- Beiträge
- 37.422
- Punkte
- 113
Keine Ahnung wie lange die Haltbarkeit eines Player Coaches wie Nick Sirianni am Ende sein wird.
Ich antworte mal hier, @NcsHawk , weil es ja auch eine grundsätzlichere Diskussion ist. Was die Culture angeht, hat Sirianni mich richtig bekehrt. Ich meine, viel negativer hätte ich ihm gegenüber kaum eingestellt sein können, als er verpflichtet wurde, aber ebenso maximal daneben lag ich eben auch damit. Vom Saulus zum Paulus. Lustig finde ich den Kontrast im Verhältnis von Sirianni und Hurts im Vergleich zu Reid/Mahomes oder McDermott/Allen. Während die beiden eher väterlich streng mit ihren QBs sind/sein müssen und sie einfangen, weil sie so viel Energie haben und diese auf dem Feld ausleben wollen, ist es eher Hurts, der den komplett aufgeladenen Sirianni einfängt. Sein Energielevel geht für mich schon in die Richtung Prime Pete Carroll. Wobei Sirianni zwar sehr positiv in seiner Ansprache ist und auch viele Freiheiten gibt, aber eben auch "Accountable" als ein "Core Value" seiner Teamführung hat. Das zu sagen bringt noch nichts, du musst es natürlich auch leben, aber dafür sorgt schon der strenge (und immer analytisch-unterkühlte) Hurts. Die beiden haben da schon eine für die Eagles extrem erfreuliche Symbiose gefunden.
Die erste Herausforderung für die Culture wird es, wenn Jason Kelce, Lane Johnson und Brandon Graham nicht mehr da sind, mit Abstrichen gilt das auch für Cox und Slay. Die wissen eine lange Leine einerseits zu schätzen, sorgen aber andererseits in den DL- und OL-Meeting Rooms eben auch dafür, dass bei allem Lob auch die Fehler hart analysiert und aufgearbeitet werden. Die Mischung aus Leadership und Professionalität der Veterans und der Energie, dem selbstbewussten Swag und dem Hunger der jungen Spieler ist schon sehr gut dieses Jahr und das kannst du nicht jede Saison auf diesem Niveau haben.
Aber ich tendiere im Moment dazu, dass das Duo Sirianni/Hurts den Eagles-Fans noch viele Jahre eine exzellente Culture schenken wird. Und das ist eine sehr gute Basis für sportlichen Erfolg. Wobei ich schon leichte Sorgen um Siriannis Gesundheit habe, wie er da teilweise mit tiefsten Augenringen an der Seitenlinie steht, das kann nicht gesund sein - und wenn er erzählt, dass er "nicht schlafen konnte" und deswegen einfach schon um vier Uhr ins Büro marschiert ist, sehe ich da perspektivisch schon die Möglichkeit eines Burn Outs gegeben. Nur so am Rande: Nick Saban hat jeden Tag denselben Schedule, isst dasselbe zum Frühstück usw. Auch da hat er seinen "Process". Das spielt aus meiner Sicht für dessen Langlebigkeit als HC auf allerhöchstem Niveau eine Rolle, die man nicht unterschätzen sollte.
Die größeren Sorgen mache ich mir perspektivisch um das Playcalling in der Offense und generell den Coaching Staff, den Sirianni extrem gut zusammengestellt hat, der aber zwangsläufig auseinandergerissen wird. Wahrscheinlich dürfte Steichen noch ein Jahr bleiben, ich weiß auch nicht, wie gut er in Interviews ist, die "größte" Persönlichkeit hat er zumindest im öffentlichen Auftreten nicht. Aber er ist ein sehr, sehr guter Playcaller mit einem guten Gefühl für den Flow eines Spiels und den richtigen Situationen für Shot Plays. Sirianni ist beim Gameplan sehr involviert, das kann er glaube ich auch, aber es war mMn kein Zufall, dass die Eagles unter Nick als Playcaller sehr schlecht gespielt haben. Da einen Nachfolger zu finden, wenn es dann soweit ist, wird nicht einfach. Ich hätte nur die Bitte: Nicht Marcus Brady, ehemals OC der Colts, jetzt Advisor bei den Eagles. Dessen Offense fand ich nur sehr schwer erträglich. Und klar, da hat Frank Reich (der als Mensch super, als Leader gut, aber als Offensive Mind sehr ausbaufähig ist) einen Anteil daran, aber trotzdem, da sollte es bessere Optionen geben.