würde er in der Interior DL mehr Sinn machen, finde ich.

Bei den Linebackern werden die Eagles auf einen Sprung von Dean hoffen. Er war bei Georgia herausragend, was auch daran lag, dass er häufig der smarteste Spieler auf dem Feld war. Das durfte man von ihm als Rookie in einer neuen Defense, einer neuen Liga und das alles als undersized LB auch nicht erwarten. Wenn er ran durfte, fand ich ihn solide. White hat seine Eagles Karriere stark begonnen, aber dann auch stark abgebaut. Da würde ich kein Geld investieren wollen. TJ Edwards ist limitiert, aber grundsolide. Sollte man halten und sollte auch nicht zu viel kosten.

Cornerback ist für mich die Position, auf der ich bei einem passenden Board am liebsten den Saints-Pick investieren wollen würde. Für mich war Bradberry einer der Hauptunterschiede zwischen der Defense 2021 und 2022 - und ich sehe nahezu keinen Weg, wie er 2023 zurückkommt. Slay wird nicht jünger und kann theoretisch schnell in Decline gehen. Hier gibt es kurzfristig und perspektivisch die Notwendigkeit für einen jungen, guten Corner und es ist ja auch eine Premium Position. Außerdem sollte es in der 10 bis 20er Range (bei einem Trade Back) auch genug Optionen geben.

Safety hätte ich idealerweise gerne Gardner-Johnson und Epps zurück, würden mit Blankenship in seinem zweiten Jahr ein gutes Trio bilden. Priorität hat für mich aber klar CJGJ. Viele seiner INTs waren zwar "richtige Zeit, richtiger Ort", aber seine Mentalität und seine Vielseitigkeit (Free Safety, Strong Safety, Slot CB, Coverage gegen TEs und Slot Receiver) sind schon sehr wertvoll. Wird teuer und Roseman muss sich ein Maximum setzen, aber ich hoffe, dass CJGJ langfristig in Philly bleibt. Epps sollte eigentlich nicht allzu teuer werden und einen der beiden sollte Roseman auf jeden Fall zurückholen. Zur Not könnte Blankenship aber auch Starten, zumindest für Epps als Safety näher in der Box.

Bei den Specialists sticht eigentlich vor allem Siposs heraus - als neben WR#3 einfachster Position für ein signifikantes Upgrade im Vergleich zu 2022. Es ist nicht fair, den katastrophalen Punt Return im Super Bowl nur an ihm festzumachen, aber er hat nunmal von der Coverage weg gepuntet. Wenn ich Roseman wäre, würde ich in der sechsten Runde schauen, wer der beste Punter auf dem Board ist und den einfach nehmen. 4 Jahre lang günstig und hoffentlich solide, das wäre es mir wert, da Ruhe zu haben.

Big Picture: Es gibt sicherlich ein paar mehr Teams, die das Personell der Eagles in der Defense nicht gegen ihres tauschen würden, als das bei der Offense der Fall ist. Aber ich sage es mal so: Reddick und Sweat sind zwei sehr starke Pass Rusher in ihrer Prime, Reddick war die letzten Wochen (Minus dem Super Bowl, leider) auf All Pro Level. Slay ist immer noch ein CB#1, Maddox ein starker Slot Corner, Davis und Williams zwei aufstrebende DL mit absolut elitärer Athletik. Roseman hat Arbeit vor sich, aber das Fundament für eine gute Defense ist mMn definitiv da. Und im Gegensatz zur Offense, wo es nicht einfach wird, Steichen zu ersetzen, sehe ich in der Defense auch Steigerungspotenzial durch einen besseren Scheme und besseres Coaching.
 

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Ein Zwischenfazit nach sieben Saisonspielen der Eagles.

Die größte positive Überraschung ist für mich Defensive Coordinator Sean Desai. Das war er mit wenigen Ausnahmen (eine davon das Hinspiel gegen Washington, hoffentlich kein böses Omen für heute Abend) schon vor dem Dolphins Spiel vergangene Woche, aber das war dann das i-Tüpfelchen. Jonathan Gannon sollte sich bekanntlich trotz des Sack Records nicht mehr in Philadelphia sehen lassen und das hat nicht nur damit zu tun, dass er sich wie ein lügendes ********* aufführt, sondern auch mit seiner Coaching Philosophie. Das ewig passive und nie auf etwas, das die Offense macht reagierende, das gegen gute Quarterbacks auch nie funktioniert hat. Was Sean Desai gegen die Dolphins gezeigt hat, eine bis dahin statistisch historisch gute Offense so lahmzulegen, mit einer verletzungsgeplagten Secondary, die zum ersten Mal zusammen auf dem Feld stand, war extrem beeindruckend. Das sind Coaching Leistungen in der Defense, die Eagles Fans normalerweise aus der Ferne bei "Big Lou" Anarumo oder Steve Spagnolo bewundern, nicht in Philly. Es sind nicht nur die Resultate, sondern auch das Wie. Er probiert Dinge aus, erstellt spezielle, gegnerspezifische Gameplans, findet kreative Lösungen. Ich habe ja arg bedauert, dass Vic Fangio nicht zu den Eagles kam (auch hier, vielen Dank Jonathan), aber ganz ehrlich, wenn Desai das Niveau auch nur einigermaßen hält, bin ich da nicht mehr traurig darüber. So hat man erst einmal einen guten DC und falls er irgendwann mal HC werden sollte, bekommt man zwei 3rd Round Comp Picks.

Desais Fähigkeiten wie auch die Leistung der Defense insgesamt macht dann auch Mut für die anstehenden großen Spiele (nach dem Spiel heute, das immerhin ein Division Spiel ist, geht es gegen Dallas, Chiefs, Bills, 49ers und Cowboys, einer der härtesten Phasen eines Schedules, an die ich mich erinnern kann) und die Playoffs. Generell kann man mit 6-1 natürlich wenig meckern, auch wenn das Eagles Fans nicht davon abhält, es trotzdem zu tun. ;) Die Jets Niederlage war extrem unnötig, klar, und gegen die kommenden Gegner werden definitiv noch ein paar Niederlagen dazukommen. Aber die Probleme der Offenses sind so oberflächlich erklärbar, dass es fast schon ein Klischee ist: Turnover und Red Zone Offense. Letzteres ist auch schon besser geworden, aber beides ist prinzipiell zu fixen und auch mit einer normalen Regression von der magischen letzten Saison zu erklären, dazu der Verlust des herausragend guten Playcallers Shane Steichen.

Solange Lane Johnson (für mich Abstand der MVP nach Jalen Hurts) und Jason Kelce fit sind, mache ich mir um die OL keine Sorgen. Mailata und Dickerson zu haben ist nett, nicht falsch verstehen, ich freue mich auch auf die Rückkehr von Cam Jurgens, hoffentlich schon nächste Woche. Aber solange Johnson und Kelce spielen, dürfte Jalen genug Zeit für seine Moonballs haben. Und in Kombination mit AJ Brown in All Pro Form und dem wiederentdeckten Dallas Goedert plus dem Run Game mit D'Andre Swift sollte man da meistens genug Punkte zustande bringen. DeVonta Smith hat diese Saison bisher Probleme, aber ich glaube nicht, dass sie von Dauer sein werden.

Noch eine positive Überraschung: Die Defensive Tackles der Eagles. Bei Jalen Carter passt das Team auf, dass er nicht zu hoch gelobt wird und als Fan muss man auch aufpassen, die Erwartungen im Zaun zu halten, aber verdammte Axt, ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass er als Rookie so dominiert. Mit in-depth Analytics lässt sich sogar ein kleines Upgrade zu Javon Hargrave herbeiargumentieren - soweit würde ich nicht gehen, aber alleine schon, dass er kein großer Verlust ist, darf als sehr angenehme Überraschung gelten. Ohne Verletzungen und ohne dass ihm der Erfolg zu Kopf steigt haben die Eagles da einen künftigen All Pro auf einer Premiumposition. Ersteres hat niemand in der Hand, um Zweiteres vesuchen sich Fletcher Cox (der nochmal richtig aufblüht), Brandon Graham und Jordan Davis (tolle Entwicklung) mit Leidenschaft zu kümmern.

Wenn ich einen Wunsch für die Trade Deadline frei hätte, dann einen Derek Barnett Trade. Seine Snaps sind nicht nur maximal unproduktiv, er nimmt auch noch Nolan Smith Snaps weg. Ja, DL Depth ist wichtig, gerade mit Verletzungen, gerade im Januar und Februar. Aber wenn ein Team da auch nur einen 6th Rounder hinlegen würde, wäre das für mich ein No Brainer. Und die Eagles sind 7 Deep auf Defensive Tackle, wenn sich zwei Edge Rusher verletzen sollten, kann da ein Milton Williams oder Fletcher Cox auch mal auf DE aushelfen.

Bin sehr auf Kevin Byard heute und in den nächsten Wochen gespannt. Der Trade gefällt mir ausgesprochen gut. 5th und 6th rounder ist absolut zu verkraften dafür, dass man aus einer großen Schwachstellenposition eine Stärke gemacht hat. Byard und Blankenship als Duo gefällt mir richtig gut, dahinter Brown und Evans, wenn wieder fit. Sein Gehalt ist völlig im Rahmen und Byard scheint auch als Typ sehr gut zu passen.
 

liberalmente

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Ich nutze die Bye Week der Eagles mal, um meine Gedanken über Jalen Hurts zu teilen. Es ist ein bisschen paradox: Der 250m Franchise QB hat für jeden offensichtlich Knieprobleme, was die Häufigkeit und auch die Effizienz seines Laufspiels einschränkt und insgesamt auch das Laufspiel der Eagles als Offense ungefährlicher macht - aber ich blicke wegen der Knieprobleme optimistischer in die Zukunft als vorher.

Denn Hurts hat nochmal einen Sprung als Passer gemacht. In den ersten Spielen kam das nicht zum Vorschein, weil sich die Offense mit dem neuen OC noch finden musste, aber was Hurts die letzten Wochen in der Pocket zeigt, wie schwierig einige der Würfe sind und wie hoch seine Completion Percentage, ist wirklich bemerkenswert. Und das eben mit eingeschränkter Superpower im Laufspiel, was die Defenses ja auch wissen - die aber, deswegen der optimistische Ausblick, ja mit Anfang 30 eh nicht mehr so herausragend sein kann wie vergangenes Jahr.

Um Hurts Work Ethic und Leadership musste man sich auch mit dem Mega Vertrag keine Sorgen machen. Aber die rein sportliche Frage, ob die 2022er Saison ein Ausreißer gewesen ist, ist für mich mit Nein beantwortet. Was mir wahnsinnig gut gefällt ist, dass Hurts Teile seines Spiels verbessert, die im ersten Moment vielleicht klein wirken, die aber mMn in engen Spielen einen Unterschied ausmachen. Beispielsweise seine Cadence, also der Snap Count. Gegen die Dolphins und Vic Fangio, deren Scheme davon lebt, kurz nach dem Snap zu rotieren und den QB so zu verwirren, hat er das herausragend gut gemacht und sich so wichtige Vorteile erspielt, weil die Dolphins ihm ihre Defense gezeigt haben - zeigen musste. Gegen die Cowboys bei einem Brotherly Shove hat er fünfmal gefaked, die Cowboys dachten schon, die Eagles werden doch punten - nur damit er dann mit einem anderen Snap Count den Versuch doch ausspielt. Hat nur Vorteile - die Offense weiß ja, dass sie auf den Dummy Count nicht reagieren darf. Vielleicht lässt sich die Defense locken. In jedem Fall setzt du sie einem enormen Stressfaktor aus.

Brady, Manning, Rodgers, Mahomes, Luck - so gut wie alle Elite-Quarterbacks haben das irgendwann gelernt. Finde es interessant und weiß auch gar nicht warum durchschnittliche oder schlechte Quarterbacks das kaum machen. Man sollte meinen, mit der Stimme zu spielen und verschiedene Dummy Counts zu haben, wäre einfacher als ein 40 Yard Wurf in ein Zentimeter kleines Fenster. Aber wahrscheinlich kannst du dich im Training nur darauf konzentrieren, wenn du den schwierigeren Rest perfektioniert hast. Jedenfalls ist es ein sehr gutes Zeichen für Hurts Entwicklung, dass er aktiv an solchen Dingen arbeitet, um sich zu verbessern.

Und dann ist da noch, auch wenn man da schnell in Klischees abrutscht - was bei Hurts und seinen Pressekonferenzen durchaus ironisch ist - natürlich seine unbändige Toughness, die er dem Team und allen Eagles Fans zeigt. Niemand weiß, wie groß die Schmerzen in seinem Knie im Moment sind. Aber kaum jemand dürfte ernsthaft davon ausgehen, dass es "halb so wild" ist.

Hurts umgibt eine Aura, dass er es nicht zulassen wird, dass sein Team das Spielfeld als Verlierer verlässt. Klischeealarm, ich weiß, aber es ist eine wahre Freude als Fan. Und ich glaube, dass man den psychologischen Einfluss, den so eine Aura auf ein Team hat, nicht unterschätzen sollte. Eagles Fans, genießt dieses Team und diesen Quarterback.
 

liberalmente

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Das ist mMn ein gutes Zeichen. DeVonta geht manchmal ein bisschen unter, weil er keine Diva ist und zurückhaltender als die Alphas Hurts, AJ und Kelce. Er akzeptiert auch die Hierarchie. Aber er ist sehr ehrgeizig und hat eine gute Perspektive. Wenn er etwas sagt, hat er auch etwas zu sagen.

Nachdem Parsons zu einem All World Pass Rusher geworden ist, wird der Pick und der Draft immer damit in Verbindung stehen, aber die Eagles können schon richtig glücklich sein, ihn zu haben.

Das letzte, was die Eagles im Moment gebrauchen können, ist Selbstgefälligkeit. Aber ein bisschen Spaß wäre auch mal wieder gut. Vielleicht ja nächste Woche.
 

Sam Hawkens

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Ich habe keine Ahnung von NFL, trotzdem eine Frage:

Gibt es eine Erklärung dafür, weshalb es in der NFL lediglich 17 Saisonspiele für jedes Team gibt, während in der NBA und NHL 82 Regular Season Spiele absolviert werden müssen, im Baseball sogar 162?
 

sxmxyxr

human one-liner
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Man kann nicht einfach b2b wie beim Basketball Football gegeneinander spielen. Es benötigt viel mehr Regenerations- und Vorbereitungszeit zwischen den Spielen. Thursday Night Football ist bei den Spielern und Trainern schon sehr unbeliebt, weil die Zeit zwischen So und Do so kurz ist. Football ist ein Vollkontaktsport, die Verlerzungsgefahr kann man gar nicht mit Basketball oder Baseball vergleichen. Allein die Liste der Starting QBs, die in dieser Saison schwere Verletzungen erlitten haben ist lang.
 

Goal04

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Ich hätte auch als erstes die Intensität angeführt. Also sehr körperbetont mit Vollkontakt. Wie häufig ziehen sich Spieler Gehirnerschüttungen zu? Dürfte um viele Faktoren höher sein als bei allen anderen Sportarten mit Ausnahme der Kampfsportarten. Das ist wahrscheinlich der Hauptgrund, ob es historisch noch weitere gibt? Keine Ahnung... Vielleicht weiß ja noch jemand was? ^^
 

Goal04

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Okay, das mag sein. Hatte auch eher Basketball und Baseball im Kopf, als ich es geschrieben habe. Ich verfolge tatsächlich nur NFL und sonst keinen anderen US-Sports.
82 NHL Spiele ist natürlich ein Brett. Und sicherlich auch eine der intensiveren / intensivsten Vollkontakt-Sportarten.
 

Nebukadnezar

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Salut to service nun auch in Europa. Die Frankfurt Galaxy spielt am Sonntag unter den Motto: Support the Troops im Bundeswehr Look. Hoffe die Trikots gibt's auch zu kaufen, dann hole ich mir dass von Sandro Platzgummer.1000036090.jpg
 

Harald2509

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In Hollywood wird demnächst eine Filmbiografie über John Madden gedreht. Was schon bekannt ist, ist dass Nicolas Cage die Hauptrolle spielt. Und das David O. Russel die Regie übernimmt. Russel war unter anderem Regisseur im Filmdrama American Hustle. Unter anderem mit Jennifer Lawrence und Christian Bale.
 

liberalmente

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Die Mini-Bye nach dem wichtigen Sieg über Washington bietet sich für ein Zwischenfazit an. Strukturell macht mir mit Blick auf einen Playoffs Run eigentlich nur die Edge Rusher Position Sorgen. Kein Zufall: Bryce Huff war der einzige große, signifikante Move in dieser Offseason, der so gar nicht funktionieren will. Diese 17m fehlen jetzt an Qualität. Nolan Smith entwickelt sich, Josh Sweat spielt grundsolide seit der Bye, Brandon Graham hat eine grandiose Abschiedssaison. Aber ein Elite Edge Rusher, ein Closer in engen Spielen (in den vergangenen beiden Jahren Reddick), der fehlt.

Ansonsten hat dieser Kader grundsätzlich mal alle Zutaten, um den Super Bowl zu erreichen. Und die NFC ist offen. Lions derzeit die #1, aber mMn kein unbesiegbarer Juggernaut. Ein Satz, von dem ich nicht dachte, dass ich ihn bei einem Team mit den Waffen AJ Brown, Saquon Barkley, DeVonta Smith und Dallas Goedert schreiben werde: Wenn es scheitert, dann an der Offense. Am Ende der Spiele sind da immer Yards und meistens auch Punkte, aber bis sie in einen Rhythmus kommen, ist es fast immer zäh. Gegen ein Top Team im Januar kann das Spiel schon verloren sein, bis die Offense ihren Groove findet.

Die Defense hingegen macht extrem viel Spaß. Mindestens auf dem Niveau von 2017, für mich über 2022 anzusiedeln, trotz des Sack Records. Was dann auch bedeutet: die beste Eagles-Defense, die ich persönlich je gesehen habe. Das liegt an den fantastischen Rookies Mitchell und DeJean. An den Break-Outs von Zach Baun und Nakobe Dean. An Jalen Carter, der in einem wichtigen Spiel nahezu unblockbar sein kann (bei ihm ist die Frage, wie man ihn dauerhaft so motivieren kann, dass das Tier aus ihm ausbricht, aber in den Playoffs mache ich mir um ihn keine Sorgen ...). Aber im ganz besonderen Maße auch an Onkel Vic.

Was für eine Erfahrung bisher mit ihm, vor allem seit die Spieler dann ab der Bye Week verstanden haben, was er von ihnen will. Die Pressekonferenzen sind tatsächlich eine Bereicherung als Fan, weil da nicht nur Coaching Speak Bullshit kommt, sondern authentische Aussagen. Er sagt, was er denkt. Vielleicht nicht alles, was er denkt, aber er lügt (gefühlt) nicht. Wie erfrischend. Ich war ja aus der Entfernung schon lange Fan von ihm, aber was Fangio bisher liefert, an auf den Gegner angepassten Gameplans und Spielerentwicklung, übertrifft meine Erwartungen dann schon deutlich. Ja, da waren zuletzt auch einige Quarterbacks auf dem Spielplan, die nur Back-up Niveau haben. Aber eben nicht nur. Joe Burrow ist mMn ein Top 3 Quarterback, Jayden Daniels Rookie of the Year und, solange er fit bleiben kann, ein Franchise QB mit Top 5 Upside. Und Fangios Defense dominiert sie einfach.

Bei der Defense gibt es mMn gute Gründe, auch langfristig optimistisch zu sein. Mitchell und DeJean sind Homerun Picks. Q nimmt einfach mal McLaurin komplett aus dem Spiel, lässt buchstäblich keinen Catch zu. Legitimer Defensive Rookie of the Year Kandidat, All Pro Upside. Und DeJean statt Maddox (der leider echt nicht mehr das nötige Niveau hat) als Slot CB war mMn der personell entscheidende Move, weshalb die Defense nach der Bye so durchgestartet ist. Carter ist noch jung.

Und bei Onkel Vic sehe ich, bis auf die Gesundheit, keinen Grund, warum der in seiner Heimatstadt nicht solange DC bleiben sollte, wie man ihn lässt. Bei den Dolphins ist er mit seiner schroffen, sachlich-kritischen Art offensichtlich nicht gut angekommen, aber Carter, Baun, Dean, Mitchell und DeJean - die wissen glaube ich gut, was sie an ihm haben.

Ansonsten spielt Saquon natürlich weit über den Erwartungen, die man trotz des dicken Vertrags haben durfte. Das Narrativ mit den Giants geht mir ehrlicherweise ein wenig auf die Nerven - Barkley ist kein Mann für ein Rebuilding Team ohne QB und OL -, aber es ist natürlich schon ein Gedicht, ihn spielen zu sehen. Der Butt Hurdle ist eines der spektakulärsten Plays, das ich ja gesehen habe.

Hurts auf der anderen Seiten mit einer merkwürdigen Saison. Zahlen sehen gut aus, auch da vor allem nach der Bye, als der die Turnover größtenteils abgestellt hat (außer gegen die Cowboys). Er hat auch bockstarke Phasen innerhalb der Spiele, Plays, die nur ganz wenige QBs können. Aber dass die Offense so schwer in die Spiele reinkommt und das Passing Game teilweise sehr schlecht aussieht, kann man natürlich nicht von ihm trennen. An den Waffen, der Offensive Line und dem Run Game liegt es jedenfalls sicher nicht.
 
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